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Alt 07.06.2005, 23:06
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Esther Esther ist offline
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Standard Betroffener sucht Hilfe

Hallo Jürgen,

es tut mir leid, dass es Dich auch erwischt hat. Du hast die gleiche TNM-Diagnose wie mein Vater damals, vor eineinhalb Jahren. Allerdings ist er 27 Jahre älter als Du, und um Dir als erstes etwas Mut zu machen - es geht ihm heute sehr gut! Er bekam vorgängig der Operation sowohl Chemo wie Bestrahlungen, ein Vorgehen, das bei Speiseröhrenkrebs häufig angewandt wird und sich zu bewähren scheint. Bei einer OP wird der befallene Teil der Speiseröhre inkl. eines Sicherheitsabstandes im gesunden Gewebe entfernt und entweder durch ein Stück Darm ersetzt oder es erfolgt ein Magenhochzug. Bei meinem Vater war letzteres der Fall. Die Esssituation wird sich in beiden Fällen insofern ändern, als dass Du nach der OP nicht mehr grosse Portionen auf einmal essen kannst, sondern die Nahrungsaufnahme auf mehrere kleine Portionen/Tag verteilen musst.

Solltest Du Chemo bekommen, so würde ich Dir empfehlen, Dein Immunsystem mit der Einnahme von zusätzlichem Vitamin C zu stärken. Mein Vater hat im weitern damit begonnen, sich nach Absprache mit den Ärzten Iscador (Mistelpräparat) zu spritzen. Er tut das heute noch und will bis auf weiteres auch dabei bleiben. Das ist kein Mittel zur Heilung oder Vorbeugung von Krebs, sondern dient auch zur Stärkung des Immunsystems. Was auch immer Du zusätzlich an Therapien machen möchtest, besprich es unbedingt und in jedem Fall mit Deinen behandelnden Ärzten, da nicht alles bei jeder Krebsart verträglich ist und zum Teil sogar kontraproduktiv sein kann. Durch die Chemo werden bei vielen Patienten die Mundschleimhäute sehr stark in Mitleidenschaft gezogen, was äusserst schmerzhaft ist. Ich weiss nicht, ob Du bereits jetzt Schluck-/Essprobleme hast, aber achte bitte darauf, dass Du gleich zu Beginn der Chemo ein Mittel für die Mundschleimhaut bekommst, damit der Schaden so weit wie möglich in Grenzen gehalten werden kann, da es wichtig ist, dass Du so lange wie möglich normal essen kannst, um nicht durch einen grossen Gewichtsverlust zusätzlich geschwächt zu werden.

Was den Umgang mit den ärztlichen Entscheidungen betrifft, ist es relativ schwierig, Dir da einen Rat zu geben. Das hängt stark einerseits vom Umgang der Ärzte mit Dir und anderseits davon ab, ob Du genaustens informiert sein willst oder eher blind den Ärzten vertraust. Aufgrund Deiner Fragestellung gehe ich eher davon aus, dass Du an den Entscheidungen teilhaben willst - was ich auch als richtig ansehe. Unter dieser Voraussetzung kann ich Dir nur empfehlen, die Ärzte jeweils so lange zu löchern, bis alle Deine Fragen beantwortet sind und bis Du alles verstanden hast. Am besten wäre es, wenn Du Deine Fragen vorgängig einer Besprechung aufschreibst, damit Du nichts vergisst. Ich würde Dir auch raten, zu allen Besprechungen z.B. Deine Frau oder eine andere Vertrauensperson mitzunehmen. Vier Ohren hören mehr als zwei, und häufig ist es so, dass der Betroffene selbst aufgrund der für ihn sehr schwierigen Situation das eine oder andere gar nicht richtig mitbekommt.

Solltest Du psychische Probleme im Umgang mit Deiner Erkrankung haben, so haben viele Krankenhäuser Psychoonkologen, deren Hilfe Du in Anspruch nehmen kannst. Das gilt übrigens auch für die Angehörigen.

Lieber Jürgen, ich drücke Dir ganz fest die Daumen, und wenn Du Fragen hast, melde Dich, wann immer Du möchtest, hier ist immer jemand, der Dir zuhört und für Dich da ist.

In welchem Krankenhaus wirst Du übrigens behandelt?

Alles Gute, viel Kraft und liebe Grüsse

Esther
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Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen". Ich lächelte und war froh ..... und es kam schlimmer.
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