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Alt 30.09.2002, 12:00
Gast
 
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Standard Angst und Neid

Hallöchen Frank,
ja, hmpf! (grins!), da hab ich wohl wirklich was falsch verstanden mit Deinem Schatz. Dachte, sie wollte DIR was Schönes (mit einer Pause) gönnen, mit ihr zusammen. Wäre ja auch okay gewesen ...

Tja, diese "Egal-Einstellung" von Rene ist dann wahrscheinlich schon auch ein bisschen Bequemlichkeit. Eine Bequemlichkeit des Lebens eben. (Ich frag mich nur gerade, wie man mit so einer "Egal-Einstellung" ein Geschäft führen kann?)
Naja, viel ändern kannst Du selber dabei wohl kaum noch. Es liegt da schon hauptsächlich an ihm selbst. - Die einzige Möglichkeit wäre vielleicht, IHN regelmässig in Deine Recherche oder die Gespräche und Abklärungen mit den Ärzten mit einzubeziehen. Damit er auch sieht, WAS Du machst, und nicht nur die Ergebnisse so schön vor die Füsse hingelegt kriegt. (Ist nämlich auch so herrlich bequem.)
Okay, vielleicht tust Du das ja auch hin und wieder, aber ... naja, ALLES musst Du ihm ja auch nicht abnehmen. Vielleicht kannst Du ja zu Beginn mal versuchen, ihn vor den Computer für Recherchen zu locken, oder mit ihm zusammen in einem Buchladen nach speziellen Büchern stöbern? Oder wenn er Gespräche mit den Ärzten hat, kannst Du mit ihm vorher zusammen die nötigen Fragen auf ein Blatt Papier schreiben, die er dann selber mit dem Arzt abklären sollte. (Du selbst kannst ja auch nicht immer als Begleitung dabei sein, obwohl so eine Begleitung normalerweise sehr unterstützend sein kann.)
Naja, sind bloss so Ideen von mir. Wichtig ist am Ende für einen Krebspatienten einfach immer das Wissen, dass man nicht alleine dasteht, dass man Hilfe (Anwesenheit) bekommt, wenn man sie braucht.
Ich habe zum Beispiel meine Arztgespräche immer alleine geführt, ... obwohl ich mir manchmal sehr gewünscht hätte, da würde mich mal jemand begleiten. Vier Ohren hören schliesslich mehr als zwei, und wenn man noch selber den blöden Krebs hat, kann man manchmal kaum noch richtig klar denken und "überhört" schon mal diese oder jene Aussage des Arztes, oder man versteht den Zusammenhang nicht so ganz. So eine Begleitperson kann da schon sehr hilfreich sein.
Aber ich habe mir meine (vielen) Fragen auch immer auf ein Blatt aufgeschrieben. Die Ärzte sahen das nie sehr gerne (vor allem weil meine Blätter immer von oben bis unten vollgeschrieben waren ..., - kannst Du Dir ja bestimmt vorstellen, hihi!)- ... da genügte ein Blick des Arztes auf das Papier und seine Miene wirkte blitzartig gestresst! Wenn dann die Antworten auf meine Fragen so ein bisschen "ausweichend" waren oder mir "schleierhaft", dann war da natürlich meine weitere Hartnäckigkeit im Fragestellen wichtig, ... welche ich eben auch nicht immer hatte, weil mir einfach die nötige Kraft dazu fehlte. HIER wäre eine Begleitperson für mich schon sehr hilfreich gewesen.
Aber auch sonst als seelische Unterstützung. Ich merke immer, wenn mich heute mal jemand zum Arzttermin hinbegleitet (er muss nicht mal unbedingt im Wartezimmer warten, er kann auch draussen in einem Café oder so sitzen), ... dann fällt mir so ein Arztbesuch auch immer viel leichter, weil ich VORHER jemanden bei mir habe, aber auch genauso NACHHER. Ich hab dann nicht so das Gefühl, alles alleine durchstehen zu müssen.
(Wie Du siehst, es ist dann gar nicht so viel Hilfe, und DOCH ist es so wahnsinnig viel! - Leider kommt alleine DIESE Hilfe bei mir schon sehr selten vor, vielleicht schätze ich das dann halt auch um so mehr.)

Ja, so im Buchladen zusammen stöbern oder gemeinsam vor den Computer sitzen ("Guck mal, ich will Dir was zeigen!"), ... ist ja bereits ein Versuch einer kleinen Konfrontation mit der ganzen Sache. Oder was meinst Du?

Renes Zwilling hat eine "Einsicht" gekriegt? Ah! Finde ich toll. Kommt jetzt nur noch darauf an, was er mit dieser Einsicht anfängt. Entweder "hakt er es ab", oder er überlegt weiter und merkt, dass diese Eifersucht, dieser Neid ja eigentlich ein Witz ist.
Ja, und weil er selber Papa geworden ist. Da sieht man die Welt eben wieder ein bisschen mit anderen Augen.

So, ich geh jetzt Essen. Bis dann, lieber Frank, und mach's gut, ja?
Ganz liebe Grüssli
von Brigitte
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