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Alt 16.04.2003, 04:12
Gast
 
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Standard schlimme gedanken

Hallo Ihr Lieben,

Mich treibt mal wieder der Vollmond nicht schlafend durch die Nacht. Dabei kommen so viele Gedanken, Grübeleien. Conny, ich bin auch eine Grüblerin. Oder besser gesagt, ich mache mir sehr viele Gedanken, über Menschen, der Umgang mit Menschen, und vieles mehr.

Kann es sein, dass unsere "Schwierigkeiten" etwas mit der Mentalität unserer Eltern zu tun hat? (Conny, ich weiss nicht wie alt Du bist.) Sie haben eine andere "Schule" hinter sich und sehr sehr viele haben nicht gelernt, über Gefühlsthemen zu reden. Und erst recht nicht gelernt, sich über ihr Verhalten zu entschuldigen. Ihr soziales Muster war gestrickt vom Funktionieren, von äußeren Eindrücken - ja alles recht zu machen - und inzwischen glaube ich auch, aus Angst zugeben zu müssen, dass ihre Wege nicht die richtigen waren. Wir haben ein andere Denkweise und Situationauffassung vielen Dingen gegenüber.
Wir SPRECHEN darüber, wir haben die Ergebnisse aus Studien usw. Das alles hatten sie nicht. Wir wollen öffentlich mit den Problemen umgehen, sie anpacken und eine Lösung für die Seele finden.

Conny, DU kannst Dir die Verantwortung für Dich wieder holen. Es wird aber nicht von heute auf morgen geschehen, dafür sitzen die Erlebnisse zu tief. Das Nachdenken, das Grübeln um eine Lösung zu finden, aus dieser innerlichen Misere zu finden, ist hierbei der beste Ansatz. Es ist der Anfang. Wenn ich mich recht erinnere hat die Therapeutin Dir vorgeschlagen aufzuschreiben. Kannst Du Dich hinsetzen und das tun. Nehme 2 Blatt Papier, auf einem kommt der Titel "DU HAST" und da schreibst Du jeden Gedanken auf, der Dir in den Kopf kommt, was Dein Vater Dir angetan hat. Auf dem zweiten Blatt schreibst Du den Titel "Ich fühle deswegen"!!!!!
Und irgendwann kommt das 3. Blatt dazu "Ich lasse es nicht mehr zu, dass........"

Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber wir können daran arbeiten, dass sie uns nicht mehr weh tut. Dass wir erkennen, dass wir daraus gewachsen sind, für uns selbst etwas dazugelernt haben, auch wenn es nur "SO mache ich es nie" ist.
Das sind keine einfachen Schritte sich mit tiefsitzenden Problemen auseinandersetzen. Aber ich habe für mich gelernt und lerne immer noch, das Thema zuerst als mein Problem anzunehmen, mit welchem ich nicht umgehen kann, oder nicht die Fähigkeit dazu besitze, weil ich es nicht gelernt habe. Das Problem (die Auswirkung) zu erkennen, es als meines zu besitzen, meine Reaktion darauf und dann es in tausend Einzelstücke zu legen, zu analysieren. Mit meinen Gefühlen Achterbahnen zu fahren, sie auf meine ganz persöniche Art auszuleben, und dann die Lösungssuche anzugehen.

Eigentlich nur zu erkennen, dass ICH nichts dafür kann, wenn ein andrer Mensch so reagiert. Dass es im Grunde sein Problem ist, und nicht wirklich meines. Das ist auf meine Brüder bezogen. Sie sind etliches älter als ich und sind auch in der Anklagephase stecken geblieben. Ich hatte das Glück genügend Courage aufzubringen, und auch die Gelegenheit dazu, meiner Mutter zu sagen, was mich verletzt hat, wie ich so manches empfunden habe.
Es geschah ohne Anklage, mehr wie ein Monolog ohne Wertstellung.

Conny, ich kann Dir nicht sagen, wo ich die Kraft herbringe, aber ich weiß, dass ich einfach viel mehr über MICH und meine Reaktionen auf Situationen (auch im täglichen Leben) nachdenke.
Ich habe immer gegen dies und jenes und alles gekämpft, bis ich des Kampfes müde wurde. Aufgegeben habe ich ihn nicht, nur andere Prioritäten gesetzt, wofür oder wogegen ich kämpfe. Ich weiß, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann, aber ich weiß, dass ich das Heute und die Zukunft in der Hand halte. Und ich egoistich genug geworden bin, danach zu schauen, dass es MIR und den mir anvertrauten Menschen (meinen Söhnen) gut geht, ohne mich als Mensch aufzugeben. Mich so zu akzeptieren, wie ich bin, mit all den Stärken und Schwächen, die mich auszeichnen.

So, nun vorerst genug Tiefgang, schreibe später zum Vergeben und Verzeihen weiter.

einen lieben Gruß Euch Allen,
Jutta
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