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Alt 27.04.2017, 19:56
Toby01Harv Toby01Harv ist offline
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Standard AW: Auch mich als Marathonläufer hat es erwicht

Hi,

1) Bzgl. Nachsorgechema generell würde ich mich im Prinzip schon auch an die offiziellen Leitlinien halten. Anders als beim Seminom, bei dem idR. alle 3 Monate kontrolliert ist, ist man beim Nicht-Seminom strenger, weil diese Form ggf. auch schneller streut. Mein Onkologe hat bei den letzten beiden HK-Tagungen daher auch sehr stark die Meinung vertreten, dass v.a. beim Nicht-Seminom zu Beginn etwas häufiger kontrolliert werden sollte, um ja nichts zu übersehen. Ganz hat sich das Schema wohl aber noch nicht durchgesetzt. Kurzum: ich selbst - obwohl Seminom - bin das erste Jahr alle 6-8 Wochen zur allgemeinen Kontrolle (d.h. Blutwerte und Ultraschall) gegangen.
2) Nach neuesten Studien sind die Blutwerte bei HK in den allermeisten Fällen sehr aussagekräftig. Es ist daher sehr sinnvoll, v.a. bzgl. der Blutwerte sich an die vorgegebenen Zeitrahmen zu halten. Dies gilt umsomehr, wenn der Tumor ßhcg oder afp-positiv ist.
3) Röntgen-Thorax: MRT hilft beim Thorax wenig. CT würde zu viel Strahlung verursachen, d.h. wird allgemein für die Nachsorge/Vorsorge Röntgen empfohlen. CT nur, wenn Verdacht. Hat sich wohl auch durchgesetzt. Meine Radiologen und Onkologen sagen, dass man gleichwohl das Röntgen nur sehr überlegt einsetzen sollte. Mein Onkologe sagt, dass Metastasen in der Lunge ohne Metastasen im Abdomen sehr sehr selten seien und zudem stets auch durch die Blutwerte auffallen würden. Aus diesem Grund hat er mir - hatte ein Seminom - empfohlen, auf das Röntgen ganz zu verzichten. Beim Nicht-Seminom wäre ich da etwas vorsichtiger, alle 2 Monate halte ich aber für zu häufig. Ich rate Dir, diesen Punkt nochmals mit Deinem Onkologen zu besprechen. Ich würde zudem darauf hinweisen, dass die Blutwerte doch genug Aufschluss geben sollten, dass man nicht ganz zu häufig röntgen muss.
4) Bzgl. Abdomen: Hier ist die Sache medizinisch klar. Ein MRT ist dem CT deutlich überlegen. Alles andere stimmt nicht. Die MRT erkennt bei sämtlichen Studien deutlich mehr Metastasen als die CT. Die CT ist nur viel schneller und damit kostengünstiger. Zudem sind die Streuwege beim HK recht klar, weshalb das CT auch ausreicht. Aus Strahlungsgründen würde ich jedoch dringend zu MRT raten. Ich hatte für die Nachsorge kein einziges Mal CT, bin aber auch privatversichert. Das ist also weniger eine medizinische, als eine Kostenfrage.
5) Neuerdings wurde in die Leitlinien auch der Ultraschall aufgenommen, dieser ist zwar nicht gleich effektiv wie CT oder MRT, aber darfür auch strahlungsfrei und günstig. Mein Onkologe schwört auf den Ultraschall, nimmt sich aber auch immer ca. 20 Minuten Zeit, um diesen genau durchzuführen.

Kurzum, die Blutwerte haben wohl die meiste Aussagekraft (v.a. bei AFP oder ßhcg-positiven Tumoren). CT würde ich nur einsetzen, wenn etwas in der Lunge vermutet wird. Im Übrigen würde ich zu MRT raten, hilfweise - in Abwechslung - zum Ultraschall. Wir alle wollen ja nicht durch vermeidbare Strahlung in 20 Jahren einen Zweittumor bekommen.
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