Einzelnen Beitrag anzeigen
  #13  
Alt 20.06.2002, 00:28
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Habe Angst....

Ich bin nur durch Zufall in diesem Forum, aber es geht mir ins Herz.
Es sind so wenige freudige Kundgebungen der Heilung, die es ja in den meisten Fällen geben soll, hier zu lesen.
Oder ist es etwa so, dass die Chancen zum Überleben NUR in der Erfolgsstatistik unserer Medizin zu lesen sind? Wenn ja, wie kann das sein, wenn die Wahrheit anders ist?
Ich kann eure Gefühle nur richtig nachempfinden, weil ich sie auch schon erlebt habe. Mit meiner Schwester.
Sie lebt aber heute noch , sie ist sogar gesund, ein Ausnahmefall, so sagt der Arzt.
Ich denke, so ist es nicht ganz.
Wir hatten nie ein besonders inniges Verhältnis, es entstand eigentlich erst durch ihre Krankheit. Als sie ihren Befund bekam, hatte sie aber sonst niemand, den sie ihre Angst mitteilen konnte. Es war gut so, nachträglich betrachtet. Ein guter Zufall liess mich also anspringen, liess mich zum Menschen werden, um alles geben zu können zu ihrem Überleben.
Es war das Ende meiner Oberflächlichkeit. In der Chemo tobte sie, wäre fast gestorben, als ich mir eine Urlaubswoche im Gefühl ihrer Gesundung genehmigte.
Wir haben dann alle verschriebenen Psychopharmaka kritisch hinterfragt, ihre Nebenwirkungen gelesen und sind zur Einsicht gekommen, dass sie das Problem der Angst nur verschieben und Psychostress auslösen.
Ich erfuhr, was ich vorher nie bemerkt hatte.
Jahrelange Angst, allein im Aufzug zu fahren, jahrelange kritische Befunde vor der Erkrankung ohne Reaktion, jahrelange Verdrängung der Stadien Richtung Krebs mit Herzrhytmusstörungen, Gelenksversagen, vegetativer Dystonie, Pilzerkrankungen. Ich lernte meine Schwester kennen.
Es war aber dann doch Glück, sie hat mir geglaubt, als ich sagte, sie würde gesund. Wir haben aber dann auch wirklich alles unternommen, um auch alternativ das Immunsystem zu stärken, sind hunderte Kilometer dafür gefahren. Auch das war gut so, denn Innereien und Geselchtes der Spitalsküche zeigte das mangelde Interesse großer Strukturen am Einzelnen, erzeugen kein Bewusstsein.
Letztendlich glaube ich aber, dass sie gesund geworden ist durch das Gefühl wahrer Liebe. Da ist der Spitalsbesuch mit Blumen und Bussi, Bussi, wie geht es dir Mutter, Schwester, Vater, Mann, ich mache mir so viel Sorgen um dich, weit zu wenig.
Können wir auch noch mehr als oberfächlich sein? Können wir Lebenswille, Hoffnung geben mit unserem Egoismus?.
Wir Geschwister haben es geschafft. Nehmt die Beine und das Herz in die Hand, vielleicht geht es bei euch auch.
Mit Zitat antworten