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Alt 29.01.2002, 15:46
Gast
 
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Standard ohnmacht ..... leere

Hallo Conny,

meine Mutter ist vor eineinhalb Jahren an Speiseröhrenkrebs gestorben. Ich kann Dich sehr gut verstehen, wie es in Dir aussieht. Mir hat am meisten geholfen, so viel wie möglich darüber zu sprechen, sich auszuheulen, freien Lauf lassen. Dann läßt man den Druck für einige Zeit ab. Auch alles aufzuschreiben, wenn man mal nicht mit jemanden reden will, so eine Art "Sterbetagebuch". Es tut irre weh das aufzuschreiben, und ich habe sehr viel geheult, aber es war auch befreiend....

Was meiner Mutter sehr geholfen hat war die Gewissheit, dass ich nicht mehr klammere. Dass sie kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn sie "geht". Ich habe versucht, mit ihr zu reden, über den Tod. Auch wenn das schrecklich ist und sehr weh tut, aber für den Sterbenden ist es beruhigend zu wissen, dass sie loslassen "dürfen", so war es zumindest bei meiner Mutter.

Ist Deine Mutti im Krankenhaus oder zu Hause?
Eine gute Alternative zum Krankenhaus ist ein Hospiz. Meine Mutti war die letzte Woche dort. Denn auch wenn man nicht bei ihr war, wußte man, dass sich liebe Menschen um sie gekümmert haben. Sie legten Walgesänge in den CD-Player, stellten Kerzen auf, Duftöle, beteten mit ihr und redeten einfach nur, saßen am Bett. All das was man gerne selber tut, aber man braucht ja selber mal eine Auszeit.
Sie rufen einen sofort an, wenn der Zustand schlechter wird.
Als meine Mutter starb, war ich im Zimmer. Es hatte fast den Anschein, als wartete sie nur darauf, damit sie in Ruhe gehen kann. Es ist ganz ruhig gewesen, sie ist einfach eingeschlafen, es ist auch nicht schlimm, man meint fast, sie sei trotzdem noch im Raum gewesen. Es war so erleichternd zu sehen, wie friedlich sie da lag und wie entspannt, fast faltenlos.
Ich möchte Dir mut machen, dabei zu sein, denn der Tod ansich ist nichts schlimmes, das habe ich gelernt....ich hatte so einen Horror davor, aber es war wirklich nicht so schlimm wie man es sich vorstellt.

Mir hat auch sehr geholfen, Bücher zu lesen über ein Leben nach dem Tod, da ich auch keinen direkten Glauben habe. Dadurch konnte ich mir vorstellen, dass es meiner Mutter eigentlich besser geht wenn sie "wo anders" ist.
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