Thema: Urostoma
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Alt 10.04.2006, 23:27
Margarita Margarita ist offline
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Registriert seit: 28.01.2006
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Standard AW: Urostoma

Hallo Berit,
vor genau einem Jahr wurde meine Blase entfernt und so habe ich auch ein Blasenstoma. Die "technische Handhabung" erlernte ich recht schnell und ich bin gerade einigermaßen überrascht über die Berichte bezüglich des Schleims. Den habe ich glücklicherweise nicht - ich fand das auch sehr eklig, direkt nach der OP, zumal damals auch noch vier blaue Schläuche herauskamen (habe vier Nieren und daher vier Harnleiter).
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich das erste Mal wieder geduscht habe. Da legte ich meine Hand auf das Stoma und ließ meinen Tränen freien Lauf. Das tat sehr gut und ich sah mich an und dachte, das bin ich jetzt, es tut weh so auszusehen aber es gibt mir eine Chance zu überleben.
Ich habe noch zwei schulpflichtige Kinder und vor allen Dingen wegen ihnen darum gekämpft - daran gearbeitet - weiterleben zu wollen.
Der liebe Gott hat es gut mit mir gemeint: ich lebe noch immer , nach zwei OPs und 6 Zyklen Chemo mit Cisplatin und Gemcitabine. Erstaunlicherweise habe ich die Operationen (Entfernung der Blase, Gebärmutter, Eierstöcke, 12 Lymphknoten, Metastase in der Bauchdecke und Metastase in der Lunge) gut überstanden. Man sieht mir nichts an, wird mir immer wieder versichert. Nur dass ich sehr zugenommen habe
Also wie gesagt, die Handhabung wurde dir schon erklärt und zwischenzeitlich kann es deine Mutter vielleicht schon selbst. Ich wechsle normalerweise jeden dritten Tag und nun kommt bei mir der "Haken". Es fällt mir auch heute noch schwer, dieses Stoma zu akzeptieren. Oft schiebe ich den Wechsel noch einen Tag heraus und beim Wechseln färben sich meine Wangen rot, da mich das Ganze immer noch sehr aufwühlt. Fragen von Nichtbetroffenen beantworte ich in der Regel ganz kurz da ich sie als neugierig empfinde.
Ich beobachte mich dann aber wieder selbst, wie ich freimütig Bekannten, die noch nichts über meine Erkrankung wissen, erzähle, dass ich ein Stoma habe. Dann stört es mich wieder, wenn man den gefüllten Beutel erkennen kann und bin im Moment mit der Kleiderwahl ganz unsicher. Ein bisschen eitel bin ich ja schon und möchte nicht in "Säcken" herumlaufen.
Ich glaube, das ist einfach ganz verschieden bei den Betroffenen. Ich würde wirklich lieber sagen können: alles klar, alles bestens. Doch hoffe ich, dass die Zeit die Wunden heilt. Die sichtbaren und die unsichtbaren. Dazu mache ich seit Januar Musiktherapie und probiere vieles aus, was mir Spaß machen könnte und mich mit meinem "neuen" Körper versöhnt.
Hoffentlich ist mein Bericht nicht zu lange - jetzt ist mir gerade wieder ein bisschen weh ums Herz. Doch ich lebe und lerne immer mehr das Leben zu genießen und jeden Tag als Geschenk anzunehmen.
Von Herzen wünsche ich deiner Mutter viel Kraft, Mut und Selbstvertrauen. Ich bewundere deinen Vater, der den Wechsel des Stomas vornimmt und deine Mutter, die dies zulassen kann. Ich wollte dies bisher von niemandem aus der Familie. Mir war und ist es angenehmer, wenn dies ausnahmsweise mal die Stomaberaterin macht, denn wie gesagt, die Handhabung hatte ich schon sehr schnell erlernt.
Alles Liebe Margarita
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