Thema: Trauer
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Alt 16.05.2004, 07:28
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Jutta Jutta ist offline
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Standard Trauer

Guten Morgen

Ich möchte mit einem Gedicht beginnen:

„Den eigenen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tode der anderen,
muß man leben“
(Mascha Kalenko)

Jede Trauer wird anders erlebt, denn sie ist ein Teil von uns, eine Lebensphase die wir mit einem geliebten Menschen gingen ist zu Ende. Je intensiver wir diesen Menschen geliebt haben, um so intensiver und tiefer wird die Trauer erlebt. Es ist ja nicht alleine nur das Gehen dieses Menschen, sondern unsere ureigenen Verlustängste werden mit eingebracht, sie müssen mit aufgearbeitet werden.

Für unser soziales Umfeld ist es sehr oft nicht nachvollziehbar, daß wir auch noch nach Jahren unserer Trauer Ausdruck verleihen wollen. Wer sie selbst nicht erlebt hat, oder die Sensibilität für seine Mitmenschen nicht besitzt, wird uns immer wieder mit den Worten, „Kopf hoch“ „Das Leben geht doch weiter“ und dergleichen begegnen. Denn es sind unsere Erfahrungswerte, es ist unser Verlust, für unser gegenüber oft sehr schwer verständlich, daß wir nicht nach einem Jahr unsere Trauer ablegen, wie ein altes Kleidungsstück.
Um einen geliebten Menschen zu trauern, kann ein Leben lang halten. Doch die Art der Trauer verändert sich, es kommen Erinnerungen an schöne Momente hinzu, die es heißt festzuhalten.

Wir verlieren Kontakte, von denen wir dachten, das sind lebenslange Freundschaften. Solche Verluste bedeuten in der Trauer nochmals ein Abschied. Einen Abschied von einem oder mehreren Menschen, von den wir dachten, da kann ich mich fallen lassen, da kann ich über meine Trauer reden, sie sind für mich da.
Oftmals ist es ein Versuch wert, gerade einen für uns wichtigen Menschen anzusprechen, zu fragen, kann ich mit Dir über meine Trauer/meinen Verlust/meine Erinnerungen reden? Viele Menschen in unserem Umfeld ziehen sich nicht immer aus Desinteresse an uns zurück. Es ist sehr oft die Angst, etwas falsches zu sagen, etwas falsches zu tun. Macht einen Schritt auf diese Menschen zu. Teilen wir ihnen unser Bedürfnis nicht mit, woher sollen sie es wissen?
Dabei erleben wir recht schnell, wer bereit ist, sich mit uns zu unterhalten, oder wem dieses Gespräch lästig werden wird. Auch das sollten wir akzeptieren lernen, ihre Wertschätzung für uns oder die Trauer ist eben anders.

Ich wünsche Euch die Kraft, den Mut auf andere Menschen zuzugehen, ein Umfeld, daß Euch trauern läßt, Euch auch einmal ohne Worte in den Arm nehmen wird.

Liebe Grüße
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