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Alt 09.03.2012, 17:10
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Papa hat Lungenkrebs

Liebe Laura,

das freut mich!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Mir geht es so mittelmäßig. Am Donnerstag ist die Urnenbeisetzung. Es hat ziemlich lange gedauert, zumindest kommt es mir so vor... Wir werden das aber im kleinsten Kreis (Mama, Helena und ich) durchführen.
Es gibt Tage, da komme ich ganz gut zurecht und dann gibt es diese Tage, da mich ein Foto, eine alte Postkarte, eine Erinnerung völlig aus der Fassung bringt und ich fühle mich dann, als würde eine riesige Welle von Traurigkeit über mich schwappen und mich mit sich fortreißen. Aber das ist wohl einfach so.
Heute war ich bei meiner Mutter und habe wieder Anträge gestellt, Ordner durchsucht (ich muss ja auch die Versicherungspolicen ändern lassen oder gar kündigen) und Briefe sortiert und abgeheftet. Eigentlich hatte ich mir noch ganz andere Dinge vorgenommen, aber ich habe es ga nicht geschafft.
Meiner Mutter geht es richtig schlecht. Am liebsten würde sie sich wohl verkriechen. Sie mag einfach niemanden sehen und mit niemandem reden (außer mit uns) und sie weint jede Nacht, wenn es keiner mitbekommt. Das nimmt mich auch mit und ich weiß nicht, was ich noch für sie tun kann. Am kommenden Mittwoch fahre ich mit ihr zur offenen Trauergruppe. Mal sehen, wie uns das bekommt. Vielleicht mag sie dann auch mal allein dorthin. Ich habe ja in der Woche nicht besonders viel Zeit, weil ich ziemlich viel arbeiten muss.

Wenn ich abgelenkt bin, funktioniere ich ganz gut. Wenn nicht, komme ich ins grübeln und dann schweifen meine Gedanken sonstwohin... Gestern bin ich mit der Bahn nach Hannover gefahren, ich musste zum Kongress auf die CEBIT und da hatte ich sehr viel Zeit zum Nachdenken. Zu viel Zeit. Und das Wetter entsprach auch meiner Seele. Mal blitzte die Sonne durch und dann kamen dicke graue Wolken und es regnete. Es war windig und unangenehm.

Und es ärgert mich, dass ich mit meinem Freund überhaupt nicht sprechen kann über all die Dinge, die mich bewegen. Über den Tod meines Vaters, über die Sorgen, die ich mir um meine Mutter mache, darüber, dass so viele Menschen so sehr bangen um ihre geliebten Väter, Mütter, Kinder, Partner und als letzte Woche Sonja starb, da musste ich nur noch heulen. Es ist traurig, aber man kann ja diese Gefühle nicht ausradieren und immer nur funktionieren und nett lächeln.

Insgesamt fühle ich mich auch ein wenig ausgebrannt und im Gegensatz zu früher, fällt es mir sehr schwer, mich mit Fremden zu unterhalten und Smalltalk zu betreiben (was ja auch zu meinem Job gehört). Es ist so, so anstrengend, immer diese MAske tragen zu müssen. Und ich bin so müde, ich bin einfach immer nur müde, egal, wie ausgiebig ich schlafe. Nach 2-3 Stunden bin ich wieder ausgepowert. Es wird wohl noch seine Zeit brauchen, bis ich wieder die "Alte" bin und vielleicht werde ich es auch nie mehr sein, weil sich so vieles geändert hat. Ich habe jetzt irgendwie die Verantwortung für meine Ma dazubekommen. Sie war stark, so lange Papa da war und nun ist sie in sich zusammen gefallen und traut sich gar nichts zu. Ich muss sehen, wie ich sie ein wenig motivieren kann, an sich und an ihre innere Stärke zu glauben. Über Ostern fahren wir drei Frauen eine woche nach Dänemark, das wird uns allen sicherlich gut tun.

Ganz liebe Grüße, auch an dich, Daniela
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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