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Alt 04.11.2007, 03:16
Norma Norma ist offline
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Registriert seit: 06.11.2005
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Standard AW: Hilfe bitte! Meine Mama hat Krebs :(

Allerliebste Doro,

auch wenn du mich jetzt am liebsten steinigen würdest:
Gegen seinen Willen wird in Deutschland kein mündiger Bürger medizinisch behandelt. So steht es im Gesetz.
Meine Tante hat auch jede Behandlung kategorisch abgelehnt und wir waren gezwungen, ihr 3jähriges (!) Sterben zu ertragen.
Glaub mir, wir haben ALLES versucht!
Mit Tränen, mit Schimpfen, mit Liebe... nichts hat genutzt.
Den Notarzt haben wir gerufen, als sie das Bewusstsein verloren hatte... vorher hat sie jeden von uns gerufenen Arzt aus dem Zimmer geworfen (und alle sind gegangen, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass sie geistig voll und ganz da war).

Nun, deine Mama befindet sich in einer sehr belastenden "Übergangszeit".
Das heißt, dass sie zwar weiß, dass sie sehr krank ist, aber nicht realisiert, was auf sie zukommen kann... ohne medizinische Versorgung.

An deiner Stelle würde ich mit ihr nur noch in abgewandelter Form über die Erkrankung sprechen.
Soll heißen: sie soll weiterhin zu ihrem Arzt gehen und mit ihm über IHRE Wünsche sprechen. IHRE Wünsche, nicht die Wünsche von ihrem Mann oder von euch Kindern. SIE ist die Patientin, SIE kann entscheiden, wie die Behandlung aussehen soll. Der Arzt MUSS sich daran halten!

Will sie keine Chemo... bekommt sie keine.
Will sie keine weitere Untersuchung... bekommt sie keine.
Will sie nur Schmerzlinderung... bekommt sie sie.

Und IHR MÜSST euch danach richten!

Glaub mir, ich weiß sehr gut, was in dir vorgeht!

Diese absolute Machtlosigkeit, dieses absolute "einfach zugucken zu sollen/müssen", das ist unmenschlich und grausam.

Und doch... die Patientin darf sich so verhalten, wie sie es möchte.

Es nutzt auch überhaupt nichts, Gedanken zu verdrängen!
Genauso wenig, wie ICH verrückt geworden bin (und ich dachte immer, DAS halte ich nicht aus, da werde ich bestimmt verrückt), wird jemand von euch verrückt werden.

Zeigt der Mama, dass ihr sie lieb habt.
Zeigt der Mama, dass ihr bereit seid, MIT IHR GEMEINSAM die Erkrankung zu ertragen; ohne dass Tränen von dir fließen, ohne dass Vorwürfe kommen, ohne dass Mama das Gefühl hat, sie dürfte aus Rücksicht zu dir/euch nichts erzählen. Mama muss auf euch bauen können, wie ein Fels im Meer!

Wenn ihr also auf einen gemeinsamen Nenner gekommen seid (akzeptieren der Wünsche von Mama und trotzdem medizinische Betreuung ihrer Wahl... und... Reden mit dir/euch über die Erkrankung), dann wird es für alle Beteiligten leichter.

Ich wünsche euch einen gangbaren Weg, einen Weg, der Mama und dir/euch gerecht wird.

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann (zur Zeit Chemo)
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