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Alt 12.12.2012, 15:51
Liefrespa Liefrespa ist offline
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Registriert seit: 08.12.2012
Ort: Hannover
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Standard Angst vor der Zukunft =(

Hallo liebes Forum,

ich habe mich eben hier angemeldet, weil ich mir meinen Kummer und meine Ängste von der Seele schreiben möchte und gerne Erfahrungen mit euch austauschen möchte. Ich habe hier in den letzten Monaten oft vorbeigeschaut und viele von euren schlimmen Schicksalsschlägen gelesen. Dabei musste ich ziemlich oft weinen, weil ich gut nachvollziehen konnte, wie ihr euch fühlt, da ich seit August 2012 in derselben Situation bin.

Bevor ich anfange, von meinen Problemen und Ängsten zu reden, möchte ich mich erstmal kurz vorstellen: Ich heiße Dennis, bin 24 Jahre alt, wohne in Hannover und mache zurzeit eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Falls ihr mehr über mich in Erfahrung bringen möchtet, zögert nicht, mich zu fragen. =)

Nun zu meinem Problem:
Ich bin im Januar diesen Jahres von Berlin nach Hannover gezogen, weil ich in Berlin beruflich und privat nie das große Glück gefunden habe und weil meine Freundin hier wohnt.
Leider möchte meine Freundin nicht mit mir zusammenziehen. Ich darf sie, seitdem ich in Hannover wohne, auch durchschnittlich nur 1 Mal in 2 Wochen besuchen, was ich wirklich sehr wenig finde. Sie nennt immer unterschiedliche Gründe, warum sie keine Zeit oder Lust hat (Bauchschmerzen, sich kaputtfühlen usw.) und sie weiß genau, dass ich mich gerne öfter mal mit ihr treffen möchte. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sie nicht mehr so viel Interesse an mir hat. Zudem streiten wir uns oft und ich fühle mich sehr oft von ihr unverstanden.
Bis Mai habe ich alleine hier gewohnt und war sehr einsam, weshalb meine liebe Mutter im Mai nach Hannover zu mir in die Wohnung nachgezogen ist. Sie wollte selbst von sich aus aber auch hierher ziehen, weil sie sich in Berlin auch nicht mehr wohlgefühlt hat. Wir wollten beide hier in Hannover einen Neuanfang machen. Sie sagte auch nach kurzer Zeit, dass sie sich in Hannover wohlfühlt und sie es hier gemütlicher findet als in Berlin. Meine Mutter hatte auch nach kurzer Zeit eine gute Arbeitsstelle mit netten Arbeitskollegen gefunden, wo sie auch gut verdient hat. Auch ich hatte im Oktober das Glück, einen Ausbildungsplatz zu finden und fühle mich dort auch sehr wohl. Das Glück war aber leider nur von kurzer Dauer...
Meine Mutter hatte schon einige Zeit Probleme mit dem Husten, ist aber nie zum Arzt gegangen, weil sie sonst keinerlei Beschwerden hatte. Mitte August ist sie dann aber doch zum Arzt gegangen, weil es ihr unangenehm war, dass sie an ihrem Arbeitsplatz so viel gehustet hat. Sie wollte nur zum Arzt gehen, damit der ihr etwas gegen den Husten verschreibt, aber das, was der Arzt ihr dann sagte, traf uns beide sehr hart: Der Arzt sagte ihr, dass ihr rechter Lungenflügel total überschattet sei und dass sie dringend ins Krankenhaus müsste, um das weiter abzuklären. Sie bekam also einen Überweisungsschein ins Krankenhaus. Als sie dann nach Hause kam und mir das mitteilte, brach ich in Tränen aus, weil ich sehr große Angst um sie hatte. Meine Mutter fing dann auch an zu weinen... =(
Meine Mutter ist übrigens 54 Jahre alt und sie hat seit ihrem 16. Lebensjahr geraucht, durchschnittlich 30 Zigaretten am Tag. Ich hatte sie schon seit vielen Jahren darum gebeten, mit dem Rauchen aufzuhören, aber sie hat es leider nie getan.
