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Alt 28.02.2006, 19:16
Michael_D Michael_D ist offline
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Standard AW: Welche Therapie? Bin völlig verwirrt....

Die Sprechstunde von Dr. Michael ist eröffnet !

1. Eine Lobektomie ist die Entfernung eines (betroffenen) Lungenlappens. Derer hat der Mensch insgesamt fünf (zwei links, drei rechts). Im Gegensatz dazu wird bei einer Pneumektomie ein gesamter Flügel entfernt, bei einer Segmentresektion eben nur ein betroffenes Segment (die Lungenlappen werden wiederum in 9 bzw. 10 Segmente unterteilt). Dein Tumor sitzt zentral, deswegen ist eine Lobektomie angestrebt und sicherer als eine Segmentresektion.

2. Bei einer Krebsoperation wird immer durchgeführt: eine totale Lymphadenektomie. Dies bedeutet die Ausräumung sämtlicher regionärer Lymphknoten. Dies ist wichtig, weil die Lymphknoten die ersten Stationen für eine Metastasierung sind. CT und PET hin oder her: endgültige Sicherheit, ob Lymphknoten befallen sind, gibt es erst nach der feingeweblichen Untersuchung, die postoperativ vorgenommen wird. Das ist gemeint mit histologische Differenzierung und Staging. Hat man nach dem PET z.B. die Ansicht, das Tumorstadium ist T1N0M1 (??), so würde die Diagnose pT1N0M1 dies bestätigen; das kleine "p" bedeutet, daß es durch die Pathologie abgesichert ist. Ferner wird auch das AdenoCa. noch unterteilt. Meine Mutter hat einen broncho-alveloren Untertyp vom Grading G2, daß heißt, es ist mäßig differenziert. Das wiederum bedeutet, daß man noch die ursprünglichen Zellen erkennen kann, währen man bei z.B. G4 von undifferenzierten Zellen spricht. Das wäre eher schlecht.

3. Der Arzt, der das schreibt, teilt die hier im Forum bereits einhellig geäußerte Ansicht, daß eine primäre Operation besser ist. Möglicherweise wächst der Tumor unter einer Chemo weiter (das bedeutet Progredienz!), und dann müßte Dir ein gesamter Lungenflügel entfernt werden (=Pneumektomie). Studien haben ergeben, daß neoadjuvant (= vor der Operation) und adjuvant (= nach der Operation) etwa gleich gut sind.

4. Nach der Operation hat man Tumorgewebe zur Verfüng und kann testen, ob Dein Tumor möglicherweise resistent ist gegen bestimmte Zytostatika (wußte ich auch nicht, daß man das macht). Asservierung bedeutet, daß man Tumorgewebe sozusagen in die Schublade legt, um es später erneut zu testen.

5. Bemerkenswert, daß Dich der Arzt als Ausnahmefall bezeichnet. Kurz gesagt: die wissen auch nicht, woran sie mit Dir sind. Ob in diesem letzten Satz, den Du markiert hast, Skepsis mitschwingt? Keine Ahnung, kann man vielleicht so interpretieren. Von Wahrscheinlichkeiten kann man da echt auch nicht sprechen. Ich würde, als Laie, an Deiner Stelle schon auf eine möglichst intensive adjuvante Therapie drängen, mit Thoraxbestrahlung und einer platinbasierten Chemo (Carboplatin/Alimta z.B. oder Carboplatin/Vinorelbine). Drei Kurse. Laß Dich von dem letzten Satz nicht verunsichern, die Ärzte wissen in diesem Ausnahmefall vermutlich auch nicht mehr als wir beide.

Es geht voran, ich freue mich!! Und drücke Dir fest die Daumen. Ich habe schon immer geschaut, ob es bei Dir was Neues gibt. Ich will nicht aufdringlich sein, aber halte mich/uns bitte auf dem Laufenden.

Michael
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