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Alt 16.02.2015, 21:01
fofo fofo ist offline
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Standard AW: Aderhautmelanom

Hallo Sylvia,

meine Behandlung ist abgeschlossen. Der Applikator, also Strahlenkörper, wurde unter Vollnarkose auf den Tumor (korrekterweise: auf die Lederhaut) aufgenäht, lag da 5 Tage am Stück und wurde danach wieder operativ entfernt. Und das wars dann. Das war 09/2012.

Ehrlich gesagt, überrennt mich die Angst nicht mehr. Ich hatte schon immer die innere Überzeugung, dass ich nicht daran sterben würde. Frag mich bitte nicht woher das kommt. Ich hab das einfach nie geglaubt. Dennoch habe ich mich natürlich nach meiner Bestrahlung (voher kam ich gar nicht dazu) intensiv mit der Erkrankung und der Gefahr durch Metastasen auseinander gesetzt. Meinen Dr. Rehak habe ich wirklich jedesmal mit Fragen gelöchert (Wie stehen die Chancen, falls schon Krebszellen im Körper verstreut sind? Mit welcher Wahrscheinlichkeit sind schon Krebszellen in meinem Körper, auch, wenn sie im PET/CT nicht gesehen wurden? ...). Fast jedesmal war ich den Tränen nahe oder habe bei ihm geweint. Trotzdem war ich der Meinung, dass ich gut mit der Diagnose zurecht komme - ich wollte ja nur gut aufgeklärt sein (habe ich mir jedenfalls eingeredet). Dr. Rehak meinte dann mal, ich solle über professionelle Hilfe nachdenken, die mir helfen soll das zu verarbeiten. Ach quatsch, wozu denn? Als dann aber mein Hausarzt, bei dem ich meine halbjährliche Leber-Sono machen lasse, mir das Gleiche geraten hat, bin ich ins Grübeln gekommen. Ich habe mir also Hilfe bei einer Psychoonkologin der Uniklinik Leipzig geholt (also auf auf Krebskranke spezialisiert) - nach wie vor in dem Glauben, dass ich keine Hilfe brauche. Aber sie hat mir gut getan. Ich glaube, ich war ca. ein Jahr in Behandlung.

Aber geholfen hat mir vor allem mein Freund, der einfach für mich da war. Oft haben wir gar nicht gesprochen, sondern er hat mich einfach in den Arm genommen, wenn ich wieder einmal geweint habe (was am Anfang furchtbar oft war). Er hat mir so viel Halt gegeben. Einfach zu wissen, dass ich da nicht alleine durch muss, sondern er mich mit meiner Angst begleitet ... der restlichen Familie gegenüber (vor allem meinen Eltern) habe ich immer versucht stark zu sein. Die haben sich eh schon genug Sorgen gemacht und vermutlich emotional fast genauso gelitten wie ich selbst. Du hast ja vielleicht schon irgendwo in alten Beiträgen von mir gelesen, dass ich erst 24 Jahre alt war, als ich die Diagnose bekam.

Aber richtig abgeschlossen habe ich erst damit, als ich zur Reha war und mich mit gleichaltrigen Krebskranken austauschen konnte. Erst danach wusste ich, wo ich im Vergleich zu anderen stehe, wie ich mich fühlen darf etc. Und seither habe ich meinen Platz mit der Krankheit gefunden und habe einen dicken Haken dran gemacht. Naja und nur 3 Monate nach der Reha bin ich schwanger geworden. Da stand dann ohnehin was anderes im Mittelpunkt. :-)

Bei mir hat die Uniklinik das versäumt, deshalb will ich es dir lieber sagen. Die steht nämlich einiges zu und eigentlich hätte dich der Sozialdienst der Klinik aufsuchen müssen, nachdem du die Diagnose bekommen hast. Frag dort unbedingt mal nach, denn dir steht folgenes zu:
- Schwerbehindertenausweis (Kündigungsschutz, Lohnsteuerersparnis, Sonderurlaub)
- Anschlussheilbehandlung (AHL, also eine Reha)
- Reha innerhalb eines Jahres nach Behandlung (1. Heilverfahren)

Ich hatte nie die Chance auf eine AHL, weil mir einfach niemand gesagt hat, dass mir das zusteht. Zu mir kam auch niemand und hat mir psychologische Hilfe angeboten, obwohl das während meines stationären Aufenthalts hätte passieren müssen. Alles was ich jetzt habe (Schwerbehindertenausweis und meine Reha), habe ich mir ergoogelt. Frag also unbedingt nach dem Sozialdienst in der Charite!

Wie lange dauert denn eine Bestrahlung bei dir? Und in welchen Abständen musst du hin? Und aus welcher Ecke kommst du denn eigentlich?

LG
Lydia
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