Wir machten uns dann auf den Weg ins Oststadt-Krankenhaus, wo sie dann in der Notaufnahme erstmal untersucht wurde. Ihr Blut wurde untersucht, um eine Erkrankung der Lunge durch Viren auszuschließen. Nach langer Wartezeit wurde meine Mutter dann auf Station gebracht. In den nachfolgenden Tagen wurden dann eine CT und eine Bronchoskopie durchgeführt. Auf die Ergebnisse mussten wir 3 Tage warten. Dieses Warten war für mich unerträglich, genauso wie die Angst, dass meine Mutter wirklich Krebs hat. Nach 3 Tagen kam dann die Diagnose, welche meine Mutter und mich wirklich fertiggemacht hat. Sie hat Lungenkrebs mit mehreren Metastasen in der Nebenniere (Adenokarzinom Stadium IV, nicht kleinzellig, inoperabel), welcher leider nicht mehr operiert werden kann. Es hat lange gedauert, bis meine Mutter und ich diese Diagnose verarbeiten konnten. Seitdem hoffe ich einfach nur, dass meine Mutter noch möglichst lange leben kann. Kurze Zeit, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bekam sie die erste Chemo, vor welcher meine Mutter ziemlich Angst hatte. Wir hofften einfach nur, dass die Chemo anschlägt und der Wachstum des Tumors gestoppt wird. Sie bekam nur eine palliative Chemotherapie, also das Ziel war LEIDER nicht die Heilung, sondern nur das Stoppen des Wachstums von dem Tumor. Leider hat sie die Chemo auch nicht so gut vertragen: Sie litt unter Appetitlosigkeit, Übelkeit und fühlte sich schwach, weshalb sie fast den ganzen Tag lang nur im Bett lag und kaum zu etwas fähig war. Die Mittel, die ihr in der Chemo gegeben wurden, waren unter anderem Cisplatin und Alimta. Auch die 2. Und 3. Chemo hat sie nicht gut vertragen und es ging ihr immer schlechter, weshalb sie sich dazu entschlossen hat, die Chemo abzubrechen und stattdessen einen Lungenfacharzt aufzusuchen, um einen weiteren Rat einzuholen. Sie musste auch öfters zur Punktion, um den Pleuraerguss, welcher sich immer wieder neu gebildet hat, zu entfernen.
Der Lungenfacharzt hat dann festgestellt, dass sie nurnoch 50% Sauerstoff im Blut hat und sagte, dass das sehr schlecht sei. Deshalb musste meine Mutter wieder ins Krankenhaus, wo sie dann auch 5 Tage bleiben musste. Bei ihr wurde wieder eine CT durchgeführt und es hat sich ergeben, dass die Chemo nicht angeschlagen hat, was mich sehr stark belastet. Die Ärzte sagten, sie können nun nichts mehr für meine Mutter tun. Eine Operation ist auch nicht möglich, da der Tumor bereits mit dem gesunden Gewebe verwachsen ist. Sie wurde nur an ein Sauerstoffgerät angeschlossen, damit sie besser Luft bekommt. Meine Mutter wurde diesen Montag aus dem Krankenhaus entlassen und es wurden auch bereits Sauerstoffgeräte zu uns nach Hause geliefert, sie muss die Geräte also auch zuhause und unterwegs tragen. Es belastet mich sehr, meine Mutter in dem schlechten Zustand zu sehen, wie sie auf ein Sauerstoffgerät angewiesen ist. Das ist der aktuelle Stand der Dinge... =(

Aufgrund dieser mich belastenden Situation habe ich viele Ängste:

- Die größte Angst ist die Angst, dass meine Mutter bald sterben muss. Ich möchte noch sehr viel Zeit mit ihr verbringen. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und haben oft etwas zusammen unternommen. Ich war damals sehr oft mit ihr spazieren, was ja nun leider auch nicht mehr möglich ist, da sie im Laufen schwer Luft bekommt und oft Pausen während des Laufens machen muss. Die Spaziergänge mit ihr haben mir sehr gefallen. Wir haben auch sehr oft gemeinsam ferngesehen (spannende Horrorfilme, Akte X und TV-Shows wie „Das Supertalent" und „Schlag den Raab" vor allem). Wir haben den gleichen TV- und Filmgeschmack. Mit meiner Mutter macht das Fernsehen immer sehr viel Spaß. Ich muss sehr oft darüber nachdenken, was für schöne Erlebnisse ich in meinem gesamten Leben mit meiner Mutter hatte. Wir haben so viel zusammen erlebt. Diese schönen Erinnerungen werden mir später, wenn meine Mutter von mir gegangen ist, sicher sehr wehtun.

