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Alt 05.06.2014, 12:02
Brise 54 Brise 54 ist offline
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Standard AW: Bikini für eine Brust

Guten Morgen, Ihr alle !

Wie handhabe ich das?
Nach meiner ersten Krebserkrankung war ich nahezu ununterbrochen als behindert zu erkennen, weil ich sehr häufig an Gehhilfen gehen mußte.
Das hatte zur Folge, dass ich mir in der Öffentlichkeit nach kurzer Beileidsbekundung unendlich viele Krankengeschichten anhören mußte.

Dies ist nun ca. 25 Jahre lang so gewesen. Ich hätte gern darauf verzichtet. Es stielt mir meine Lebenszeit, die ich gern mit anderen Tätigkeiten füllen würde, als über Krankheit zu reden und Krankengeschichten anzuhören. Krankheit ist Teil des Lebens, aber es gibt auch noch anderes, Erfreuliches.

Wenn ich während der Zeit, in der ich krebsfrei war, bei Veranstaltungen oder auch auf der Strasse Menschen gesehen habe, die ohne Haare waren oder Masken trugen, wurde ich dadurch immer wieder an eigene extrem belastende Therapien erinnert - und das war erneut belastend. Ich hätte also bei allem Mitgefühl für die aktuell Erkrankten gewünscht, dass sie mir und vermutlich auch anderen aus Rücksichtnahme z.B. im Konzertsaal diesen Anblick ersparen.

Dieses Mal bin ich einige Male mit Maske unterwegs gewesen - auch im Theater, weil ich nicht über Monate in der Isolation verschwinden wollte - und es hat sich um mich ein großer leerer Raum gebildet. Dabei kannte ich viele Besucher dort von früheren gemeinsamen Veranstaltungen. Nur eine ältere Dame hat nach der Vorstellung gefragt, ob ich Krebs habe. Sie war furchtlos, und ich konnte ihr wegen ihrer Unbefangenheit auch ganz problemlos antworten.

Ich glaube, man muß immer abwägen, was man den anderen und auch sich selbst zumuten möchte. Von einem gewissen Alter an ist den meisten Menschen bewußt, dass es Leid und Krankheit gibt, entweder haben sie es selbst erlebt oder aber im Familien - und Freundeskreis erfahren und mitgetragen.

Meiner Meinung nach braucht es da kein Statement mehr. Aber das kann jüngeren Menschen natürlich so vorkommen. Dabei fällt mir gerade die jüngste Krebspatientin ein, mit der ich mich einmal unterhalten habe. Sie war 2 Jahre alt und hatte Lungenkrebs. Das Wort "Katheter" kam ihr fließend über die Lippen...

So wie mir geht es ja vielleicht vielen Männern und Frauen - Erinnerungen aller Arten tauchen auf.
Möchten wir das wirklich?
Kann der Austausch nicht für alle befriedigender sein, wenn die Krankheit nicht betont wird?

Einen friedvollen Tag wünsche ich Euch!


Brigitte