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Alt 05.01.2003, 23:27
Gast
 
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Standard er will sich nicht helfen lassen!

Hallöchen Bine,
ich bin selber Krebsbetroffene.
Und dieses "Verhalten" kenne ich sehr gut.
Naja, von MIR!
Ich denke, Dein Vater weiss bestimmt, wie sehr Ihr für ihn da seid. Und dafür ist er Euch sicher sehr dankbar. Da gehe ich jetzt jede Wette mit Dir ein.

So eine Krankheit zu haben, ist leider kein Schnupfen, der mal kurz da war, und hinterher kann man wieder so weiter leben wie vorher. So eine Krankheit geht viel tiefer. Sie berührt Deine eigene Seele und konfrontiert Dich jeden Tag, jede Stunde, mit der Endlichkeit Deines eigenen Lebens. Selbst wenn Du soweit "gesund" bist nach dieser Krankheit, kannst Du noch immer wie gelähmt sein. Selbst nach Jahren noch. Dann motivieren Dich manchmal nicht mal mehr gross die positiven Worte Deines Arztes. Der Arzt kann die Krankheit nicht einfach "wegwischen", sie ist da und wird auch immer da bleiben, wenn nicht im Körper, dann doch in Deinem Kopf, in Deinem Herzen, in Deiner Seele.
Du selbst musst damit leben, mit diesen Ängsten. Dein ganzes Leben lang.
Kann man das?
Ja und nein. Ja, weil man kämpft. Nein, weil es für einen Menschen manchmal unerträglich ist.
Heute ein lautes "ja" zum Kampf, morgen vielleicht wieder ein "nein", weil man es nicht ertragen kann.

Doch Dein Vater ist ein Kämpfer, Bine, er hat seine Krankheit schon seit sechs Jahren bekämpft! Bist Du nicht stolz auf ihn?
Ist er wirklich so ungerecht, wenn er nicht mit Deiner Mutter spazieren gehen will, und dabei das Gefühl hat, dass er - gerade in diesem Moment - zu Tode getrieben werden könnte?
Was ist daran falsch, wenn ER etwas machen will, wenn es ihm gerade gut geht?
Bist Du Dir sicher, dass er jederzeit DAS tun soll, was IHR gerade tun möchtet? Und dass es nicht richtig wäre, wenn ER etwas tun möchte?
Ich glaube ich weiss, was Du meinst, denn mit seinem ewigen Auf und Ab fühlst Du Dich oder Deine Mutter wohl hin und her getrieben. Einmal ist dieses nicht recht, ein andermal jenes nicht, stimmt's?
Aber ist es dann auch für Deinen Vater okay? Heute bei seinem Kampf, ... und morgen vielleicht wieder bei seinem "Überhaupt-Nichts-Mögen"?

Liebe Bine, es ist schwierig zu erklären, was in einem krebskranken Menschen alles vorgeht. Aber in den wenigen Worten, die Du über Deinen Vater erzählt hast, habe ich bereits Bewunderung und Freude für ihn empfunden, nämlich deshalb, weil es ihm so gut geht mit seiner Gesundheit, und dass er so eine liebe Familie um sich hat. Woaw!

Naja, vielleicht wären da noch ein paar Hobbies, die Dein Vater hat? Könnte man ihn DAMIT ein bisschen aus dem vielen Schlaf locken? Oder mit anderen Dingen, die er gerne hat?
Aber es ist schwierig zu sagen, Bine, denn vielleicht BRAUCHT Dein Vater ja auch so viel Schlaf?
Versuche es, heraus zu finden, ja?
Ich jedenfalls finde Euch eine ganz super tolle Familie!

Ganz liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte
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