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Alt 04.02.2013, 22:01
eileenchen eileenchen ist offline
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Registriert seit: 04.02.2013
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo ihr Lieben,

als ich eure Beiträge gelsen habe, habe ich mich hier sofort verstanden gefühlt. Ich kann so vieles nachvollziehen, was ihr beschreibt. Vor 2,5 Monaten habe ich meine Mutter verloren und bin plötzlich ganz auf mich allein gestellt. Es ging sehr schnell. Es vergingen nur 6 Wochen von der Diagnose bis zum Ende. Ich brauche sie doch noch so sehr...

Auch ich würde so gerne einfach mal raus aus allem, einfach mal woanders sein und ich kann es gut verstehen, wenn Menschen kurz nach dem Tod in den Urlaub fahren. Ich habe oft das Gefühl aus allem fliehen zu wollen. Einfach mal eine kurze Pause von allem zu haben. Wenn man sich früher mal wegen irgendwas nicht gut gefühlt hat oder ein "Problem" hat(solche Kleinigkeiten würde ich heute nicht mehr Problem nennen), war es irgendwann durchgestanden und vorbei. Aber der Tod geht nicht einfach vorbei. Man leidet nicht eine bestimmte Zeit lang und dann ist die geliebte Mutter wieder da. Anfangs hat mich der Gedanke sehr erschreckt. Aber ich habe gemerkt, dass der Körper sich selbst die Pausen verschafft. Bei mir zumindest. Ich habe Phasen, da könnte ich die ganze Zeit nur heulen und tue es auch meistens. In diesen Phasen bin ich die ganze Zeit nur traurig und kann mich kaum davon ablenken. STändig kommen Erinnerungen hoch. Manchmal ist es dann ganz komisch. Dann ist plötzlich alles einigermaßen in Ordnung. Ich kann ganz normal an meine Mama denken und sogar über manche Erinnerungen lachen. ich kann ganz normal meinen Alltag leben und mich über Dinge freuen. Und im Gegensatz zu den shclimmen Phasen, denke ich nicht ständig an die Zeit in der es meiner Mama immer shclechter ging. Im Gegenteil, es fällt mir sogar schwer die Erinnerungen überhaupt abzurufen.

Mich haben auch viele Leute in meiner Umgebung schockiert. Die haben einem dann erzählt, dass sie ja genau wüssten wie es mir geht, ihr Opa sei ja gerade gestorben und so weiter. Natürlich ist das auch sehr traurig, aber ich denke, es ist ein Unterschied, ob der Opa nach glücklichen 90 Jahren sanft einschläft oder ob die Mutter mit 50 Jahren an einer schlimmen Krankheit stirbt. Manche Menschen haben mich auch richtig wütend gemacht. Die bei denen man gemerkt hat, dass es nur geheucheltes Mitleid ist oder die Frage: Hat sie denn gelitten? von fast fremden Menschen... Die sollen ihre unangebrachte Neugier woanders ausleben.
Manchmal muss ich fast lachen, wenn Leute fragen, ob es mir den nun wieder gut geht. Das zeigt nur, dass sie keine Ahnung haben. ABer eig ist das nicht zum Lachen. Manchmal möchte ich sie auch anschreien, wie sie denn denken können, dass es mir nach 2 Monaten wieder gut geht. Nur, weil ich meinen ALltag wieder aufgenommen habe oder was? Ich glaube, viele Menschen, denken es ist wie im Film. Bei manchen Personen hatte ich jedenfalls das Gefühl. Sie verstehen nicht, dass der Tod etwas Reales ist...

Andererseits habe ich auch ganz wunderbare Begegnungen gehabt. Ich habe gemerkt, wie viele Menschen meine Mama gemocht oder gar geliebt haben. SO viele waren zutiefst gerührt und auch Menschen, zu denen sie nur ab und zu mal Kontakt hatte, waren voller Traurigkeit. Oft sind sie sogar in Tränen ausgebrochen, so dass ich das Gefühl hatte sie trösten zu müssen (Ich habe die Beerdigung organisiert, so dass ich viele solcher Begegnungen oder Telefonate hatte). Vor kurzem hat eine flüchtige Bekannte vom Tod meiner Mutter erfahren und auch von der Tatsache, dass ich sonst fast niemanden hatte und auch noch mit ihr zusammen gewohnt habe. (Ich habe weder Vater noch Geschwister). Sie war zu Tränen gerührt. AUf ehrliche Art und Weise. Und sie hat zu mir gesagt: Mach immer nur, was dich glücklich macht. Das Einzige, worum es im Leben geht ist das Glücklich sein und die Liebe.
Und ich muss sagen, sie hat es genau getroffen. Ich habe eine ganz andere Sichtweise auf das Leben. Man hält sich an so vielen Nichtigkeiten auf, macht oft Dinge, die man nicht möchte und verliert die Freude an den Kleinigkeiten. Ich bin froh, dass meine Mama darüber bescheid wusste. SIe wusste, dass das Leben lebenswert ist und hat immer versucht mir das zu vermitteln. Doch erst jetzt habe ich es verstanden.
Ich weiß gar nicht, ob mein Beitrag nun überhaupt in diesen Thread passt, aber ich habe einfach mal drauf los geschrieben. Ich habe mich erst heute hier angemeldet und gemerkt, wie gut es tut sich mit Menschen zu umgeben, die einen verstehen.

Ganz liebe Grüße,
Eileen
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