Einzelnen Beitrag anzeigen
  #8  
Alt 18.01.2011, 22:05
Benutzerbild von Conny44
Conny44 Conny44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.12.2006
Beiträge: 1.273
Standard AW: Lebenserwartung ohne Therapie?

Hallo Frausauerland,

ich finde deine Einstellung, deine Mutter in allem zu unterstützen, egal wie sie sich entscheidet, super.
Und ja, wir Angehörigen haben einfach nicht das Recht, in Entscheidungen einzugreifen, nur um unser selbst Willen. Deine Mutter macht mir nach deinen Schilderungen nicht den Eindruck, als würde sie nicht wissen, was sie tut. Im Gegenteil, es wird ihr sehr wohl klar sein.

Und ..... es stimmt einfach nicht, wenn pauschal gesagt wird, dass die Chemo mit Gemzar so gut wie keine Nebenwirkungen hat. Und ich bekomme einen dicken Hals, wenn das verallgemeinert wird. Genau so wie umgedreht.
Es mag auf manche zutreffen, aber auf andere wieder nicht.
Mein Mann hatte, als er noch lebte, mit einer Angehörigen hier im Forum eine heftige Auseinandersetzung, weil diese ebenfalls behauptete, dass diese Chemo nicht so schlimm sei.
Ich finde es immer erstaunlich, dass gerade solche Behauptungen von denen kommen, die diese Chemo nicht selbst am eigenen Leib ertragen mussten.

Meinem Vater ging es unter Gemcitabine sau dreckig. Die Werte wurden immer schlechter, die Chemo musste teilweise ausfallen. Und das ist keine Seltenheit. Er hatte reichlich 6 Monate nach Diagnosestellung noch zu leben.

Es ist doch wohl nicht von er Hand zu weisen, dass so eine Chemiekeule den Körper komplett fertig macht. Manch einer kann das gut ab, ein anderer geht darunter zugrunde. Ja, einige sterben auch nicht an dem Krebs, sondern an der Chemo. Auch das gibt es.

Zur Klarstellung: Ich bin weder für noch gegen die Chemo. Aber ich ärgere mich immer, wenn ich lesen muss, dass ja alles so harmlos sei und man doch seine Schwerstkranken überreden sollte. Die haben Krebs in der BSD und nicht im Verstand. Warum wird denen immer abgesprochen, nicht mehr selbst denken und handeln zu können? Weil wir es doch ach so gut mit ihnen meinen? Oder weil wir mit aller Macht aus nicht uneigennützigen Gründen sie so lange wie möglich - ohne Rücksicht auf deren Allgemeinzustand - bei uns haben möchten?

Chemo ist sicher wichtig und bei anderen Krebsarten unerlässlich. Aber hierbei handelt es sich um einen der agressivsten Tumore, bei denen nun einmal eine Chemo in den seltensten Fällen die Wirkung zeigt, die man sich erhofft. Und das wissen auch die Ärzte. Deshalb kann ich nicht davon ausgehen, dass deine Mutter nicht oder falsch aufgeklärt wurde. Im Gegenteil, ihr wurde mal die ehrliche Meinung gesagt, ohne an die Finanzen zu denken.
In anderen Fällen nämlich (erst kürzlich hier gelesen) bekommen sie neben der Chemo gleich dazu Blutkonserven. Macht das Sinn? Hat das noch etwas mit Lebensqualität zu tun?

Mehr möchte ich dazu gar nicht ausführen.
Schlussendlich finde ich, dass jeder der Betroffenen seine eigene Entscheidung treffen muss, ohne dass wir unseren Angehörigen immer reinplappern. Denn wir wissen ja gar nicht, wie es sich entwickeln könnte mit einem anderen Entschluss. Wenn jemand mit Chemo noch Jahre gut lebt, hätte es genauso auch ohne sein können. Keiner weiß das.
Dem einen ist Quantität, dem anderen Qualität wichtiger.

Dir und allen anderen alles Gute!
__________________
Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

_____________________________________________________
mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011

Geändert von Conny44 (18.01.2011 um 22:09 Uhr) Grund: Rechtschreibung
Mit Zitat antworten