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Alt 14.06.2002, 09:57
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Standard Sie will das ich gehe!!

Hi Tina!
War heute morgen übrigens auch etwa um vier Uhr wach, ... aber ich sagte mir, wenn ich jetzt ins Netz gehe, dann komme ich überhaupt nicht mehr zum Schlafen!
Deine Zeilen bedrücken mich ein wenig, aber ich kann Dich sehr gut verstehen. Schätze, Du bist wahrscheinlich die einzige Angehörige Deines Vaters, welche wirklich zu "verstehen" versucht. Ziemlich krass, dass da die anderen Angehörigen dann auch noch DICH kritisieren!

Andererseits: Man kann einen Patienten natürlich auch Über-Pflegen, Über-Verhätscheln, oder Über-Besorgt um ihn sein. Was dann für den Betroffenen wiederum genau so eine Belastung sein kann.
Deine Sorgen um ihn sind verständlich, aber ich kann aus Deinen Zeilen nicht so ganz heraus lesen, was eigentlich Dein VATER dazu meint, dass Du da so viele Recherchen machst. Hast Du ihn mal gefragt, ob es für ihn okay ist, dass Du da ein bisschen für ihn nach weiteren Behandlungsmethoden rum suchst?
Oder tust Du das jetzt mehr für Dich, weil DU nach einer Lösung suchst?
Wenn er damit einverstanden ist, dann gäbe es doch gar keine Probleme für Dich, nicht wahr? Dann könnten doch die anderen Angehörigen auch nicht auf Dir herum hacken, hm?

Manchmal sind es schon diese kleinen, gegenseitigen "Einverständnisse", die mehr Nähe schaffen, mehr Vertrauen und Offenheit. Dann können Dinge, die schon längst geklärt werden sollten, eher zur Sprache kommen.
Und wenn Dein Vater damit einverstanden ist, was DU tust für ihn, ... dann werden die übrigen Angehörigen ruhiger werden, und dann vielleicht eher versuchen, auch zu "verstehen".

Ein Krebs-Betroffener will niemals seinen Angehörigen dieses Leid antun. Da geht es allen gleich. Aber ein Patient kann nun mal nicht "zurück" und alles ungeschehen machen, er MUSS da durch, auch wenn er sieht, dass seine Angehörigen leiden. Aber wenn er noch zuschauen muss, wie seine Angehörigen sich gegenseitig anfangen zu "bekriegen", ... oder dass sie jetzt wegen IHM nicht mehr zusammen halten ..., das ist echt brutal.

Tina, wenn Du das Bedürfnis hast, die Hand Deines Vaters zu halten, dann tu es. Auch wenn Ihr es bisher nie gewohnt wart, eine solche Nähe zu leben. Dein Vater wird jetzt Deine Hand bestimmt gerne nehmen und ebenso festhalten. Lass Dich nicht von bisherigen "Familien-Regeln" oder sowas beirren. So eine Krebsdiagnose wirft sowieso alles völlig durcheinander.
Wenn Dein Vater Deine Hand nicht auch halten möchte, dann wirst Du merken, dass ER noch nicht bereit für diese "Nähe" wäre. Dann kannst Du immer noch ein "Entschuldigung" murmeln! - Aber das kann ich mir kaum vorstellen.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Tina, und dass Du ein bisschen mehr "Nähe" zu Deinem Vater schaffst. Stell ihm Fragen wie:
"Möchtest Du ...?"
"Ist es Dir recht, wenn ich ...?"
Und Du wirst sehen, er wird DIR in irgend einer Form helfen können.

Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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