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Alt 19.11.2014, 22:27
laolam laolam ist offline
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Registriert seit: 17.10.2014
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Standard AW: keine vorstellung vom tod

Liebe Laura, deine Nachricht hat mich zutiefst berührt. Ich habe selbst viele geliebte Menschen verloren: meine Großeltern, meinen Vater. Vor drei Monaten ist mein Mann für immer gegangen.
Als er seine Diagnose bekommen hat, brach für uns die Welt zusammen.
Das Thema Tod ist plötzlich aktuell geworden.Ich kann meine Verzweiflung von damals nicht in Worte fassen.
Ich dachte, ich werde es nicht schaffen.Die Angst ist nun in unsere immer heile Welt eingebrochen. Man hatte Angst vor jeder Untersuchung, vor jeder Andeutung, vor der schlechten Prognose, vor der ganzen Ungewissheit, vor all dem was zukommen kann.
Erstaunlicherweise war diese Zeit für uns voll ganz inniger Liebe gewesen. Ich war für ihn immer da, habe ihn immer zu jeder Behandlung begleitet.Wir haben gekocht, gefeiert, gelacht, spazieren gegangen, über alles geredet. Mit dem Wissen, dass es bald zu Ende gehen kann.
Geweint habe ich jeden Tag, aber so, dass er das nicht sehen konnte.
Er ist mit 51 gestorben, ich war bei ihm bis zu seinem letzten Atemzug. Der Tod ist schlimm, kommt immer plötzlich. Aber meine Ängste vorher waren viel schlimmer. Wenn es wirklich passiert ist, war ich wie erstarrt, ich habe alles richtig gemacht, ich habe funktioniert, ich war ganz brav.Jetzt trauere ich um meinen Mann, ich vermisse ihn in jeder Kleinigkeit, überall, ich denke an ihn, ich weine....
Liebe Laura, du hast nicht geschrieben, wie alt du bist.Du bist auf jeden Fall eine gute Tochter.
Du brauchst jetzt viel Kraft und innere Ruhe.Sei für deine Mutter einfach da, begleite sie überall, sie darf nicht merken, dass du traurig bist. Rede mit ihr genau so wie immer.Mach jeden Tag schön. Verwöhne sie. Sie lebt, versucht andere Behandlungsmoeglichkeiten zu probieren.Vielleicht hilft ihr was. Rede mit Ärzten. Lese im Internet.Gebt nicht auf.
Wenn du an Gott glaubst, bete für sie. Tue was Gutes für sie und auch fuer andere Menschen. Verliere nicht die Hoffnung, genieße jeden Tag wo ihr gut geht.
Es ist eine sehr harte Prüfung, aber du bekommst eine geistige Erfahrung und die Reife. Bitte verzweifle dich nicht, sei auch die Stütze für deinen Vater. Rede mit ihm.
Ich wünsche dir viel Kraft und viele schöne Tage mit deiner Mutter.
Ich drücke dich fest . Entschuldige mich wenn meine Antwort dir banal vorkommt. Vielleicht schreibt dir noch jemand.Es ist nur meine Erfahrung

Laolam
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