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Alt 23.12.2012, 08:39
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Die Sorge um sich selbst...

Ach Mari,

ich muss wirklich schlucken, wenn ich mir vorstelle, wie du da so verloren in der Kinderabteilung standest und alle anderen lachten und strahlten...Und du suchst eine Hose für deinen verstorbenen Bruder aus. Es ist so traurig, so wahnsinnig traurig. Als Einzelkind kann ich natürlich nicht ermessen, wie es sich anfühlt, den Bruder zu verlieren... Aber ich stelle es mir schlimm vor. Auch, wenn du dich so nicht kennst, lass die Tränen laufen. Sie spülen ein wenig von der Traurigkeit und Verzweiflung hinfort. Und vergiss nicht, du wirst dennoch immer seine Schwester bleiben. Auch wenn er nicht mehr hier sein kann, bist und bleibst du seine Schwester. Aber ich weiß genau, was du meinst. Als mein Papa starb, war ich auch so traurig, weil ich spürte, dass mit ihm jemand ging, der mich bedingungslos geliebt hat. Einfach nur, weil ich bin, wie ich bin. Sicherlich hat er mich oft zurecht gewiesen und meine Macken kritisiert. Aber er hat mich geliebt, egal, welchen Mist ich auch gebaut hatte und er war immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Er hat mir bei all meinen Umzügen geholfen, mich in meinem Schrottauto abgeschleppt, nachts mit mir einen Wein auf der Terrasse getrunken und wir haben zusammen eine geraucht, mit mir meiner Tochter Kinderlieder vorgesungen, mit meiner Hilfe einen Ring für meine Ma ausgesucht, mir stolz seine selbst gezogenen Tomaten und Salatgurken geschenkt, ist mit mir am kalten Nordseestrand marschiert und wir haben in den Wind hinein geschrien und gestrandete Seesterne zurück ins Meer geworfen. Und nun ist er weg, eine der beiden Personen, die mich bedingungslos liebten. Nun ist nur meine Ma übrig. Und wenn die auch nicht mehr da sein sollte... Ich mag es mir nicht vorstellen. Das mag jetzt sehr egoistisch klingen, aber ich denke, du verstehst mich, oder? Auch du vermisst deinen Papa unendlich. Nun sitze ich hier und heule, dabei wollte ich dir eigentlich etwas Tröstliches schreiben.Toll, Miri!

Ach Mari, stopft euch mit Gummibärchen voll und trinkt einen Vino auf deinen Paps und deinen kleinen Bruder und weint euch die Augen aus! Ihr habt allen Grund dazu. Es gibt einfach nichts, was jetzt Trösten kann. Es wird dauern. Aber dann irgendwann fällt es wieder leichter, nach vorn zu schauen, sich selbst zu sortieren und das Leben zu genießen...

Lieber Gruß
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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