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Alt 22.07.2014, 00:34
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebe Edeka,

jeden Tag habe ich jetzt über Deine Worte und Denkanstöße nachgedacht.

ich kann Dir nachfühlen, wie schlimm der Verlust deiner Mama für dich war. und tatsächlich fühlen ja auch Kinder ganz anders als wir ERwachsene - es interessiert mich sehr, wie Du es damals empfunden hast. Und wie es heute für dich ist. Was sind das für Fragen, die für dich unbeantwortet geblieben sind? Welche blinden Flecken hat Deine mama für dich hinterlassen? Wie hätte sie das ändern können?
Hat sie denn gar nicht mit Dir über die Krankheit gesprochen? Oder haben dich Ihre Worte nicht erreicht? Welchen Umgang hättest Du Dir denn gewünscht?
Hat Dein Vater nicht über sie mit Dir gesprochen? Dir aus ihrem Leben erzählt, damit sie Dir nicht fremd wird/ist?

Und warum warst Du Dir nicht sicher, dass sie dich geliebt hat? konnte sie dir das nicht vermitteln? Hast Du sie darauf angesprochen? Fragen über Fragen - wenn Du kannst, freue ich mich über eine Antwort. Es würde mich interessieren, um meine Kinder besser verstehen zu können, vielleicht.

Warum ich so lange zögerte, Dir zu antworten, hat aber einen anderen Grund : bereits in der letzten Reha, also vergangenen Herbst gab mir die Psychologin dort einen ähnlichen Rat wie Du: ich solle eine "hinterlassenschaft" für meine Kinder machen, ihnen eine "Schatzkiste" packen, mit Briefen, Texten oder sonstigem. Oder - tatsächlich das, was Du vorschlägst: zu jedem Geburtstag einen Brief ....

ich schaffe es nicht.

Diese SChatzkiste liegt wie eine Riesen-Aufgabe vor mir, die ich nicht bewältige. Sie ist so "aufgeladen" mit Bedeutung, ... ich finde keinen Anpack daran.
So rede ich jetzt zwar mit meinen Kleinen über meine Krankheit und auch über die Zukunft - soweit sie das eben überblicken können. Ich stelle mich ihren Fragen - immer und sofort und so gut ich das halt kann. Wir reden auch über das Sterben ...

Neulich fragte mich die kleine Maus: "mama, was ist eine Zelle im Körper???" (man beachten: 5 jährig !!!).
Das war ein sehr guter Einstieg, ein neuer Zugang für die beiden, diese Krankheit zu begreifen. Und auch, warum es mir mal gut und mal schlecht (nach Avastingabe) geht.


So, ich denke, es ist an der zeit, nicht mehr vor der "Schatzkiste" davon zu laufen. ich muss mich dem mal stellen. Denn ich glaube, es ist eine gute Idee. Aber sicher bin ich mir nicht.

Aber erst nach dem Urlaub.

Und noch schnell an Charlotte: hey, du sollst dich nicht entschuldigen, das war völlig o.k. So ist das halt mit der Trauer und der Trauerarbeit. ... immer stückchen für stückchen. immer wieder traurig, aber immer auch zu bewältigen. ...

@ all, mein neuer "Tag der Wahrheit" steht wieder: am 27.08. muss ich zum MRT.
aber vorher liegt noch gaaaanz viel Urlaub. und der böse Krebs muss leider zuhause bleiben und darf nicht mitfahren kommt davon, wenn man nicht artig ist
ich bin am packen und wurschteln und es macht sooo viel Spass.

lasst es euch gut gehen, meine lieben
Birgit