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Alt 29.11.2002, 16:10
Gast
 
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Standard Hoffnung, oder.......mal was gutes

Hallo liebe Betroffene,
im September 2000 wurde bei mir die Diagnose Nierenzellkarzinom gestellt und obwohl der Tumor unter 3 cm im Umfang war, musste aufgrund der ungünstigen Lage die rechte Niere im Gesamten entnommen werden.Glücklicherweise wurde keinerlei Metastasierung festgestellt.
Ein halbes Jahr nach der OP bekam ich Probleme im psychischen Bereich, d.h. ich hatte Panikattacken und mit Angststörungen zu kämpfen. Ich habe mich dann ein Jahr lang mit diesen Problemen herumgeschlagen und fühle mich mittlerweile -dank Partnerin und Psychotherapeut- wieder recht gut, auch wenn ab und zu negative Gefühle und kleine Ängste bezgl. der Krebserkrankung aufkommen.
Meine Ratschläge für ein einigermaßen normales Leben sind:
1.Viele Informationen über die Krankheit (Gespräche mit Ärzten/Internet) sammeln und sich damit auseinandersetzen.
2. Ängste zu Papier bringen, in diesem Forum mit Leidensgenossen Erfahrungen austauschen.
3. Seinen Partner nicht zu oft mit den Sorgen konfrontieren, ansonsten überfordert man ihn.
4. Bei zu starken und anhaltenden seelischen Problemen ruhig einen Therapeuten aufsuchen. Dies ist keine Schande, sondern wie in meinem Fall manchmal die einzige Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Mir jedenfalls hat es wieder unheimlich viel Lebensqualität zurückgegeben.
5. Regelmäßig zu Nachuntersuchungen gehen (3-Monatsfristen für Ultraschall-Untersuchungen, jährlich zur CT bzw. Kernspin und Lungenröntgen).
6. Sich im Beruf und bei einem oder mehreren Hobbys engagieren.
Erfolgserlebnisse sind ein toller Kick und bauen das Selbstbewußtsein auf.
Ich persönlich habe mich mit Leib und Seele dem Laufsport verschrieben und fühle mich seither körperlich gesund.
7. Sich nicht vom Freundeskreis abkapseln, sondern weiterhin rege am Gemeinschaftsleben teilnehmen
8. Sich nicht selbst bemitleiden, sondern der Krankheit innerlich trotzen.
9. Gesund ernähren, nicht rauchen, Sport treiben

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht immer leicht ist, sich selbst zu motivieren und von negativen Gedanken frei zu machen. Es macht nur keinen Sinn, sich ständig über sich selbst Sorgen zu machen; letztendlich wird man dann erst richtig krank.
Im übrigen wird immer nur über schreckliche Krankheitsverläufe geschrieben und geredet. Dabei wird vergessen, dass es unzählige Krebspatienten tatsächlich geschafft haben, vollständig und nachhaltig geheilt zu sein.
Darum sollte man für sich selbst erst einmal von einem guten Verlauf ausgehen, damit die Lebensfreude nicht vorloren geht.
Man sollte auch immer daran denken, dass man das Schicksal letztendlich nur eingeschränkt beeinflussen kann (gesund und positiv denkend leben, Nachsorge betreiben etc.). Hat man seine persönlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, muss man sich keine Vorwürfe machen.
Meine OP liegt nun 2 1/4 Jahre zurück und ich hoffe und denke, dass ich alles nur mögliche getan habe und natürlich noch tue, damit ich gesund und von Rückschlägen gleich welcher Art verschont bleibe.
Ich wünsche allen, die mit dieser Krankheit konfrontiert sind, Kraft, Stärke und den Glauben an sich.

Gruß
Frank

frank.schaufler@lbbw.de
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