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Alt 21.01.2003, 16:00
Gast
 
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Standard Welche Hilfe gibt es f. Angehörige

Hallo Ihr Lieben,
Egoistisch? Ja und nein. Aber irgendwie sind wir das ja alle. Auch wir Betroffenen. Manchmal ja, manchmal nein.

Aber bitte denkt immer daran, dass Euch Eure Lieben, die vom Krebs betroffen sind, unbedingt brauchen. Sie selbst können nicht einfach "flüchten" irgendwo hin gehen, und alles für eine kurze Zeit "vergessen". Irgendwann geht das vielleicht, aber dazu muss die Gesundheit schon einigermassen stabil sein.
Also, liebe Zisle51, während Dein Mann jetzt noch seine Chemo aushalten muss, wäre es ein bisschen krass für ihn, wenn Du gerade jetzt nach Teneriffa oder so verschwinden würdest.
Es sei denn, Dein Mann wäre damit voll einverstanden, und hat noch andere liebe Menschen um sich herum, was ja sehr wichtig ist.
Und es ist wieder was anderes, wenn ER diese Chemo am liebsten abbrechen und einfach mal zur Kur fahren möchte. (Aber wahrscheinlich weiss er, dass er das nicht kann, ... dass auch er weiter aushalten muss.)

Bitte sucht unbedingt das Gespräch mit Euren Männern, gell Kerstin? Wenn Dein Mann Dir schwere Vorwürfe macht, weil Du im Sommer mal alleine weg fahren möchtest, ... ist das für IHN natürlich noch unglaublich weit weg (zeitlich gesehen). Er selber lebt in seiner Krebsangst, (im Jetzt) und weiss JETZT natürlich noch nicht, WIE es ihm im Sommer gesundheitlich gehen wird. Der Gedanke, Dir da jetzt zuzustimmen, muss ihm sehr schwer fallen, und vielleicht ... fühlt er sich auch ein bisschen von Dir im Stich gelassen?
Versuche ihm in einem ruhigen Gespräch klar zu machen, dass Du dringend Pause benötigst, aber gib ihm zu verstehen, dass Du NICHT gehst, wenn es ihm wieder schlechter gehen würde. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Es ist nicht einfach, abzuwägen, wann man da sein sollte, und wann nicht. Wann der Zeitpunkt für eine Pause gekommen ist, und wann nicht. Ihr könnt es wahrscheinlich nur mit lieben Gesprächen heraus finden.
Wisst Ihr, mir geht's im Moment mit meinem Krebs auch gut, und trotzdem tut es mir heute noch ein wenig weh, wenn meine Lieben einfach so in Urlaub gehen. Es ist auf eine Art verletzlich, zusehen zu müssen, wie sich die gesunden Angehörigen um ihren "normalen" Alltag kümmern, während man selber tagtäglich mit dem eigenen Krebs konfrontiert ist und Ängste aussteht. Das hat nicht gross was mit Neid zu tun, es ist ein Gefühl des ... na, Verlassen seins. (Schwer zu erklären!)
Also, ehrlich gesagt, die meisten meiner Leute GEHEN einfach, sie fragen mich nicht mal erst, ob ich sie vielleicht brauchen könnte ...!

Darum sucht vielleicht das Gespräch? Ein Betroffener weiss nichts von Eurer eigenen Überforderung, wenn Ihr immer stark seid und ihm nichts davon sagt, nicht wahr?

Ganz liebe Grüsse an Euch alle, viel Mut und Kraft, gell?
Die "krasse" Brigitte
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