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Alt 22.08.2006, 10:19
Bellinda
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Standard AW: Knochenkrebs eine Geschichte die mich berührt!

Liebe Jacqueline,

vielen Dank, dass du uns an dieser Erfahrung teilhaben lässt - auch wenn dir bisher niemand geantwortet hat - viele haben deinen Bericht gelesen und waren sicher ebenso berührt wie ich.

Diese Erfahrung wird deine Tochter - und dich - sicher positiv prägen. In unserer Gesellschaft sind Krankheit und Tod leider ein Tabu-Thema, über das nicht gesprochen wird, mit dem umzugehen i.d.R. keiner lernt, bis es ihn selbst in irgendeiner Form trifft. Die Erziehung unseres westlichen Schulsystems zielt nur auf reine Wissensvermittlung ab. Auch im Elternhaus wird dieses Wissen selten vermittelt, da unsere Eltern es ja auch nicht gelernt haben... Zwischenmenschliche Beziehungen in jeder Form, sei es Partnerschaft, oder das Verhalten gegenüber Behinderten etc gehören im Westen meiner Erfahrung nach leider nicht zum offiziellen Lehrplan - wir wachsen mit dem Eindruck auf, als laufe das von alleine "so nebenher" und man müsste nichts dafür tun. Das Scheitern so vieler Beziehungen spricht wohl eine eigene Sprache. Und wenn du dich hier im Forum umschaust, wirst du sehen, dass wir uns als Patienten nicht nur mit der Erkrankung auseinandersetzen müssen, sondern oft auch unter den unverständlichen, meist hilflosen (Nicht)Reaktionen unserer Mitmenschen leiden (... ist Krebs ansteckend oder warum...?)

Für deine Tochter war es sicher auch eine schwere Erfahrung, in einem Alter, wo man sonst noch unbeschwert sein darf, aber durch deine offene Unterstützung und den offenen liebevollen Umgang in der Klasse wird es für sie zu einem wertvollen Gewinn werden.
Auch wenn Hans leiden und diese Erde schon so jung verlassen musste, kann ich mir doch vorstellen, dass die erfahrene Aufmerksamkeit und Liebe, die Geborgenheit in der Klasse ihm viele schöne Momente beschert haben. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass ich, so paradox es klingt, selten so glücklich und dankbar war, wie während der Therapiezeit - durch die Liebe die ich plötzlich von völlig unerwarteter Seite erfahren durfte. - Ich kann mir vorstellen, dass du deiner Tochter durch die Zeit der Trauer helfen kannst, wenn du ihr zeigst, wieviel sie und ihre Klasse gegeben haben, und dass das sicher ein ganz wertvolles Geschenk für Hans war.

Wer weiß - vielleicht werdet ihr aus dieser Erfahrung heraus auch die Worte und den Weg finden, deinem Vater zu einem guten Weg im Umgang mit seiner Erkrankung zu verhelfen. Das Sich-Verschließen kann auch einfach nur eine Phase des Umgangs mit dem Schock sein. Ihr könnt ihm aber immer wieder zeigen - ohne zu drängen - , dass ihr da seid und gesprächsoffen, wenn er das Bedürfnis hat.

Alles Liebe
Bellinda
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