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Alt 04.09.2014, 15:11
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Ovarialkarzinom mit Peritonealkarzinose und Omental cake

Liebe Sybille,

es tut mir sehr sehr leid, dass sich die Erkrankung bei Deiner Schwester als so schwer herausgestellt hat. Wir hoffen nun einfach gemeinsam, dass die Operation bestmöglich war.

Ob alles entfernt wurde, kann - wenn überhaupt - nur der Chirurg beurteilen, du kannst es im Staging (also diese kryptische Diagnose mit Zahlen und Buchstaben) erkennen, es heißt R und dann etwas hinterher. R 0 heißt, dass alles entfernt wurde. Aber auch ein R1 ist nicht so schlimm, wie es sich liest.
Dann niemand kann wissen, wie gut die Chemo anschlägt - bei manchen Menschen zerstört eine Chemo tumore von immenser Größe ....
Eine Chemo kommt bei diesen Stadium ganz sicher.

Weißt Du schon, ob Fernmetastasen festgestellt wurden? Das ist auch entscheidend für das Staging.

bezüglich einer Lebenserwartung schließe ich mich meinen vor-Schreiberinnen an. Das ist immens schwierig zu prognostizieren.
MEINER Meinung nach ist es im Grunde unseriös, wenn Ärzte das in Monaten oder Wochen oder Jahren angeben. Insbesondere für diese Krebsart ist das wirklich so, dass der Verlauf unglaublich unterschiedlich sein kann.

Mir selbst hat ein Arzt ( ich bin heute noch sauer auf ihn) eine Lebensprognose von 2-3 Jahren geäußert, da ich ein Frührezidiv hatte. Jetzt sind 4 1/2 Jahre vergangen und mir gehts immer noch prächtig. Zumindest so, dass ich ein annähernd normales Leben leben.
Bei meinem Pa war es so, dass die Ärzte von einigen Monaten sprachen - doch dann lagen zwischen Diagnosestellung und seinem Tod gerade mal 10 Tage (Lungenkarzinom).

Deine Schwester wird nun erst mal eine ganze Weile brauchen, bis sie wieder einigermaßen hergestellt ist. Bei mir war es auch so. Ich hatte immens viel Blut verloren (ein Assistenzarzt, der bei der OP dabei war, sagte, dass meine mutige Ärztin ständig kurz neben dem Herzversagen weiteroperierte und sie sich alle schon fragten, ob das wohl so seine Richtigkeit hätte, DIESE OP nicht abzubrechen .... ) - achte darauf, dass nicht - wie bei mir - zu lange mit Bluttransfusionen gewartet wird. Das ist eine elendige Quälerei für den Patienten. Der Hb Wert muss schnellstmöglich stabilisiert werden.

Und falls deine Schwester depressiv wirkt, und extrem psychisch mitgenommen, achte darauf, dass sie auch entsprechende Medikamente bekommt. Bei mir waren diese Psycho-Medis ein Segen in der ersten Zeit.

bitte lass den Mut nicht sinken. Ich weiß gut, dass es für dich als liebende Schwester erst mal ein immenser schock ist. Aber derzeit ist wirklich noch gar nichts genau zu prognostizieren. Deshalb bemühe dich bitte nach Kräften (klingt jetzt doof, ich weiß, nach Oberlehrerin entschuldige, habe gerade keine besseren Worte), positiv in die Zukunft zu sehen.
Spekuliere nicht, wie schlimm es sein könnte, sondern setze dich erst mit dem "Wie-weiter" auseinander, wenn du GENAUES weißt.
Alles andere ist ein Kräftevernichter, gerade das spekulieren .... Das schürt die Ängste und Angst ist ein Energievernichter wie kaum etwas anderes.

JETZT ist immer nur der nächste Schritt wichtig, den DU und DEINE schwester gehen müssen und die gesamte Familie.
IMMER nur die Fragestellung: wie meistern wir DIESEN konkreten SChritt am besten.

ich wünsche Dir, dass Euch das bestmögölich gelingt,
liebe grüße
Birgit
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