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Alt 10.06.2013, 20:24
papillon0110 papillon0110 ist offline
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Standard AW: Mama - Malignes Melanom mit Fernmetastasen

Hallo Ihr Lieben,
Mama wird von Tag zu Tag schwächer. Jetzt kann sich sich auch nicht mehr drehen im Bett und wir oder die Schwestern müssen sie im Bett zu zweit hochziehen, wenn sie nicht in der richtigen Position liegt. Ich fahre jeden Morgen vor der Arbeit zu ihr in die Klinik und wasche sie, verwöhn sie mit einer Crememassage und massiere ihr den geschwollenen linken Fuß. Gestern war es ein sehr emotionaler Tag für mich. Ich bin schon heulend aufgewacht. Dachte, im Traum ihre Stimme gehört zu haben Bin dann um 8h zu ihr in die Klinik und hab sie sanft geweckt. Sie muss jetzt Insulin gespritzt bekommen. Das cortison haben sie erhöht, obwohl es wohl zu den erhöhten Blutzuckerwerten beiträgt. Aber wie schon erwähnt, für das was im Kopf brodelt, muss es wohl so sein. Ich geniesse dieses Waschen, anziehen, und unser kleines Wellnessprogramm von eincremen bis Massage. Mama tut es sehr gut und mir tut es auch gut. Das ist das einzige was wir für sie tun können. Nach dem Frühstück fragte sie mich, ob schon mal in der Kapelle in dieser Klinik gewesen wäre. Ich sagte, ja ich weiß wo sie ist. als damals unsere Große auf die Welt kam, war ich mal kurz rein, denn sie befindet sich auf der Entbindungsstation. Ich fragte sie, ob sie denn mal hin möchte und sie sagte ja. Ich freute mich total, denn einen Tag zuvor, als wir sie fragten, ob wir sie mal an die frische Luft auf den Balkon fahren sollten, wollte sie nicht. Ich besorgte einen Rollstuhl und fuhr dann mit ihr in die Kapelle. Ich las, das später eine Messe stattfindet und fragte Mama ob sie denn die Kraft hätte, der Messe beizuwohnen. Sie wollte und es war sehr emotional für mich, ich konnte meinen Tränen während der Messe nicht zurückhalten, immer wieder musste ich sie anschauen, wie sie so versunken neben mir im Rollstuhl saß und war dankbar diesen Moment mit ihr erleben zu dürfen. Ich war zutiefst dankbar. Als wir nach der Messe wieder in ihrem Zimmer waren und ich sie wieder ins Bett gelegt hatte, sagte sie zu mir : Du , das war sehr schön, es hat sehr gut getan und ich weinte zum erstenmal hemmungslos in ihrer Nähe, wie ein kleines Kind. Ich umarmte sie und sagte ihr, wie sehr ich sie lieb hab und ich so stolz bin ihre Tochter zu sein und ich Angst hab, riesen Angst. Mama sagte: du brauchst keine angst zu haben, ich hab sie auch nicht und da wusste ich zum ersten Mal ganz bewusst, sie verabschiedet sich und ich kann sie anfangen loszulassen. Ich war total aufgewühlt, aber auch dankbar, zutiefst dankbar, dass es endlich über unserer beide Lippen kam. Mehr Worte brauchten wir nicht in diesem Moment und wir haben uns nur gedrückt. Ich wird diesen Moment nie im Leben vergessen.
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Mama, meine Heldin (67 Jahre) Diagnose 27.08.2012: malignes Melanom mit Fernmetastasen Hirn, Aortenwurzel, Lunge, Primärtumor unbekannt, Stad. IV,
Ganzhirnbestrahlungen (12), palliative Chemo mit Dacarbazin, 3 Zyklen
Ein Jahr nach Diagnose am 28.08.2013 für immer eingeschlafen
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