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Alt 25.09.2013, 10:54
Norma Norma ist offline
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Standard AW: total am boden

Liebe paddi,

eine schwierige Situation. Aus der Ferne ist es immer schlecht, irgendetwas konstruktives zu schreiben.

Aus eigenen Erfahrungen kann ich dir sagen, dass es nicht einfach ist, mit gesunden Mitmenschen richtig engen und guten Kontakt zu pflegen. Einfach deshalb, weil sie keine einzige Situation nachempfinden können. Wie auch?
Selbst, wenn sie sich die allergrößte Mühe geben: Es kann ihnen nicht gut gelingen.
Kommt dann noch eine Metastasierung dazu, wird es noch schwieriger. Unsere Gesellschaft verdrängt die eigene Endlichkeit und das führt dazu, dass man sie auch nicht bei Mitmenschen ertragen kann oder will.

Gerade eine besonders enge Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt und eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist der gesunde Part so stark, dass er den Kranken "erträgt" und den schweren Weg mit ihm gemeinsam geht oder... er schafft es nicht und ein enges Miteinander ist nicht möglich.

Für mich sind es die unterschiedlichen Sichtweisen, die zu Streitigkeiten führen. Der Gesunde sieht seine Sicht der Dinge von der gesunden Seite; der Kranke hat seine Sichtweise durch die Erkrankung.

Ich vergleiche das immer mit einem schönen weichen Hausschuh, dem ein klobriger und zu großer Stiefel gegenüber steht.

Es kann aber auch sein, dass der gesunde Part einfach nicht mehr kann; so, wie du ja auch schreibst: DU kannst nicht mehr.
Dann genügt manchmal eine "Freundschaftspause" zur Erholung beider Parteien.

Ich kenne das furchtbare Gefühl, wenn man jemanden als Stütze im Kampf gegen den Krebs gesehen hat und dann irgendwann einsehen muss: diese Stütze gibt es nicht mehr. Da bricht erst einmal (erneut) eine Welt zusammen. Der Berg an Problemen wird immer größer.

Den einzigen Rat, den ich dir geben kann: Suche dir eine Selbsthilfegruppe, in der jeder wie du gegen die Erkrankung kämpft. Da bist du unter Gleichgesinnten; ihr könnt euch austauschen und jeder versteht den anderen.

Die Freundschaft lass ruhen. Ein erholsamer "Schlaf" kann vieles wieder in Lot bringen.
Und wenn nicht: Niemand hat Schuld. Sie nicht und du auch nicht.
Es ist die Erkrankung, die zwischen euch steht.

Das ist natürlich nur meine Meinung; ohne Anspruch auf Wahrheitsgehalt. Allerdings schreibe ich aus vielen vielen Erfahrungen heraus und da bin ich bestimmt nicht die einzige Betroffene.

Fazit: Lass sie vorzeitig abreisen; bleibe du am Urlaubsort. Aber verabschiede dich nicht in Zorn oder Wut. Lass die Zeit für dich arbeiten.
Morgen oder übermorgen sieht die Welt schon wieder anders aus.

Und wenn du nach Hause kommst, solltest du vielleicht über eine leichte medikamentöse Behandlung deiner verwundeten Seele nachdenken. Etwas Unterstützung tut ihr sicherlich gut!

Alles Liebe und Gute!

Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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