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Alt 30.10.2005, 07:22
tine tine ist offline
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Registriert seit: 17.07.2005
Beiträge: 44
Daumen hoch AW: Ich bin sooo furchtbar traurig..

Hallo Julie,

Du bist eine so starke Frau, das finde ich so bewundernswert! Du lässt Dich nicht unterkriegen, was Deine eigene Krankheit angeht und kämpfst täglich neu und schaust in die Zukunft. Du arbeitest, bekommst Kinder, denkst nach vorn und an die Zukunft, das finde ich so unheimlich stark!

Es tut mir sehr leid, dass Deine Großmutter so krank ist. ich verstehe gut, dass Du hilflos bist und ihr im Moment nicht helfen kannst. Aber Du hilfst ihr tatsäächlich enorm, wenn Du bei ihr bist, wenn Du an sie denkst und ihr das auch zeigst.

Du schreibst, dass sie ins Heim musste und Du Dir das nie verzeihen wirst, dass Du sie nicht aufnehmen konntest.

Liebe Julie, aber Du schreibst doch selbst, dass Du keinen Platz für sie hast. Außerdem hast Du 2 kleine Kinder, die Dich jetzt gerade brauchen, außerdem bist Du selbst ziemlich krank und gehst unter Morphium sogar arbeiten. Und die Rente bekommst Du doch auch nicht ohne Grund, oder?

Versteh mich nicht falsch, ich kann mir vorstellen, dass Du Deiner Großmutter gern helfen würdest, aber Du solltest keine Schuldgefühle haben, weil sie ins Heim gekommen ist.

Du brauchst doch Deine Kraft vor allem für Dich und die Kinder und Deine eiigene kleine Familie, und das was übrig ist, kannst Du dann erst einmal für Dich selbst "verbrauchen", damit Du all das auch weiter durchhältst und es Dir wieder besser geht.

Und ist es nicht auch die Frage, warum sich Deine Mutter denn nicht um sie kümmert oder sie aufnimmt? Sie ist doch ihre Mutter. Ich ahne vielleicht, warum dies nicht so ist, da sie sich um Dich ja auch nicht kümmert. Aber die "Schuldfrage", wenn sie sich denn überhaupt stellt, solltest Du nicht auf Deine Schultern legen!

Du kannst sie ja jeden Tag besuchen und Dich um sie kümmern, und es kommt ja auch immer auf das Heim an. Vielleicht wärest Du gar keine große Unterstützung für Deine Großmutter, denn mit Deinen ganzen täglichen Belastungen und Deiner eigenen Erkrankung weiss ich gar nicht, wie Du realistisch noch Deine schwerkranke Omi versorgen wolltest? Das hat auch nichts mit "Abschieben" zu tun, denn wie sehr Du sie liebst, das weiss sie ganz sicher und ich kann mir nicht vorstellen, dass Deine Omi Dir irgendwelche Vorwürfe machen wird. Und darauf kommt es doch an.

Es IST ungerecht, dass sie so krank ist. Und es IST wirklich schlimm, ihr nicht helfen zu können, dass sie wieder gesund wird. Aber Du kannst ihr helfen, indem Du für sie da bist, egal,und zwar egal, ob sie in einem Heim lebt oder nicht.

Ich verstehe Dich so gut, dass Du das Gefühl hast, ohnmächtig zu sein. Warum sie, warum ich, das ist die Frage, die sich alle Betroffenen und Angehörigen stellen.

Ich kann Dir nicht helfen, kann nur sagen, dass ich Dich verstehe und Dich einmal ganz doll drücke und hoffe, dass Du weiterhin für Deine Omi, aber auch für Dich selbst und vor allem Deine Kinder genügend Kraft behältst. Denn Deine beiden Kleinen brauchen Dich in erster Linie, und es nützt niemandem, wenn Du wegen Erschöpfung noch zusammenbrichst. So hart es klingt, aber Deine Mutter und ihre Geschwister sind hier in erster Linie gefragt, und wenn sich die Frage von "Verantwortung" einem Familienangehörigen gegenüber oder gar "Schuld" überhaupt stellt, dann stehst Du hier ganz sicher nicht an erster Stelle und dies solltest Du auch nicht so sehen.

Deine Mutter hat Dich im Stich gelassen. Das ist in erster Linie einmal das Problem und die Schuld Deiner Mutter, nicht Deine! Da fehlen mir die Worte, aber leider kenne ich das auch und es ist anscheinend öfter so, auch bei anderen, und das Wissen hat mir geholfen, so konnte ich aufhören, ernsthaft nach einem "Grund" zu suchen. Ich konnte mich jetzt lösen, erwarte nichts mehr und habe (bitter) abgeschlossen. Die vielen mails zu diesem Thema von usern haben mir hier besonders geholfen zu sehen, dass es mir nicht allein so geht, mir aber auch gezeigt, dass es immer noch ein Tabuthema ist, wenn Du dies öffentlich ansprichst.

Und das Gleiche scheint Deine Mutter nicht nur mit Dir, sondern mit ihrer Mutter zu machen.

Du schreibst:
Zitat:
Meine 2 Söhne (geb. Dez2002 und Nov2004) sind das beste was mir je passiert ist! Und ich kämpfe um jeden Tag
Liebe Julie, genau das ist jetzt wichtig, und ich glaube nicht, dass Du die Kraft hättest und Deinen Kampf weiter so erfolgreich führen könntest, wenn Du Deine Oma jetzt noch zuhause pflegen würdest. Ganz realistisch gesehen weisst Du das sicher auch.

Aber es ist doch nicht die Frage, WO Du Dich um sie kümmerst, sondern WIE. Wenn Du bei ihr bist, so oft Du kannst und ihr zeigst, dass sie nicht allein ist, dann ist es genau das, was ihr guttut, und dabei ist es egal, ob sie derzeit im Heim lebt oder nicht.

Und es muss ja nicht so bleiben. Wenn Du hier schon etwas länger bist im Forum, dann kennst Du auch all die Geschichten, die Hoffnung machen, und wo es heisst: "Eigentlich hätte ich schon tot sein müssen". Verstehst Du, was ich meine?

Lade diese Sorgen nicht allein auf Deine Schultern! Du brauchst Deine Kraft für Dich und Deine Kinder. Und das was übrig ist, gib Deiner Omi. Das ist weit mehr, als die meisten tun in deiner Lage.

Sei bei ihr, wenn es ihr gut tut. Ich weiss nicht, wie ich es sagen soll: Ich verstehe Dich so gut, dass Du Dich wie in einem Hamsterrad fühlst, weil Du nichts ändern kannst. Aber wenn Deine Omi Dich liebt, wird sie auch nicht wollen, dass Du jetzt zusammenbrichst.

Es IST ungerecht.

Ich wünsch Dir weiterhin ganz viel Kraft und Stärke.

LG Tine
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