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Alt 03.01.2006, 07:02
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

Ja, Du sollst durchhalten, bis Du die gnadenlose Trauerzeit hinter Dir hast.

Der Abschied von Deiner geliebten Frau reißt Dir den Boden unter den Füßen hinweg, Dein Leben hat keinen Sinn mehr, Du kannst den nächsten Tag nicht kommen sehen. Lieber Gerhard, das sind alles Gefühle, die zum Trauern gehören, sowie das Anklagen, das Nichtverstehen, und den Wunsch mit der Partnerin wieder eins sein.
Aber das ist nicht die Lösung! Ja, der Tod eines geliebten Menschen zeigt keine Barmherzigkeit mit jenen, welche zurückbleiben. Aber er war barmherzig, das Leiden Deiner lieben Frau zu erlösen. In der jetztigen Zeit sind das Worte, mit denen Du nicht im Einklang sein kannst, und es wird noch lange Zeit dauern, bis Du so denken wirst.

Keiner von uns Hinterbliebenen kann sagen, ob unsere Verstorbenen wollen, daß wir zu ihnen kommen. Eines Tages werden wir es, doch sollten wir den Zeitpunkt dafür nicht selbst bestimmen! Manche von uns glauben an dieses Wiedersehen, und dieser Glaube ist es, welcher uns die Kraft und den Mut gibt hierzubleiben, bis unsere Zeit gekommen ist.

Gibt es in Deiner Umgebung eine Trauergruppe, denen Du Dich anschließen könntest? Einen Kreis, der Dich aufnimmt, Deine unsagbare Trauer versteht, und wo Du immer einen Ansprechspartner finden wirst?
Das soll nicht heißen, daß Du nicht weiterhin hier schreiben sollst. Dieses Loslassen beim Schreiben hilft vielen von uns sogar mehr als viele andere Wege, denn auch hier gibt es Geborgenheit und Netze die Dich auffangen, die wissen, wie es Dir geht.

Ich kann Jürgen's Worte von meiner Philosophie her von und zum Leben nicht unterstützen, denn für mich suggerieren sie als einzigsten Ausweg den eigenen Abschied, ohne einer Zukunft eine Chance gegeben zu haben. Keiner von uns weiß, wie es uns nächsten Monat, oder nächstes Jahr gehen wird. Wenn ich dem Schritt zum Weitermachen keine Chance gebe, weiß ich auch nicht, was kommt.
Die Trauer in allen Phasen zu erleben ist keine leichte Sache, aber es gehört viel Mut dazu zu sagen, JA, ich mache weiter, JA ich finde einen Weg für mich aus dieser schmerzvollen Zeit. Denn damit verleugne ich nie die Liebe zum Partner, sondern halte gerade dieses besondere Leben in Ehren.

Lieber Gerhard, ich wünsche Dir den Mut, die Kraft und die Zeit für Deine Trauer, für diesen unendlichen Schmerz des Loslassen, und für ein Funken Zuversicht, zum JA für Dein Leben.
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Jutta
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