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Alt 24.09.2010, 21:01
Ranimaus Ranimaus ist offline
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Standard AW: Kein Morphin???

Vielen lieben Dank für die wieder mal sehr hilfreichen Antworten.

Es ist wirklich der Hammer, was sich heute zugetragen hat!!

Wie befürchtet, war es wieder einmal eine anstrengende Nacht für meine Mama. Papa hat sie im Zwei-Stunden Rhytmus gerufen und vor Schmerzen gejammert. Meine Mutter hat Ihn dann vor lauter Verzweiflung im zwei Stunden Rhytmus, Atosil, MCP und Novalgin verabreicht. Mein Vater war nach dieser Nacht fix und fertig aber wie immer "hellwach"! Die Tränen standen Ihm hoch in den Augen. Meine Mutter dem Nervenzusammenbruch nahe!

Mir reichte es. Ich hab dann heute Morgen direkt den betreuenden Hausarzt angerufen, Ihm die Situation geschildert und nach Morphium gefragt. Da ich den Zustand so nicht mehr haltbar finde. Der Arzt fing schon wieder an, um das Thema rumzueiern! " Ich verschreibe erstmal Tilidin"! "Über Morphium können wir nachdenken, wenn das nicht mehr hilft!"
Ich habe gesagt, dass mir auch dieser hellwache Zustand nicht wirklich gefällt. Es ist grausam. Daraufhin meinte der Arzt er würde statt Atosil "Haldol" verschreiben. Damit bekäme man Ihn auf jeden Fall ein bisschen zum Schlafen!
Ich war irgendwie sauer und habe mir einen Termin im KH beim Onkologen geben lassen. Meine Mutter und ich durften sofort kommen und er hat sich zusammen mit einer Seelsorgerin fast eine Stunde für uns Zeit genommen.
Ende vom Lied ist, dass er vorgeschlagen und auch darauf hingewirkt hat, meinen Papa kurzzeitig zum einstellen Palliativ aufzunehmen. Sollt mein Vater nicht zustimmen, -für den Fall hat er uns ein Morphium Rezept mitgegeben.

Wir sind dann nach Hause, haben meinen Vater gefragt, ob er ins Krankenhaus möchte, da Ihn der Facharzt nochmal gerne sehen würde. Er hat sofort zugestimmt. Jetzt liegt er auf der Palliativstation mit dem Ziel der weitgehenden Schmerzfreiheit! Der Onkologe deutete an, (wie Ihr hier schon vermutet habt, dass viele Hausärzte mit der Gabe von Morphium überfordert wären und daher erst einmal lange an den Opiaten festhalten.

Wir hier zu Hause, sind ein wenig erleichtert, dass Ihm jetzt gut geholfen wird.

Frage mich aber die ganze Zeit, was gewesen wäre, wenn es kein Internet bei uns gegeben hätte!!? Der Hausarzt hätte meinen Vater bis zum geht nicht mehr gequält, oder wie darf man sich das vorstellen? Der Hausarzt hat ja noch nicht mal den Vorschlag gemacht, meinen Vater stationär aufnehmen zu lassen. Woher sollen wir als Angehörige wissen, was zu tun ist? Eigentlich sollte man sich doch auf die Ärzte verlassen können, dass die einem helfen und die richtigen Ratschläge geben. Aber immer abenteuerliche Medikamentencocktails... mit dem Zusatz "probieren wir mal"!!!

Meine Mutter hatte sogar noch Heulattacken weil wir unseren guten, lieben, hilfsbereiten Hausarzt "hintergehen" indem ich mich einfach an einen anderen Arzt wende!! *pfui* Meine Mutter davon zu überzeugen, dass wir gerade das Richtige für meinen Vater tun, war ein Kraftakt!
Als mein Vater dann abgeholt wurde und wir unseren Hausarzt darüber unterrichtet haben, zeigte der sich sehr erleichtert!

Möchte wirklich nicht wissen, wieviele Ältere, die keinen Internetzugang haben, sich auf Hausärzte verlassen und wirklich bis zum Äussersten gehen bevor der Krankenwagen gerufen wird, weil sie sich auf den Arzt Ihres Vertrauens verlassen. Da gruselts mich, bei der Vorstellung wieviele Menschen unnötig leiden.

Lieben Gruß
Ranimaus
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