Thema: Ein Schock
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Alt 04.03.2014, 14:52
pega pega ist offline
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Standard AW: Ein Schock

Hallo Micha,

ich habe gerade Deinen Treat gelesen, das mit Deinem Papa tut mir sehr, sehr leid, bei uns hat es meinen geliebten Mann getroffen.

Ich bin also auch so eine Mama (unsere Kinder sind 31 und 28, ich bin 55 J., mein Mann 58 J., also noch viel zu jung). Wir haben 2 tolle Kinder, und 2 tolle Schwiegerkinder - die uns allein schon mit ihrer Anwesenheit sehr, sehr helfen.

Sie üben sich in "Hoffnung", verbreiten gute Laune, aber...... wenn ich mal den negativen Part unserer Zukunft ansprechen will, stoße ich auf Widerstand - nur positiv denken - vielleicht kennst Du ja diese Ängste, oder wirst ihnen noch begegnen.

Das ist ja gut gemeint, aber wir müssen auch darüber sprechen können, was ist wenn..............., die Eltern wissen, dass die Kinder sich schlau machen und die Kinder wissen, dass die Eltern bescheid wissen.

Als wir unseren Kindern mitteilten, dass wir testamentarisch alles geregelt haben und dass es eine Patientenverfügung gibt - waren beide doch sehr betreten.

Also, wenn Du das Gefühl hast, deine Mutter möchte mit dir auch über das Negative reden, dann geh' bitte darauf ein, Deine Mutter hat wahrscheinlich auch nicht viele Personen, bei denen sie ihre Ängste los werden kann..........
Wenn ich meine Schwester und meine Freundin nicht hätte, wäre ich wahrscheinlich jetzt auch schon sehr krank vor Kummer und Sorge.

Denn Kinder sehen ja nicht alle Höhen und Tiefen, die Deine Eltern gerade mitmachen - den Kindern gegenüber gibt man sich gerne locker und gelassen. Jedenfalls sehe ich immer, wie mein Mann aufblüht, wenn die Kinder da sind, wie er plötzlich gute Laune bekommt, was mich aber auch jedesmal sehr, sehr freut. Nur Ihr Kinder seht die andere Seite nicht, die Deine Mutter auch mitmacht. Auch sie muss mal heulen können, ohne schlechtes Gewissen.

Nun zu deinem Treat:
Meinem Mann ging es ähnlich, die letzten beiden Jahre immer mal wieder Probleme mit "Magen-Darm" - wurde abgetan als Streß. Dann im Urlaub Juni 2013 Gelbsucht, ohne ersichtlichen Grund. In Tübingen wurde festgestellt, dass ein Pankreaskopfkarzinom vorliegt. Es musste dringend operiert werden, wegen der Galle. Bei der OP stellte man fest, daß der Tumor inoperabel ist (zu groß - 5 cm). Der Gallengang wurde entfernt, durch ein Stück Dünndarm ersetzt und weiter unten wieder eingeleitet, somit war gewährleistet, dass die Galle wieder einwandfrei arbeiten kann, wass in Bezug auf die noch folgende OP auch sehr, sehr wichtig ist. Was ist mit der Galle von Deinem Papa? - muss hier nicht schnellstmöglichst operiert werden?
Dann nach Genesung (8 Wo. nach OP) folgten 6 Zyklen Chemotherapie (Folfirinox) in der Med.Uniklinik bei Prof. Malek, der sich auf Pankreastumore spezialisiert hat. Die Chemo wurde sehr gut vertragen. Anschl. CT - TU weg - nicht mehr sichtbar, Umgebungsgewebe nicht mehr durchblutet - Die OP konnte stattfinden. Herr Prof. Königsrainer ist in Tübingen der Pankreasspezialist und auf Wipple spezialisiert (er kommt ursprünglich aus Wien). Die OP ist prima verlaufen, wenn auch die Genesung davon sehr, sehr langsam voranschreitet. Das ganze hat natürlich auch seinen Tribut gefordert (180 cm - runter bis auf 43 kg).
Jetzt 3 1/2 Monate nach der OP sind es wieder 50 kg - es wird langsam, die 1. Nachuntersuchung vor einer Woche war gut - keine Meta. Wir können also weiterhoffen. Das einzige Problem momentan ist nur noch der AZ und EZ, aber hier müssen wir uns eben in Geduld üben, was meinem Mann sehr, sehr, sehr schwer fällt. Wir gehen gerne wandern, was wir jetzt wieder abgespeckt angefangen haben, klappt prima, nur danach braucht er 15 h Schlaf - aber wenn das momentan unsere größten Probleme sind, gehts uns doch gut.
Ich möchte Dir damit nur sagen, die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Also warum sollte Dein Vater kein Glück haben?
Ich habe hier auch ein Treat veröffentlicht, sieh mal nach, da ist der Werdegang ausführlicher beschrieben.
Ich wünsche Euch viel Glück, vor allem Geduld und ganz viel Hoffnung - wir geben jedenfalls nicht auf.
PS: Es ist erwiesen, dass viel Unterstützung, Hoffnung und Liebe von seiten der Familie dem Kranken helfen, seinem Dämonen entgegenzutreten. Es reicht oft schon, anwesend zu sein und das Gefühl zu vermitteln, "Ich bin da, wenn Du mich brauchst".
Das ist jedenfalls unsere Erfahrung. Während der OP`s wich mir meine Tochter nicht von der Seite, ich hatte also auch Beistand, denn was ein Angehöriger mitmacht, wird oft gar nicht so wahrgenommen.
Also, Du kannst sehr viel für Deine Eltern tun, wie Du siehst............

Geändert von pega (04.03.2014 um 15:15 Uhr)
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