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Alt 11.10.2007, 14:35
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: mein Sohn hat Panikattacken

Hallo Nikita,

Zitat:
Zitat von nikita1 Beitrag anzeigen
schon lange verfolge ich deine Beitraege und denke, dass du in deiner Kindheit wirklich ein Problem hattest.
Stimmt. Aber wer hatte das als Kind nicht. Sowas ist IMHO normal, dafür kann niemand was. Nach meiner Erfahrung kommt es weniger darauf an, ob mensch als Kind "ein Problem" hatte. Sondern eher darauf, wie mensch in diesem Alter damit umgehen kann. Soll heissen: das, was bei Kind 1 zu psychischer Krankheit führt, steckt Kind 2 vielleicht locker weg...

Zitat:
Ich denke, dass die Krebserkrankung eines Elternteils eine Ausnahmesituation ist, soll heissen, man ist auf so etwas erziehungsmaessig ud gefuehlsmaessig nicht vorbereitet..............
Hm... wenn ich auf den Ausgangspunkt dieses threads zurück komme (dein Sohn hat Panikattacken), dann denke ich: das Leben ist voll von Ausnahmesituationen. Das mag der Krebs der Mutter sein, das mag eine Scheidung sein, das mag der tödliche Unfall eines Kindes oder Elternteils sein, das mag... was weiss ich, da gibt es xxx Möglichkeiten.

Und auf keine davon ist mensch vorbereitet. Geht IMHO auch gar nicht. In Krisenzeiten sind nunmal Verhaltens- oder Erziehungs-Theorien vergessen - weil da der Mensch einfach nur noch Mensch ist.

Zitat:
Stimmt, ich bin "stark" und alles was ich will ist, dass meine Kinder diese Ausnahmesituation so verkraften, dass keine bleibenden Problem fuers weitere Leben haengen bleiben.
Ist mir sehr verständlich. Nur habe ich mich (aus meiner Position, die natürlich von meinen Erfahrungen geprägt ist - schließlich bin ich nur Mensch mit seinen Erfahrungen, kein Psychiater) dazu gefragt, ob bzw. wie das wirklich so klappen kann.

Zitat:
Wie nun umgehen damit ?
Ich schrieb glaube ich schon, dass ich das auch nicht weiss. Du musst tun, was du nach deiner Überzeugung tun musst. Und wer weiss, inwieweit deine Krankheit und dein Umgang damit (auch, wenn es den zeitlichen Zusammenhang zwischen deiner Krebsdiagnose und den Panikattacken deines Sohnes gibt) überhaupt (oder zu welchem "Anteil") dazu beigetragen hat, dass er diese Panikattacken hat? Das Erwachsenwerden ist ja ohnehin ein Alter, in dem ein Mensch reichlich Schwierigkeiten mit sich und der Umwelt haben kann. Vielleicht ist dein Krebs da "nur" ein Punkt von mehreren, die deinen Sohn belasten.

Es ist nun mal leider so, dass psychische Krankheiten (ob Angststörungen, Depressionen, "Borderline" o.ä.) sehr oft in der Phase der Pubertät und des Erwachsen werdens erstmals auftreten. Das tun sie in D millionen-fach - und zwar ziemlich unabhängig davon, wie arm oder reich, "gesund" oder "krank", "normal" oder "anormal" das familiäre Umfeld ist. Und es ist auch leider so, dass man als Eltern oder sonstiger Angehöriger solche Krankheiten nicht einfach dadurch abwenden oder gar heilen kann, indem man sich nur "richtig" verhält.

Zum Umgang damit: du kannst als Mensch und Mutter IMHO nur das tun, wovon du überzeugt bist, und womit du am besten leben kannst. Verhaltensratschläge (auch der, den ich dir indirekt gegeben habe) sind da nicht viel wert - weil niemand als Mensch "aus seiner Haut" kann, weil ihm irgendwer sagt, wie er sich da "am besten" verhalten sollte. Weil die Betroffenen IMHO immer merken, wenn sich ein Mensch nicht authentisch verhält, sondern nach "Ratgeberrat" schauspielert. Also sei so, wie du bist. Alles andere würdest du IMHO ohnehin nicht glaubwürdig verkörpern können.

Ich persönlich befürworte da einen "pragmatischen" Umgang. Nämlich genau den, wie ihn dein Sohn praktiziert: Hilfe suchen, damit sich seine Krankheit nicht noch verstärkt, sondern behandelt wird. Wenn er das geschafft hat, ist das schonmal sehr viel wert. Für alle Beteiligten.

Zitat:
Wenn man schon ueber Todesaengste sprechen will, dann bestimmt nicht mit den eigenen Kindern ! (meine Meinung) - das ist kein Verheimlichen oder ihnen etwas vormachen, sondern schlicht und einfach , was eine kranke Mutter in diesem Moment tun sollte.
Ich weiss es nicht. Mangels eigenen Kindern kann ich mich da nur an meinen Umgang mit meiner Nichte erinnern. Die ist nun auch schon 13. Aber schon "damals", als sie noch nichtmal in die Schule ging, war sie nicht auf den Kopf gefallen. Und fragte natürlich offen, warum Onkel Stefan denn niemals mitkommt, wenn sie mit ihren Eltern und der Verwandschaft zum Essen ins Restaurant oder in die Großstadt in den Zoo oder sonstwohin geht.

Woraufhin ich ihr etwas hätte vorlügen können: dass mich das "nicht interessiert", dass ich das "langweilig" oder sonstwie finde. Aber worauf ich ehrlich nur antworten konnte, dass ich davor eine riesen Angst habe. Was sie natürlich nicht verstanden hat - wer kann schon angst davor haben, in Gesellschaft anderer im Restaurant was zu essen oder in den Zoo zu gehen ???

Und dann haben wir uns über Ängste unterhalten. Über ihre als Kind, wenn sie davon überzugt ist, dass in ihrem Kleiderschrank ein Monster wartet, dass erst dann rauskommt, wenn sie im Bett liegt und das Licht aus ist. Und dass es sowas gibt, und dass man davon Alpträume kriegen kann. Und dass auch viele Erwachsene solche Ängste haben. Und dass es bei der Angst keine Rolle spielt, dass man "weiss", das solche Ängste nicht "wirklich" sind. Und dass es nicht "feige" oder "kindisch" ist, wenn man sowas hat. Egal, wie alt man ist.

Ich bin kein Erziehungswissenschaftler, der beurteilen kann, ob diese Unterhaltung für das Kind "gut" oder "schlecht" war. Zumindest scheint ihr das Eingeständnis, dass auch Erwachsene mitunter schwach und ängstlich sind, nicht dauerhaft geschadet zu haben. Was sicher auch an meiner Schwester liegt, die ich sehr hoch achte: weil sie ihre Tochter bei solch "sensiblen" Themen nicht reflexartig schockiert beiseite zieht, um sie davor tabuisierend zu "schützen".

Viele Grüße,

Stefan
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