AW: Welche Fragen?
Liebe Erika !
Ich schreibe Dir hier öffentlich , weil Du auch hier öffentlich
angemacht wurdest und ich möchte Dir sagen , wie leid es mir tut .
Liebe Grüsse an Dich
Biba
Meine Gedanken
Es passiert hier immer wieder , dass Betroffene und Angehörige
miteinander kollidieren .
Wir können uns nicht in die Sorgen und Nöte der Angehörigen
versetzen , es sei denn , wir kennen auch diese Seite .
Da wir ja aber meist schon älter sind , kennen wir die Seite der Angehörigen ,
die eine Mutter und/oder Vater oder Kinder oder Geschwister in schwerer Erkrankung begleitet haben .
Manchmal denke ich , dieses wird von den Angehörigen nicht bedacht .
Manchmal denke ich , sie nehmen es uns übel , dass wir überlebt haben
und ihre Angehörigen nicht .
Als ich meinen Paps 1987 durch seine schwere Krebserkrankung und seine
4-wöchige Sterbephase begleitete , war ich noch im Nachtdienst tätig .
Morgens nach der Arbeit war ich bei ihm und natürlich abends vor der Arbeit .
Ständig hatte ich Angst , er stirbt , wenn ich nicht bei ihm bin .
Es war eine Gnade , dass er zu Hause einschlafen durfte . Er hatte es sich so gewünscht und mich in die Pflicht genommen als Krankenschwester und älteste Tochter .
Mit meiner Mutter und kleinen Schwester haben wir alles geschafft .
Damals wog ich dann auch nur noch 44 kg .
Was ich sagen wollte ist , Angehörige haben grossen Kummer .
Sie bleiben zurück und müssen ihr Leben wieder in den Griff bekommen .
Wir Betroffene aber müssen uns mit der Krankheit auseinandersetzen .
Mit der Angst vor dem Tod .
Mit der Angst vor Rezidiven .
Mit dem körperlichen Verfall .
Etc. etc. etc.
Aber auch wir haben Sorgen um unsere Lieben .
Wir sehen die Angst , den Kummer , die Fragen in ihren Augen .
Wir sind stark oder tun jedenfalls so , wir reden nicht über die Krankheit ,
schwächen viel ab , alles um unseren Lieben nicht noch mehr Schmerz zufügen zu müssen .
Wir bleiben mit unserer Angst alleine . Wie falsch das alles ist .
Und dann geraten wir hier im KK noch aneinander !
Vielleicht helfen meine Gedanken ein wenig , die Kluft zwischen
Angehörigen und Betroffenen zu entschärfen .
Liebe Grüsse an Alle
Biba
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