Thema: Angst
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Alt 09.04.2006, 17:02
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Erle Erle ist offline
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Standard AW: Angst

Liebe Sabine,
Du hast nun schon viele Antworten erhalten. Deshalb möchte ich Dir zum Mut machen die Geschichte meines Mannes erzählen.

Bei einer Magenspiegelung wurde bei ihm ein Tumor am Ende der Speiseröhre, Anfang Mageneingang diagnostiziert. (War komisch, mal stand Cardia-CA für Mageneingangskarzinom, manchmal Ösophagus-CA auf den Überweisungen).
Ein CT des Bauchraumes und das Röntgen der Lunge wurde noch am selben Tag gemacht, um abzuklären, ob es bereits Metas gab. Glücklicherweise war dem nicht so.
Es hat vier Tage gedauert, bis wir einen Termin im Aachener Klinikum bekamen. Ich hatte schon Angst, dass das alles zu langsam ging, einzig das genau in dieser Zwischenzeit der Papst gewählt wurde, unser deutscher Papst, machte mich zuversichtlich. Ich war mir damals sicher, dass nun alles gut werden müsste, und Benedikt XVI unser guter Engel sei.

Bei diesem ersten Termin wurden nur oberflächliche Untersuchungen gemacht.
Wir bekamen aber den Aufnahmetermin fürs KH, direkt einen Termin für die OP.
Der war 10 Tage später, das Warten war schlimm.

Das Klinikum Aachen ist ebenso wie Hannover und München auf diese Art der OP spezialisiert. Die Speiseröhre wird komplett entfernt, ebenso ein Teil des Magens. Der "restliche" Magen wird an den Schlund "angenäht" (bor klingt das blöd, aber ist so). Man nennt das Magenhochzug, den lateinischen Ausdruck hab ich jetzt nicht parat.

Mein Mann war nach 3 Wochen KH-Aufenthalt wieder daheim, hat eine AHB gemacht, die vom Krankenhaus aus beantragt wurde. (Wichtig hier der Sozialdienst, wende Dich an die, die helfen Dir auch in psychologischer Hinsicht und beim Beantragen des Schwerbehindertenausweis)

Er wurde als geheilt entlassen und hat sich großartig erholt.
Die Wahrscheinlichkeit bei dieser Art von OP, im Nachhinein Metastasen zu bekommen, ist sehr gering. Nur ein geringer Prozentsatz bekommt anschließend Metas (hauptsächlich Leber), sagten uns die Ärzte. Was solls, dachte ich damals, wir kriegen auch keinen 6er im Lotto, also gehören wir auch nicht zu denen. (ich naives Dummchen )

Die OP war 03.05.05. und im Januar konnte er wahrhaftig wieder arbeiten gehen. Wir waren so glücklich.
Um die Geschichte zu vervollständigen, muss ich schon sagen, dass er zu dieser verdammten kleinen Prozentzahl gehört, für die die Leidensgeschichte nicht vorbei war. Bei einer Kontroll-Nachuntersuchung wurden Leber-Metas gefunden.

Ich möchte Dir damit keine Angst machen, niemand von denen, die vor und nach ihm operiert wurden, die wir dort kennenlernen durften, sind von Metas betroffen. Die anderen haben wirklich ihr "altes" Leben wieder aufgenommen.
Schicksal, sagt der Arzt. Tja......

Es kommt darauf an, ob dieser Tumor bei Deiner Mutter schon gestreut hat. Wenn nicht, hat sie bei der richtigen Operation die besten Chancen.
Hab Mut, ich weiß, wie schwer es ist.
Liebe Grüße Erle

Geändert von Erle (09.04.2006 um 17:05 Uhr)
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