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Alt 25.03.2005, 03:22
Gast
 
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Standard Selbst betroffen...

Liebe Britta

Du hast wie auch wir hier erstmal wirklich den Boden unter den Füssen verloren. Es ist ne berg- und Talfahrt die begonnen hat dessen ende man nicht kennt, nicht absieht udn nciht vorhersehen kann. Ans Planen kann man nicht mehr denken, das Übermorgen ist sowweit weg, es gilt nur noch das Heute und evtl. das Morgen zu schaffen. Und doch muss man genau an diesem Arbeiten können denn Zeit gewinnen ist das Hauptziel. Und Ziele brauchen wir unbedingt.

Kannst du den Termin von der Onko-Psychologin nicht verschieben, sodass du bei ihr bist, wenn du weisst, dass es meistens die Tiefgangslage ist! Willy kann zu jederzeit anrufen und auch dazwischen einen Termin machen, und auch ich als Angehörige kann, wnen ich es möchte entweder alleine oder gemeinsam mit ihm gehen, ohne vorher mich gross anmelden zu müssen, sondenr auch ganz spontan wenn es sein muss. Ich weiss noch letztes Jahr als sie im Februar mitteilten, dass er neue hat, und er anfing zu wienen, da habe ich ihm gesagt er soll sie anrufen, 2 Minuten später lagen wir uns 3-en in den Armen und weinten gemeinsam. Vorteil war, Willy fiel das erste mal nicht in so ein tiefes Loch wie es zuvor immer war. Das war für ihn und mich besser so, aber auch für die Boys. Willy hat ja erst ca. 10 Monate nach Erstdiagnose den Mum gehabt zu gehen, was er nun bereut, vorher hat uns noch vor der definitiven Diagnosestellung eine katholische Seelsorgerin der Klinik aufgefangen. Von allen involvierten Personen war sie immer für uns da. Auch wenn Willy ev.ref. ist!!!! Die Frau ist einfach bombastisch und man kann sagen unsere Seelenretterin - bis heute.

Muss aber sagen, dass wir beide auch immer wieder mal den Eindruck hinterliessen, wir beide seien stark, bis wir uns auch getrauten zu zeigen, dass wir am Anschlag sind, ja sogar in Panik und einfach nur höllen Angst haben. Es ist legitim, dass man Angst hat, es löst Angst aus, am Anfang nach der Diagnose ist diese Angst irgendwie anders, viel intensiver und panikartiger und stürzt einem in wahnsinnier Löcher. Heute nach mehr als 2,5 Jahren, haben wir gelernt das Loch und den Absturz zu erkennen und rechtzeitig Hilfe zu holen. Aber das brauchte seine Zeit. Hilfreich ist sicher auch, dass wir die Selbsthilfegruppe mitgegründet haben und hier uns aktiv engagieren.

Willy sagt auch heute immer wieder, damals war es weit schlimmer, weil man erstens nicht wusste was alles auf einem zukommen wird, man wusste nur Krebs = Tod. Zweitens waren beide Jungs noch nicht in der Ausbildung - hatten auch noch nichts in Aussicht. Marc war mitten der schwersten Lebenskrise die ein junger Mann sich vorstellen konnte, er litt am post traumatischen Belastungssyndrom, weil er im Tram Opfer eiens Gewaltverbrechens und schwer verletzt wurde. Er hatte gar nicht die Kraft sich mit der Krankheit und dem etwaigen Tod seines Vaters auseinander zu setzen udn doch musste er, denn der Krebs gab und gibt ja niemanden die Zeit irgendetwas zu überlegen. Man fängt an zu funktionieren und zu handeln um weiter leben zu können. Und Willy, er wollte Marc schützen und schonen. Der Schutz war ihm sehr wichtig, weil er sich ja die Vorwürfe machte er konnte Marc nicht vor der Tat schützen, nur das konnte niemand, genauso wenig wie man voraus wissen konnte, dass sein Papi Krebs bekommen wird. Und drittens er machte sich Sorgen wie es mit mir weitergehen sollte, hatten wir doch erst 10 Monate zuvor meine Diagnose MS bekommen, und eigentlich uns noch gar nicht mit dem auseinander gesetzt.

Also ich glaube je mehr Probleme oder andere Umstände vorliegen je mehr Mühe hat man damit umzugehen. Bei dir spielt sicher eine Rolle, dass du ein Kind hast, welches in nächster Zukunft noch in die Pubi kommt,und wenn ich das richtig verstanden habe du sogar alleinerziehend bist, bitte korrigiere mich. Also du hast ne Belastung die schon unter normalen Umständen eine Superfrau von dir abverlangt.

Ach wir wünschen dir einfach so viel Kraft, Zuversicht udn Mut der Welt, damit du genauso die Chance hast wie sie Willy bekommen hat. Am Abend vor der Op. (12 Std. Op.) teilte uns der Thorax Chirurg mit, dass er mit 99% im Rollstuhl sein wird, vom Hals abwärts gelähmt. Beide der Doc. und Willy nahmen diese Chance und machten etwas daraus, nämlich kein Rollstuhl! Es hiess ja auch am Heiligabend 2002 nur noch 2-3 Monate, und wo stehen wir heute... da!

Wir sagen immer wieder " Es spielt keine Rolle was für eine Prozenttzahl vor dem Wort Chance steht, das sind nur Zahlen und die sind junglier, auswechselbar und oft falsch, es ist wichtig dass man ne Chance hat, und die sollte man, egal wie gross oder klein nehmen".

Ich weiss es hört sich sich so einfach an, war und ist es auch noch bei Leibe nicht.

Wir wünschen dir von Herzen zuversichtlich, hoffnungsvolle Ostertage damit du für dne weiteren Kampf die Kraft und den Mut finden kannst den du so nötig hast. Ganz, ganz liebe Grüsse aus dem verregneten Basel Liz und Willy im Doppelpack
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