Thema: Angst
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Alt 05.04.2011, 15:40
Buffy23 Buffy23 ist offline
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Standard AW: Angst

Hallo Gartenmaus,

ich verfolge dieses Forum schon sehr lang und habe bisher immer sehr gezögert, mich auch zu Wort zu melden. Ich selbst (30) bin nicht krank - dafür wurde bei meinem Mann mit 34 J (Nov. 2009) Magenkrebs im höchsten Stadium festgestellt. Auch er hatte die knallharte Chemo 7 x 5 Tage - 2 Wochen Pause in drei Zyklen mit machen müssen, um überhaupt die OP möglich machen zu können. Wir haben mit unserer kleinen Familie (wir haben einen mittlerweile 5jährigen Sohn) ein sehr, sehr hartes Jahr durch. Trotz aller Bemühungen und großflächiger OPs (Magen, Milz, Zwerchfell, Pankreasschwanz, Galle und etliche Lymphknoten sowie ein Teil der Leber) ist der Krebs wieder da. Du wirst das sicher wissen, dass es nun ganz einfach mal so ist, wenn man Magenkrebs in einem bestimmten Stadium hat. Nichts desto trotz ist jeder Mensch anders, jede Zellen reagieren anders und - und das ist das wichtigste - man hat die eigene Zufriedenheit selbst in der Hand. Mir als Angehörige und auch meinem Mann hat umfangreiche und vor allem seriöse Information sehr geholfen. Mir gibt Information Sicherheit. Wir werden ärztlich rund um die Uhr so gut betreut, dass einem das auch Sicherheit mitten in der Nacht gibt. Es gibt einige gute Bücher und die Krebsgesellschaft e.V. hilft einem auch immer und zu jeder Zeit. Selbst gegen die schlimmsten Nebenwirkungen gibt es Dinge, die mindestens zu einem Teil Linderung schaffen. Und wenn es gar nicht geht, muss eben abgebrochen werden (war bei meinem Mann ebenfalls so).

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass alles weniger bedrohlich wirkt, wenn man sich mit der Krankheit, seinem Leben und auch dem "Danach" auseinandersetzt und nicht nur oberflächlich. Und weißt du was? Mein Mann und ich verleben mit unserem Sohn seit der Enddiagnose und der palliativen Chemotherapie die schönste Zeit miteinander. Wir wissen, irgendwann - vielleicht sogar bald - ist es vorbei. Wir nutzen jeden Tag und leben jeden Tag und wir lieben jeden gemeinsamen Tag aber verdrängen dabei das unendlich traurige nicht. Das durchleben wir gemeinsam und das gibt uns eine unglaubliche Nähe, die vieles, vieles tragisches wieder wett macht.

Obwohl sich mein Mann wirklich sehr, sehr schwer getan hat, ohne Magen zurecht zu kommen, hat es irgendwann "klick" gemacht. Und nach gerade mal einem Jahr kann er eigentlich alles essen, was er möchte. Und das hätten wir nie gedacht. Sehr hat uns/ihm die Reha geholfen (die haben wir auch gemeinsam als Familie gemacht). Man darf nur nicht den Mut verlieren und sich selbst nicht unter Druck setzen.

Und ja - die Haare wachsen wieder, sobald der letzte Zyklus vorüber ist...

Ich wünsche Dir alles Gute!
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