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Alt 06.10.2013, 13:12
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo zusammen,

nun, ich begebe mich doch wieder in diese Gesprächsrunde (mit dem Begriff Diskussion verbinde ich andere Dinge = Assoziationen).

Mathias, Du befindest Dich mitten in der Therapiephase, also in der aktiven Zeit des Handels. Deine Gedanken über den letzten Weg ist normal, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass nur das Gespräch mit demjenigen, der die Vollmacht erhalten hat, wirklich klar und deutlich werden lässt was Du an Wünschen hast.

Evelyn, Du hast 2011 und dann erst wieder 2013 hier geschrieben, also immer außerhalb Deiner aktiven Krankheitsphase. Dein Weg erinnert mich ein bisschen an eine Bekannte, die ebenfalls sehr esoterisch angehaucht ist. Ein Weg. Ich bin erdverbunden . Aber dies ist völlig unwichtig, solange Dein Weg Dir hilft. Und das tut es wohl . Aber aus Deinen Beiträgen kann man sehr wohl erkennen, dass auch Du Kämpfe ausgefochten hast. Bis hin zu diesem - Deinen Weg.

Du siehst, ich habe mir Deine Beiträge angeschaut.
Nur so nebenbei, ich bin ein weiblicher Schreiberling
Und noch etwas. Du hast mir die Frage gestellt, ob das Leben nur Kampf sei. Mmmh, da hast Du dann einen Satz wohl überlesen:
Zitat:
Und geniesse in den Zwischenzeiten das Leben
. Ich musste mich zwar von einigen Hobbys, wie dem wandern, schweren Herzens verabschieden, aber bei der Vielzahl der Hobbys fällt das dann wiederum nicht ins Gewicht

Helmut hat vieles, was ich in anderen Worten ausgedrückt habe, ausführlicher dargelegt. Ja, Helmut, Du bist ein Akrobat des Wortes. Und das mit einer scheinbar leichten Feder. Bei Dir darf man davon ausgehen, dass Du nichts unüberlegtes schreibst . Deswegen hast Du mich mit zwei Sätzen schon überlegen lassen, ob und was es mir und den anderen eventuell sagen soll. Gerade vorher habe ich in einem Thread gelesen, dass sich jemand gefreut hat einen Marathon wieder zu laufen. Und so die Hoffnung auf ein normales Leben gerade wieder einen Sprung nach vorne gemacht hat. Jeder hat so seine Ziele, die er mit Normalität verbindet. Wünsche, die er gerne wieder aufnehmen möchte, weil es ihm Spaß und Freude macht. Manche Hoffnungen sind klein, aber sie sind da. Wangi weiß genauso wie ich, dass selbst die kleinsten wiedergewonnenen Bewegungen einen Sieg darstellen. Selbst nach bald sieben Jahren gibt es Momente, da halte ich inne und denke, wau, das konnte ich gestern noch nicht. Diese stillen Momente sind Gold wert . Werden aber vom Umfeld ggf. entgeistert wahrgenommen, weil man eben die Problematik nicht kennt, denn der Betroffene geht damit nicht hausieren. Warum auch? Denn nach sieben Jahren mit vielen großen und noch mehr kleinen Operationen ist man müde von seinen Auas ´s zu erzählen.

Kerejon, Du weißt schon, dass Ihr Chirurgen von vielen als ihr Schutzengel bezeichnet werdet? Mal davon abgesehen, auch Du bist ein Held.

Simi, auch hier hatte ich, wenn auch in meiner Art der Kurzform, hingewiesen, dass Angehörige Entscheidungen treffen müssen, die für alle letztendlich die Möglichkeit aufbietet weiter machen zu können. Was wäre wenn, warum habe ich das gemacht und viele andere Fragen werden Dich immer begleiten. Leider. Wir ein Volk der Dichter und Denker, wir denken manchmal zu viel. Grübeln würde man dann für die negativen Gedanken sagen. Die Diskussion mit sich selber bringt nichts, sie zieht nur runter. Denn bei einer Diskussion will einer der Gesprächsparteien Recht behalten, als Sieger vom Platz gehen. Lass es. Auch wenn es Dir jetzt nicht viel hilft, so ist eins sicher, Du hast ein offenes Auge und Ohr. Sonst hättest Du in Deinem Posting nicht schreiben können, was die Familie des Mitpatienten ausgestrahlt hat. Es wird ein langer Weg bis Du erkennst, dass es in diesem Moment die Entscheidungen waren, die getroffen werden mussten. Ansonsten bist Du bei der to-do-Liste von Helmut (Punkt 1 oder 3).

Chili, die (Chemo-)Threapien sind so unterschiedlicher Natur . Ich komme aus dem Hautkrebsforenteil. Hier darf der Betroffene dreimal die Woche selber für (i.d.R.) 18 Monaten die Spritze setzen, da gibt es niemanden, der das macht. Also hat es der Betroffene zirka 216 x in der eigenen Hand eine Entscheidung zu treffen. Für oder gegen. Wer Infusionen bekommt, wird ebenfalls bei jedem Gang aus dem Haus vor der Entscheidung stehen: gehe ich oder gehe ich nicht. Das sich in den Stuhl setzen, auf die Liege legen etc ist dann die Folge der Entscheidung. Also auch wieder aktiv geworden.

Und wie wir alle mehr oder minder geschrieben haben, so gefällt mir Kerejon´s Aussage am Besten:
Zitat:
An der Krankheitsakzeptanz werde ich mich dann versuchen, wenn ich wieder auf trockenem Boden stehe.
Genauso so ist es. Nur dauert es bei manch einem länger bis er wieder auf trockenem Boden steht.
Und sich neu orientiert hat. Manche Dinge muss man von der Lebensliste streichen, manche kommen neu dazu, andere bekommen eine neue Gewichtung. Das gilt auch für die Menschen, die einen begleiten

Und da wäre ich bei Ilse. Du schreibt häufig und gerne, dass Deine Familie und Dein Umfeld Dich unterstützt. Ich denke, dass hier auch das Lebensalter, in dem der Krebs auftritt, eine wesentliche Rolle spielt. Junge Menschen, Teenager, wollen nicht unbedingt mit Krankheit konfrontiert werden, ihr Schwerpunkt liegt im Leben erfahren, nicht ums Leben kämpfen. Wird man älter, so werden die Erfahrungen sich mehren und man hat mit seinen Freunden schon das ein oder andere gestemmt. Trotzdem gibt es Weggabelungen in allen Altersgruppen. Und dann ist wieder eine Entscheidung fällig. Mit oder ohne Kampf

In diesem Sinne
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Geändert von J.F. (07.10.2013 um 08:31 Uhr) Grund: Schreibteufelchen
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