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Alt 28.01.2008, 14:15
Tristanne Tristanne ist offline
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Standard AW: Der bittere Verlauf eines Lungen/Hirntumors

Lieber Edmund,

mein tiefes Mitgefühl für Deinen so schweren Verlust. Ich weiß, was es heißt, einen geliebten Menschen in so kurzer Zeit zu verlieren und ich bin mit Dir sehr traurig. Auch bei uns waren es 6 Wochen. Meine Mam hatte auch einen Lungentumor mit Knochen- Leber und Hirnmetastasen. Bis die Diagnose festgestellt wurde, lautete die Diagnose "Hexenschuß" (sie hatte fürchterliche Rückenschmerzen und Schmerzen in den Beinen, außerdem Kopfschmerzen bis zur Ohnmacht) und sie wurde sogar erst wieder aus dem KH nach Hause geschickt. Leider hatte sie einen der aggressivsten (Misch)-Lungentumoren, der ganz früh Metastasen in die Lymphdrüsen und Knochen geschickt hat.
Sie mußte dann auch diese grauenhaften Kopfbestrahlungen über sich ergehen lassen, die sie nicht gut vertragen hat. (die beiden letzten hat sie abgelehnt). Im nachhinein wünsche ich mir, ich hätte sie ihr auch noch ersparen können. Aber zu dem Zeitpunkt war man froh, daß überhaupt noch etwas gemacht wurde, denn die Ärzte hielten Chemo nicht mehr für sinnvoll... Kopfbestrahlungen können die Metastasen m.W. nicht mehr zurückbilden, aber am Wachstum hindern, und deswegen bin ich mir sicher, daß die Entscheidung, den Kopf bestrahlen zu lassen, bei deinem Vater sicherlich die richtige war.
3 Wochen nach der Diagnose mußten wir in ein Hospiz gehen, dort hat meine Mutter noch fast 3 Wochen friedlich und würdig leben können. Aber es war auch eine sehr schwere Zeit für sie, Beten, Hoffen und dann wieder die Todesangst und natürlich die Schmerzen.
Ich möchte Dir ehrlich sagen, lieber Edmund, ich denke, daß das Leiden Deines Vaters nur noch verlängert worden wäre, und: ich weiß, es ist schwer, aber wenn Du nur an Deinen Vater denkst, für ihn ist es das Beste - wie es Cervisiana ja auch schon geschrieben hat. Aber Dein Vater hat jetzt keinen Krebs mehr, es geht ihm gut und dort, wo er jetzt ist, ist er glücklich.
Ich kann gut nachvollziehen, welche Gedanken und vielleicht auch Vorwürfe Du dir machst, auch ich tue das immernoch, sei es, ob ich mich richtig verhalten hab, ob die Klinik richtig war, ob ich noch mehr hätte tun können... Und dann der Schock und keine Zeit alles in so kurzer Zeit (nach der Diagnose) zu verarbeiten, das kriegt man alles gar nicht in den Kopf, ich kann es Dir nachfühlen.

Es ist gut, daß Du den Weg in dieses Forum gefunden hast, hier gibt es IMMER jemanden, der ein offenes Ohr hat.
Alles Liebe wünsche ich Dir und Deiner Familie und viel Kraft,
Anne
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Mami *12. Juni 1938 †3. August 2007
Danke. Hab Dich so lieb. Für immer.


"Weißt Du, ich glaube nicht, daß man völlig tot sein kann. Wir haben doch auch nicht völlig gelebt".
aus: Thomas Lehr "Die Erhörung"
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