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Alt 15.06.2006, 11:59
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Registriert seit: 28.09.2005
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Standard AW: Annhemen, glauben, Kämpfen! Mein Weg...

Hallo alle zusammen,
"Erzengel", Zoe,

Vorab, erst dachte ich, ach du musst deinen Senf da nicht dazu geben. Beim Lesen der Erklärungen von „Erzengel“ – (sicher durch die „Erscheinung“ als Name gewält – nicht weil er sich als dieser fühlt) hat sich in meinem Kopf eine Wandlung vollzogen. Das Gefühl beim Lesen war erst “Na toll, du hast überlebt, kannst schlaue Sprüche machen und die die nicht überlebt haben, haben „falsch gelebt“?!“ – ich war irgendwie sauer. Mein Liebster hatte eine ähnliche Einstellung wie „Erzengel“, hat allerdings nicht überlebt. Hat er was „falsch“ gemacht ? Nein, ich denke in eine seiner späteren Erklärungen hat „Erzengel“ auch geschrieben, dass es darum nicht geht. Sicher ist bei meinem Mann, er hat eine längere Lebenszeit gehabt, als ihm zugestanden wurde, er hatte eine bessere Lebensqualität und er hat die Zeit genutzt zu LEBEN so gut er konnte. Das Wunder war nicht, dass er überlebt hätte, sondern WIE er mit so vielen Schmerzen, Narben, Metastasen gelebt hat. Er hat auch nicht versucht 100 Jahre zu werden, er wollte nur die Zeit, die ihm bleibt so gut wie möglich leben. Diese Botschaft habe ich heraus gehört. Man kann mehr erreichen, als die Statistik sagt, wenn man an sich und SEINEN WEG GLAUBT. Ich denke, diesen Rückschluss, dass wenn man so wie „Erzengel“ lebt und mit der Krankheit umgeht, man auch am Leben bleibt wie er, dieser Rückschluss passierte in MEINEM Kopf, das hat er nicht behauptet ! ER hat nur gesagt, dass er so gelebt hat und dann ist dieses wunderbare Ergebnis dabei raus gekommen, das ist sicher KEIN VERSPRECHEN auf ewiges Leben, aber zumindest die Chance auf „befreiteres Leben“ offen wie lange es dauern wird, aber unbestritten mit weniger zusätzlich krank machenden Sorgen, mehr Endorphine usw.

Unbestritten ist sicher, dass sich Kinder / Jugendliche sich leichter tun Risiken einzugehen, sich vieeeel weniger Gedanken und Sorgen machen, einfach, weil sie weniger negative Erfahrungen in ihrem jungen Leben sammeln konnten. Das alte Sprichwort mit „Kindern und Betrunkene“ besagt auch, dass viele Dinge gut gehen, die eigentlich nicht gut gehen KÖNNEN, nach „NORMALEN ERFAHRUNGSWERTEN“. Dass negative und verkrampfte Gedanken behindern, ist auch psychologisch erklärbar. Wenn nun ein Kerl, von 15 Jahren einfach nicht glaubt, dass ihn etwas umbringen könnte, einfach weil er das gar nicht verinnerlichen kann (vielleicht auch verdrängt) und „besseres zu tun hat“ als zu sterben, bis dahin evtl. noch keine Erfahrung mit dem reellen Tod in der Familie gemacht hat, somit auch keine Angst hat – dann kann ich mir auch vorstellen, dass dieser junge Mensch alles mögliche vor hat, sich für alles mögliche interessiert, aber nicht für die medizinischen Fakten. Seine Bemühung ist ja nur die, da wieder raus zu kommen, denn sterben wird er ja nicht, davon ist er ja überzeugt. Nebenbei bemerkt, hat er allerdings auch nicht die Verantwortung gehabt zu entscheiden, welche Behandlung er machen lässt oder nicht. Vielleicht hat er sich mit der gleichen Unbesorgtheit seinen Ärzten „hingegeben“, damit sie ihn „reparieren“ und er dann „endlich wieder raus“ kann…(kann auch schief gehen, sagt unsere Erfahrung) Seine Eltern haben da evtl. schon mehr überlegt, was sie tun sollen bzw. wenn sie die Sache wirklich losgelassen haben …“Gott übergeben“, dann ist auch hier die Anspannung der Verantwortung alles richtig und mögliche tun zu wollen abgefallen und der Kopf war frei die Stunden zu nutzen…


Doch was ich wirklich glaube, du „Erzengel“ - hattest den Vorteil der Jugend, der auch jetzt noch, nachdem diese Erfahrung als positive Erfahrung in dir nachwirkt, eine Kraftquelle ist. Viele Menschen, die andere Erfahrungen machen mussten, habe diese selbstverständliche Unbekümmertheit nicht mehr und dahin zu kommen ist dann ein Entwicklungsprozeß, ich glaube nicht, dass man seinen Gefühlen das „befehlen“ kann – aber man kann sich sicher bemühen dahin zu kommen. Auch da denke ich, hat es ein Single vielleicht einfacher, als beispielsweise eine alleinstehende Mutter mit drei kleinen Kindern, die einfach den Druck und die Angst hat leben „ZU MÜSSEN“!

Diagnose : WOZU sollte er das schreiben? Selbst wenn jemand die gleiche Diagnose bekommen hat, JEDER Krankheitsverlauf ist anders! Auch wenn der Verlauf bei ihm so gewesen ist, lässt sich nicht eine Wahrscheinlichkeit ableiten, dass es beim nächsten Patienten, der sich bemüht und sich so ähnlich verhält, auch so ablaufen wird – jeder ist ein Unikat! Also geht es „nur“ darum, den Wahrheitsgehalt zu prüfen…gerade unsere empfindlichen Seelen wollen nicht belogen werden. Aber wie viel „Beweis“ wäre nötig, dass wir das „Wunder“ glauben könnten? Und wäre es dann eine GARANTIE, dass es bei uns auch so liefe? Eine Prüfung des Krankheitsverlaufes wäre sicher für den einen oder anderen hier möglich, wobei : wenn uns hier einer Geschichten erzählen will, kann er sich auch einen „medizinisch fundierten Verlauf“ zusammenbasteln !


Egal, was jeder von der Geschichte und der flappsigen Art der Erzählung hält, Anregung zum Nachdenken gibt sie allemal, vielleicht auch erst beim zweiten Lesen. „Glauben können“ …tja, glauben ist nicht wissen, aber ich hoffe und würde gern darauf vertrauen, dass es keinem Menschen Spass macht sich an dem Leid der Forumsleser zu erhöhen. Aber wir können ja selbst entscheiden was wir glauben wollen…

Petra
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