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Alt 13.11.2016, 19:10
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Danke, lotol!

Bei den späteren Anrufen hätte ich natürlich meine Mutter gleich neben mir gehabt und auf Lautsprecher geschaltet, so wie wir es bisher taten. Ich dachte nur an Möglichkeiten der Schonung, weil meine Mutter beim letzten Besuch der Nachbarin auf einmal erklärte, dass sie unser Gespräch gar nicht mehr verstehe, und sie sehr fahl aussah. Also darf das einfach nicht zu lange und anstrengend werden für sie. Dazu kommt, dass sie schwerhörig ist und ihr Hörgerät nicht mehr so viel verbessert beim Hören, wie sie in letzter Zeit feststellte. Aber sie will es auch genau wissen und wir werden beide möglichst präsent sein im Gespräch mit der Ärztin und auch alles Nötige fragen, das will meine Mutter auch so, denn diese Ungewissheit jetzt ist für uns beide unerträglich. Die Ärztin wird sicher auch etwas lauter reden, wenn sie merkt, dass auch ich lauter rede mit meiner Mutter.

Wir sprachen übrigens schon über die nächsten Schritte. Meine Mutter ist schon misstrauisch und ängstlich, aber ich erzählte ihr von Dir und wie Du das geschafft hast. Der nächste Schritt wäre dann wohl die besagte Gewebeentnahme. Ich nehme an, das geschieht unter Narkose, aber doch sollte dieser Eingriff grundsätzlich nicht gefährlich sein, oder? Also wenn sie noch kein Ja dazu findet, müsste sie eben dann noch Bedenkzeit haben. Auf der anderen Seite zeigte sie heute eine rigide Seite im Sinne von: Jetzt gehen wir da gemeinsam durch, morgen machen wir das, sie hat das öfter wiederholt. Im Sinne von: Wenn schon, dann gleich. Und sie hat auch schon laut darüber nachgedacht, wie wir eine mögliche Behandlung und Chemotherapie vor der Familie verbergen und verharmlosen könnten, denn diese darf nichts vom Krebs wissen, außer wegen der Lungenentzündung und altersbedingte übliche Abklärungen, weil meine Mutter sonst nicht mehr in Ruhe gelassen wird, was sie aber gerade jetzt dringend braucht. Sie hat es mir auch nur gesagt, weil wir zusammen wohnen und sie auf mich angewiesen ist und ich als Schmerzkranke ebenso ruhebedürftig bin und sie deshalb verstehe. Die Energie der Gesunden wär nicht aushaltbar für uns, auch nicht für mich, dann könnte ich meiner Mutter nicht mehr ausreichend zur Seite stehen.

Als gutes Zeichen werte ich auch eine Bemerkung meiner Mutter heute: Eine Angehörige rief sie an und erzählte ihr ahnungslos von einer Frau im Sterben, deren Verwandten ihr immer wieder sagen: Lass endlich los! - Meine Mutter ärgerte sich richtig darüber, wie man eine Kranke einfach so zum Sterben überreden kann, damit es schneller gehe. Das sei pietätlos! findet sie. Wusste ich es doch, das sie nicht einfach loslassen wird, vor allem nicht, wenn es noch jemand so haben will. Wir stellten uns vor, wer von unseren Angehörigen auch so reden würde, wenn sie es wüssten, es gäbe durchaus einige. Gut, dass sie es nicht wissen. Es wird nicht pünktlich gestorben, dafür ist meine Mutter dann schon zu eigenwillig!

Ganz lieben Gruß an Dich, lotol! Gott segne und behüte Dich!
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LG Dream