- Eine meiner größten Ängste ist die Angst vor der Zukunft ohne meine Mutter bzw die Angst vor Einsamkeit in der Zukunft. Ich habe außer meiner Mutter niemanden: Meinen Vater kenne ich nicht, da er sich aus dem Staub gemacht hat, als meine Mutter mit mir schwanger war. Meine Großeltern sind leider schon tot. Geschwister habe ich leider keine, obwohl ich mir immer welche gewünscht habe. Freunde habe ich leider auch keine, da ich zu schüchtern bin und bei den Leuten langweilig rüberkomme (ist nur eine Vermutung). Das belastet mich auch sehr, da ich eigentlich für fast jeden Spaß zu haben bin und vieles mitmachen würde. Ich würde gerne einen Menschen finden, der mich in sein Herz schließt. Was ich damit sagen möchte ist, dass ich große Angst habe, mein Leben lang einsam zu sein, wenn meine Mutter nicht mehr da ist. Ich bin ein Mensch, der Liebe braucht wie die Luft zum Atmen. Einsamkeit ist das Schlimmste für mich und ich habe auch große Angst davor. Ich möchte nicht den Rest meines Lebens alleine wohnen bis ich als alter Mann sterbe. Das wäre für mich die Hölle. ***Edit by Mod***

- Ich habe außerdem Angst, dass meine Mutter den Abschluss meiner Ausbildung nicht mehr mitbekommt. Sie wäre nämlich sehr stolz, wenn ich die IHK-Prüfung bestehe. Wenn sie schon vor der Prüfung von mir geht, kann sie das leider nicht miterleben, was ich sehr schade finden würde. Ich möchte von ganzem Herzen, dass meine Mutter den Abschluss noch mitbekommt. Zudem mache ich mir Sorgen, dass ich mich dann nicht aufs Lernen konzentrieren kann aufgrund meiner tiefen Trauer.

Ich habe ein paar Fragen an euch und würde mich sehr über hilfreiche Antworten freuen:

- Gibt es wirklich keine Möglichkeit mehr, meiner Mutter zu helfen bzw. ihre Lebenserwartung zu verlängern?
- Habt ihr vielleicht einen Rat für mich, wie ich dann mit dem Verlust meiner Mutter umgehen soll? Sie war schon immer der einzigste Mensch, der jemals für mich da war. Ein Leben ohne meine Mutter kann und will ich mir nicht vorstellen.
- Wie soll ich mich auf die Abschlussprüfung vorbereiten, wenn meine Mutter zu dem Zeitpunkt nicht mehr da sein sollte?
- Kennt ihr vielleicht eine Möglichkeit, wo man sich mit anderen Angehörigen von Krebspatienten oder Verstorbenen in Hannover regelmäßig treffen kann, um über seine Gefühle und Ängste reden zu können? Ich weiß, dass 1 Mal im Monat ein Treffen bei einer Selbsthilfegruppe von Angehörigen stattfindet, nur finde ich 1 Mal im Monat zu wenig. Ich möchte gerne öfter als 1 Mal im Monat mit anderen Betroffenen reden, um gemeinsam zu trauern und sich gegenseitig Kraft zu geben. So entstehen vielleicht auch intensive Freundschaften, was mich sehr freuen würde. Dann könnte man auch öfters gemeinsam etwas unternehmen und sich gemeinsam von den Problemen und Schmerzen ablenken.

Danke im Voraus für eure Antworten. Ich werde versuchen, immer so schnell wie möglich auf eure Nachrichten zu antworten.

Liebe Grüße, Liefrespa/Dennis

Geändert von Anhe (12.12.2012 um 17:32 Uhr) Grund: PN
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