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Alt 12.03.2002, 01:51
Gast
 
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Standard kleinz. Bronchialkarzinom - wie verhalte ich mich?

@ Rainer
Meine Mutter hat vier Zyklen Chemo, ACO-Schema bekommen, alle drei Wochen. Anschließend nach knapp 2 Monaten Pause Entfernung des Lungenflügels (allerdings nicht wegen dem kleinzelligen Tumor, sondern wegen einem Rest, der sich als nicht-kleinzellig herausstellte), nun 5 Wochen Reha, anschließend sofort (hoffentlich noch) prophylaktische Kopfbestrahlung, zu der ich noch keine Angaben machen kann.

Liebe Silvi!
Mit der ausführlichen Antwort hats erstens doch länger gedauert und zweitens wirds nicht so ausführlich, wie geplant, weil ich ganz dringend noch was für die Arbeit morgen vorbereiten muß... *heul*
Erst einmal kannst du superberuhigt sein, was die Klinik betrifft, in der deine Mutter behandelt wird :-) Um dort behandelt zu werden, nehmen viele Leute echt lange Wege in Kauf, sie soll seeeehr gut sein. Ihr seid also in guten Händen dort! Das ist gar nicht so selbstverständlich, wir haben die Klinik einmal wechseln müssen. Wieso und weshalb würde jetzt zuweit führen, aber es ist wohl gar nicht so egal, wer einen behandelt.

Zum anderen, alle deine Gefühle, die du beschreibst, kenne ich. Das tröstet dich wahrscheinlich wenig, aber dein Eintrag hätte von mir sein können... :-(

Dass deine Mutti nicht mit dir über die Krankheit reden möchte, ist wohl für viele Menschen normal. Bei meiner Mami ist das leider meist immer noch so. Trotz ihrer Krankheit hatten wir am Anfang teilweise heftige Streitereien, weil ich in meiner Hilflosigkeit sie ständig "vollgelabert" habe, sie soll den kopf nicht hängen lassen, was hat der Arzt denn GENAU gesagt, sämtliche Tips, die man so liest, habe ich ihr nahegelegt... sie konnte damit nix anfangen. Sie hat dicht gemacht. Manchmal hat sie einen Zusammenbruch gehabt, dann konnten wir einige Minuten darüber sprechen, dann sagte sie "ne, ich kann nicht mehr... anderes Thema".
Gib ihr Zeit, die Krankheit zu "akzeptieren" (doofes Wort, kann man es akzeptieren? ich hoffe, du weißt in etwa was ich meine...). Warte, bis sie mit dir reden will.
Auch wenn es dich erdrückt, weil man doch darüber sprechen möchte... lass sie den Zeitpunkt bestimmen. Das war für mich auch unerträglich, aber als ich verstanden habe, dass das ihre Art ist, damit umzugehen, konnte ich das Schweigen akzeptieren. Wenn sie reden möchte oder Fragen hat (was jetzt durchaus vorkommt), bin ich da, ansonsten lasse ich sie mit dem Thema in Ruhe. Ich denke für uns ist das der beste Weg. Wobei das natürlich jeder ganz individuell handhabt.
Wenn du die Möglichkeit hast, bei Arztgesprächen dabei zu sein, gehe mit, besuche sie sooft du kannst, koch ihr etwas, worauf sie hunger hat, wenn sie aus dem krankenhaus kommt, bring ihr ein gutes Buch mit, fahr für sie zur Apozheke, ... sei einfach da für sie. Dann kommt das Sprechen irgendwann ganz automatisch. Ganz bestimmt. Sag ihr einfach "wenn du reden willst, kannst du das mit mir, jederzeit"...

Du fragst, wann ich mit der Diagnose meiner Mutter umgehen konnte... hmmm, schwere Frage. Damit umgehen kann ich immer noch nicht so wirklich. Ich glaube, bei mir hat irgendwann die Verdrängung eingesetzt. Irgendwann konnte ich wieder auch an andere Dinge denken. Das ging in der ersten Zeit überhaupt nicht. Die Gedanken waren nur "Krebs, Krebs, Krebs..." ... "Sie sirbt, sie stirbt...". Von morgens bis abend. Irgendwann wird es ... ja, wie wird es... ???... hmmm... nein, nicht normal... es wird "anders als am anfang". Ich weiss nicht, wie ich es beschreiben soll. Naja, vielleicht passt es ja doch, man lernt, damit umzugehen, aber man wird es nie begreifen und man wird es nie akzeptieren.
Nun, das hat lange gedauert. Die letzten beiden Chemos hat sie recht gut vertragen, so dass sie in den Wochen dazwischen körperlich gut drauf war... Da hab ich irgendwann wieder Mut gefasst, dass sie es packen könnte... ab da ging es etwas besser. vielleicht so 3 Monate? Aber, das ist natürlich auch ganz individuell.

Momenatn geht es ihr recht gut. Sie ist nun in der 3. Reha Woche, sie kommt gut mit nur einer Lunge zurecht, die Haare wachsen wieder, ich ziehe bald zu meinen Eltern, wir haben einen kleinen Hund... alles schöne Dinge. Wenn dieses Demokles Schwert nicht über ihr hängen würde... Da du ja im Internet liest, weisst du, das die RezidivRate beim Kleinzeller so unglaublich hoch ist. Davor habe ich eine unglaubliche Angst. Die geht teilweise so weit, dass ish denke, sie kommt aus der Reha und der Krebs ist wieder da. Vor der nächsten CT habe ich unglaubliche Panik.

Momentan geht es ihr gut, aber diese ständige Frage. Wie lange noch? Wenn jetzt schon der Rückfall kommen würde, das würde ihr die Beine wegziehen. Ich glaube, das würde sie nicht verkraften.

Hmmm... es stimmt, ich habe tatsächlich gelernt, mit der Krankheit umzugehen. Das wirst du auch. Das schlimme ist, dass man sie nie wieder ganz aus seinem Kopf bekommt. Aber auch damit kann man umgehen lernen. Du packst das. Gib dir noch ein paar Wochen Zeit.

;-) Und irgendwann hörst du auch auf, sämtliche Internetseiten zum Thema Bronchialkarzinom zu suchen.... Die Sucht kenne ich. Ich konnte auch nicht anders. ;-)

Ist die Chemo schon angelaufen? Wie verträgt sie sie? Welche Chemo Medikamente bekommt sie ? Wie geht denn dein Vater mit der Krankheit um?
Siehst du... :-) ich kann auch "löchern"... ;-)

Alles Gute für Euch, lg,
Tanja

OOOOOhhhhhh.... *schluck* ... das ist ja doch recht ausführlich geworden... ich hoffe, die Antwort ist nicht zu chaotisch, war jetzt ganz schnell dahingetippt... :-)
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