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Alt 19.12.2011, 08:41
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Hallo Chris,
über Derealisation kann ich Dir nichts sagen, ich weiß nicht mal was das ist .

Aber dass Du mit der Diagnose und Zukunftsängsten kämpfst, ist das Normalste von der Welt. Das tut wohl jeder, der plötzlich mit einer solchen Krankheit konfrontiert ist.

Wir haben festgestellt, dass man sich am leichtesten tut, wenn man keine Zukunftspläne mehr macht. Sobald man diese Planerei aufgibt, ist das Leben auf einmal wieder sehr leicht, trotz Krankheit.

Bei mir war das ziemlich schwer, denn ich bin ein Mensch der gerne plant und sich auch immer Gedanken um die Zukunft gemacht hat. Mein Mann hingegen ist glücklicherweise ein Mensch, der es hasst sich Gedanken über irgendetwas zu machen, was weiter als 3 Stunden vor ihm liegt. Was habe ich mich früher immer aufgeregt, wenn er nicht bereit war beim Frühstück am Sonntag darüber zu reden, was wir am selben Tag unternehmen könnten! Aber er hatte keine Lust sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was doch sowieso erst am Nachmittag war. Oder Reisen! Die waren ganz und gar unmöglich. Er war nie bereit im Januar schon mal darüber nachzudenken, wo wir im Sommer hinfahren würden. Und ich plante doch so gerne! Das war immer schwierig.

Heute kommt ihm diese Einstellung unglaublich zugute. Denn er denkt nie darüber nach was noch kommen könnte. Er lebt tatsächlich nur am Tag selbst. Eventuell noch innerhalb dieser einen Woche, aber mit Sicherheit reichen seine "Planungen" heute noch nicht einmal bis Silvester .

Ich musste mir das Zukunftsdenken mühsam abgewöhnen und tue es jetzt nur noch im Dreimonatsrhythmus. Von Untersuchung zu Untersuchung quasi fühle ich mich relativ sicher Termine zu machen. Bei allem anderen kann ich nichts sagen. Wir haben ein Wohnmobil, von daher müssen wir auch keinen Urlaub mehr planen und so leben wir eigentlich wirklich nur von einem Tag in den anderen.

Du kannst nie sagen wie die Zukunft aussieht, auch wenn Du gesund bist. Wir wägen uns immer so sicher, aber wir sind es überhaupt nicht. Insofern kann man das Planen und die Zukunftsvisionen auch tatsächlich ganz dran geben. Wichtig ist, dass es Dir HEUT gut geht. Dass Du nicht mit großen Nebenwirkungen Deiner Bestrahlung kämpfst, vielleicht heute wieder zu Deinem Sport gehst und Dir HEUTE einen richtig schönen Tag machst.
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Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.