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Alt 11.07.2011, 00:19
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Jane85 Jane85 ist offline
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Registriert seit: 10.07.2011
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Unglücklich AW: Profil: Angehörige stellen sich vor...

Dann stelle ich mich auch mal vor...

Ich heiße Janine und werde in ein paar Tagen 26 Jahre jung. Ich bin seit 4 Jahren verheiratet und habe einen Sohn, der im September 3 wird und einen Hund namens Fine. Außerdem arbeite ich im Altenheim als examinierte Altenpflegerin.

Nun zu meiner Geschichte:

Vor 3 Wochen haben wir erfahren, das mein Papa (58 J. starker Raucher) an LK erkrankt ist. Er hatte Blut gespuckt. Daraufhin bin ich sofort mit ihm ins Krankenhaus gefahren (Ich muss dazu sagen, dass ich absolutes Papa-Kind bin). Er wurde geröngt und ein CT gemacht. Danach sollte eine Bronchoskopie gemacht werden, da man auf den Bildern den Tumor selbst nicht gesehen hat, nur das ein Teil der Lunge nicht belüftet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war meinem Papa schon klar, dass es sich um LK handelt, da sein Vater im gleichen Alter daran gestorben ist. Außerdem wurde vor ca. 12 Wochen LK bei seiner Schwester diagnostiziert und vor ca. 8 Wochen Lymphdrüsenkrebs bei seinem Bruder. (Wir glauben schon, dass ein Fluch auf uns lastet). Leider konnte die Bronchoskopie nicht sofort gemacht werden, da mein Papa Vorhofflimmern bekommen hat. Also hieß es warten. Diese Ungewissheit war schrecklich. Doch auf einmal hieß es, der Professor hat den Tumor auf dem CT entdeckt. Die Ärztin sagte, er wäre ganz winzig und somit sehr gut behandelbar. Mein Papa hätte 2-3 jahre damit rumlaufen können, ohne was zu merken. Man könnte wahrscheinlich operieren. Wir (außer mein Papa) haben uns sehr darüber gefreut. Mein Papa konnte und kann sich über gar nichts mehr freuen. Nunja...als ein paar Tage später die Bronchoskopie gemacht werden konnte und die Ergebnisse da waren, waren wir geschockt. Der Oberarzt erzählte uns, dass der Tumor doch nicht so klein ist und operieren gar nicht in Frage kommt, da der Tumor mit an der Luftröhre sitzt. Stadium IIIb: T4 N1 M0
Zum Glück haben die anderen Untersuchungen ergeben, dass der Tumor keine Metastasen gebildet hat.

Nun geht es uns nicht so gut. Mein Mama spielt die starke (fast schon gefühlskalte), meine Schwester wohnt jetzt weiter weg und mein Mann muss jetzt die Arbeit meines Papas mitmachen, ohne mehr Gehalt zu bekommen (arbeiten beide in einer Firma). Mein Mann meckert jedesmal, weil ich seitdem jeden Tag bei meinen Eltern bin (wohnen 5minuten Fußweg entfernt). Aber mein Papa ist immer der Starke gewesen, mein Held, der gar nicht krank werden kann. Ich würde jetzt am liebsten jede Sekunde mit meinem Papa verbringen.
Mein Papa selber ist total depressiv und teilweise auch aggressiv seit der Diagnose. Er hat einfach sehr viel Angst. Man muss dazu sagen, dass ich unter Angst- und panikattacken leide und eine hypochondrische Störung habe. Seit 1 1/2 Jahren kann ich mit Antidepressivum wieder ein einigermaßen normales Leben führen. Und jetzt ratet mal, wer mir das wohl vererbt hat...ja genau mein Papa. Also kein Wunder, dass er so reagiert. Aber er möchte kämpfen und das finde ich gut. Er hat jetzt schon 2 Chemos hinter sich. Mittwoch kommt die Dritte. Nebenwirkungen halten sich in Grenzen. Er ist wohl sehr schlapp und hat die Schleimhäute im Mund kaputt, aber ansonsten alles in Ordnung. Auch die bestrahlung soll bald anfangen.

Der Oberarzt sagte, dass man diesen Tumor wohl 5 Jahre lang behandeln könnte. So hat es mein Papa verstanden. Er denkt jetzt, er hätte noch auf jeden Fall 5 jahre, aber was ich hier so gelesen habe in diesem Stadium bezweifel ich das eher.

Zwischendurch sagt mein Papa aber auch so blöde Sprüche wie z.B.: "In einem halben Jahr bin ich ja sowieso nicht mehr!" Das tut richtig weh. Habe auch in dieser zeit meinen Papa das este Mal weinen sehen. Echt schrecklich.

Und was mit mir los ist, weiß ich auch nicht. Ich dachte wenn mal so eine Diagnose kommt, dann weine ich jeden Tag und kann gar nicht mehr aufhören, aber so ist es nicht. Oft denke ich eher: Naja Papa ist krank, wird schon bald wieder gut, so als ob er nur ne Erkältung hätte und manchmal, wenn ich abends hier alleine sitze, dann stelle ich mir schon seine Beerdigung vor und weine bitterlich.

Ich glaube das war erstmal genug. Tut mir leid ist sehr lang geworden , aber ich musste mir das mal alles von der Seele schreiben.

LG Janine
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Über Nacht weise, glücklich und gesund zu werden, ist noch keinem gelungen. Aber jeden Tag einen Schritt weiter zu kommen, ist ein schönes Ziel!


Papa du schaffst das.Das weiß ich !
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