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Alt 05.10.2004, 13:04
Gast
 
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Standard Was kann ich noch tun?

Liebe Thekla,
danke für Deine lange Nachricht. Das Wochenende war nicht so schön. Mein Mann ist jetzt schon zu schwach zum Essen und wenn ich ihn überrede, wenigstens ein paar Happen zu sich zu nehmen, sind es wirklich nur drei Bissen. Schlimm ist jetzt, dass er am liebsten überhaupt keine Tabletten mehr nehmen möchte. Dabei braucht er seine Schmerztabletten dringend und ich versuche ihm das auch klarzumachen. Aber es ist immer wieder ein kleiner Machtkampf bis ich ihm klargemacht habe, dass er die Tabletten nehmen muss. Danach bin ich dann wie ausgelaugt. Der ambulante Palliativdienst war gestern hier und meinte, ich soll ihm doch nicht die Tabletten auf einmal geben, sondern eine jetzt, dann die nächste eine Stunde später und dann immer so weiter. Das hilft aber überhaupt nichts, dann habe ich jede Stunde diesen Kampf mit ihm auszufechten. Leider gibt es auch keine Alternativmöglichkeit, da er u.a. Retard-Tabl. nehmen muss und die kann man nicht durch Tropfen oder Spritzen ersetzen. Jetzt liegt er im Bett und klagt über Schmerzen im Unterbauch. Er will aber auf keinen Fall seine Notfall-Schmerztabl. nehmen und sagt nur wie der Suppen-Kasper immer wieder "nein, ich nehme meine Tabl. nicht!" Wie soll ich ihm da noch helfen? Zum Thema Schlafen: dazu komme ich sowieso nicht, denn er ist nachts jede Stunde wach und verlangt dann nach mir. Dafür muss ich den ganzen immer weiter Süßigkeiten essen. Ich essen mir jetzt so einen richtigen Kummerspeck an, denn meine Nerven verlangen immerzu nach etwas Süßem, nur befriedigen tun die Süßigkeiten nicht.
Du hast recht, dass Krankheit einsam macht. Gestern habe ich mich mit meiner Mutter überworfen, die fragte, wie es denn gehe. Ich sagte: "nicht so gut". Daraufhin sie:" Ja, das ist nun mal so. Da kannst Du nichts machen". Ich bin richtig explodiert und habe nur gemeint, wenn sie nichts anderes zu sagen habe, könne sie es ganz lassen. Jetzt ist sie beleidigt aber mir geht es besser, wenn ich mir solche dummen Sprüche nicht mehr anhören muss.
Die Erfahrung, dass viele Leute sich nicht trauen, den Kranken zu besuchen, habe ich auch schon öfter gemacht. Dabei täte es ihm doch gerade jetzt gut, wenn er sähe, dass so viele Leute an ihn denken. So liegt er den ganzen Tag herum, schläft oder grübelt.
Nein, ich möchte nicht, dass er so bald von mir geht, aber wenn ich sehe, wie er mit jedem Tag mehr verfällt, mache ich mir keine Illusionen. Es wird wohl nicht mehr lange dauern und dann bin ich genauso einsam wie Du. Eine Kollegin von mir hat ihren Mann vor über 2 Jahren durch Lungenkrebs verloren, aber sie ist noch in keinster Weise darüber hinweg. Ich glaube, der Liebste wird einem das ganze restliche Leben fehlen. Ich weiß nicht wie alt Du bist, ich bin 54 Jahre alt und wir hatten noch so viele Pläne......
Alles Liebe
Beatrix
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