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Alt 14.03.2017, 10:36
Melancholiker_76 Melancholiker_76 ist offline
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Standard AW: Mama Darmkrebs

Zitat:
Zitat von Conny84 Beitrag anzeigen
@Melancholiker_76: Neben dieser Normalität habt Ihr aber auch sicher Momente, in denen Ihr einfach ganz bewusst was Außergewöhnliches erleben und teilen möchtet, oder?
Hm, gute Frage. Könnte ich jetzt so auf Anhieb gar nicht sagen. Ich glaube, der Wunsch nach "Normalität" ist da wesentlich größer. Und das, was man dafür tut, kostet schon genug Kraft.

Ich kann schon nachvollziehen, dass du deiner Mutter und dir noch ein paar besondere Momente bescheren möchtest. Aber du brauchst auch nicht dein eigenes Leben danach ausrichten. Das erwartet weder deine Mutter noch sonst irgendjemand. Und wie hier schon gesagt wurde, besteht dein Leben nach wie vor auch aus anderen Menschen, bspw. deinem Freund.

Zitat:
Gibt es Wünsche, die Dein Papa hat?
Eigentlich keine besonderen. Als er im Krankenhaus war, wollte er einfach nur nach Hause, und glücklicherweise ging das auch recht schnell. Er liebt unsere kleine Stadt und ist ein kleiner Lokalpatriot, deswegen war das fast schon sein einziger Wunsch. Ansonsten hat er nur Wünsche, was das Essen betrifft.

Zitat:
Es ist bewundernswert, wie wacker Du Dich hältst. Das gibt allen in Deiner Familie Kraft. Das ist so viel wert.
Danke für die lieben Worte! Das bekomme ich auch von den Leuten in meinem Umfeld gesagt und bedeutet mir sehr viel.

Zitat:
Ihr kennt das sicher, wenn man sagt, dass man das Gefühl hat, sein Leben eher hilflos von außen zu betrachten. Das ist also dieses "neben sich stehen". Dann rebellieren Magen und Darm am laufenden Band, und ich gehe einfach mal davon aus, dass das totale Kopfsache ist.
Zum einen das, und zum anderen ist es auch Erschöpfung. Als mein Vater ins Krankenhaus musste, habe ich erst mal Durchfälle und Magenkrämpfe bekommen, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr hatte. Dazu kamen noch Erkältungssymptome, obwohl ich gar nicht erkältet war. Aber das passiert bei Schlafdefizit und wenn man sich permanent Gedanken macht.

Und als die Diagnose kam, stand ich auch erst mal komplett neben mir. Ich weiß nicht mal genau, ob ich es jetzt schon richtig verinnerlicht habe. Momentan funktioniere ich einfach nur, erledige die Aufgaben, die anfallen, und wünsche mir, ich könnte morgen wieder in meine "altes Leben" zurückkehren.

Dazu habe ich mir auch noch Gedanken darüber gemacht, ob ich letztlich tatsächlich die Pflege meines Vaters übernehmen werde. Meine Mutter kann das auf Dauer sowieso nicht, und ich glaube auch nicht mehr, dass wir das zu Hause leisten können. Momentan geht es noch, aber falls sich der Zustand meines Vaters verschlimmert, müssen wir uns was anderes überlegen. Deswegen werde ich jetzt eines Beratungstermin mit der AOK vereinbaren, damit wir uns über alle Möglichkeiten informieren können. Auf jeden Fall habe ich die Vorsorgevollmacht.

Zitat:
Und wenn diese Angst dann Wahrheit wird, verlierst Du einfach die Orientierung.
Ja, kann ich sehr gut nachfühlen. Bei mir war es "lustigerweise" so, dass ich mehr oder weniger gefasst war, als wir die Diagnose bekommen haben. Ich habe mir in den letzten Jahren auch das Hirn darüber zermartert, wie es wohl sein wird, wenn meine Eltern nicht mehr sind. Da gingen mir sogar Szenen durch den Kopf, die jetzt 1:1 eingetreten sind. Aber genau deswegen war ich auch in psychologischer Behandlung. Und da ich jetzt die Befürchtung habe, mich in dieser Denkweise irgendwie bestätigt zu fühlen, weil ich dann ja mehr oder weniger auf alles vorbereitet war, werde ich jetzt wieder entsprechende Hilfe in Anspruch nehmen.

Liebe Conny, bleib weiterhin tapfer und teile dich hier mit, wann immer du willst! Du machst das bisher super, und das, was du empfindest, ist völlig normal. Sei für deine Mutter da, aber opfere dich nicht zu sehr auf. Denn wenn du dich zu sehr hineinsteigerst, klappst du irgendwann zusammen - und das ist weder gut für dich, noch kannst du in diesem Zustand für deine Mutter da sein. Haushalte mit deinen Kräften und nimm dir immer wieder Auszeiten.
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