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Alt 16.01.2013, 09:28
Odelbie Odelbie ist offline
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Standard AW: Gekämpft,Gehofft,Verloren

Guten Morgen Ihr Lieben hier,


wieder ein Tag geschafft, der voller Trauer,Schmerz und leer war.

Danke für die versuche mir zu helfen.
Ich versuche es mal zu beschreiben.
Ärzte erzählten uns alles mögliche. Sie verabreichten meinem Mann Medikamente ohne Ende. Es hat nichts geholfen, es hatte nur Nebenwirkungen. Alleine die Chemo. Jede Chemo schmerzte mir mehr als Jürgen. Jede Chemo nahm mir ein Stück von Jürgen weg. Jedes Medikament machte etwas anderes. Und so veränderte sich Jürgen Stück um Stück. Er mußte immer nur sich übergeben. Egal was er bekam. Ich versuchte es schön zu reden, das die Medikamente helfen. Sie taten es nicht. Wirklich nicht. Ich begann jede Packungsbeilage genau zu lesen. Machte mich im Net schlau und trug so noch weitere BEDENKEN zusammen.
So wurde ich eigentlich in diese chemische Schiene gezogen. Ich hatte Angst, dies wurde immer stärker. Und es artete aus, das ich Panik bekam, wenn wieder was neues verordnet wurde.
Alleine diese Nebenwirkungen, die auftreten können, machten mich kaputt.

Es löste in mir etwas aus, ich kann nur sagen ich kann keinen Arzt mehr vertrauen. Bekomme Panik wenn ich zu einem müßte. Weiße Kleidung und die Namensschilder an der Kleidung lassen mich in totale Angst einbinden. Ich kann in keine Klinik.Ich kann zu keinem Arzt. Mein gesamter Körper ist da wie versteinert, total durchgeschwitzt,voller Panik und Kopflos.

Als ich meine Oma am Sterbebett in der Klinik besuchte, da half mir meine Cousine. Sie fuhr mit mir im Fahrstuhl, keine Schwester,Arzt u.s.w. war zu sehen. Ich mußte ständig Wasser trinken, wegen dem Geruch in der Klinik und meine Cousine wartete vor der Tür, damit ich mir Sicher sein konnte.
Ich kann es nicht ordnen und verstehen, warum ich plötzlich diese Schiene fahre. Ich habe das Gefühl, wir wurden benutzt, es wurde getestet. Ich weiß es nicht.
Das ganze Ende um dieses Gefühl zu bestätigen war, als mich die Klinik in der wir erst waren anrief und fragte ob ich meinen Mann freigegeben haben für den Lehrstuhl zwecks Forschung dieses Krebses.
In diesem 2 Minutengespräch wurde ich in meinen Gedanken bestärkt, das meine Gedanken richtig waren.
Nun habe ich Angst, das es immer so ist.Das man Schutzlos ausgesetzt ist. Das man als Versuchshase genommen wird.

Ich kann zu keinem Arzt, der mir was verordnet. Ich habe eine Therapeutin, dort habe ich die 5 Schnuppereinheiten gehabt. Dann haben wir einen Antrag ausgefüllt um eine richtige Therapie zu bekommen. Doch die Kassen lassen sich Zeit. Wenn es mir richtig schlecht geht, kann ich die Therapeutin anrufen. Aber es gibt ja nicht nur mich auf der Welt. Ich hoffe die Kasse beeilt sich, damit wir weiter diese Sitzungen machen können. Ich hänge zur Zeit in der Luft. Ich funktioniere. Ich gehe mit Lisa zur ihren Bandproben, gehe spazieren und pflege ja zu Hause meinen Vater.
Mein Papa pflege ich seit über 10 Jahren bei uns zu Hause. Er ist jetzt 69. Er hat keinen Willen mehr, so zu Leben. Er liegt nur im Bett, schaut in den Fernsehr oder an die Decke. Ich gebe ihm das Essen ein, wasche und versorgen ihn 24 Std. am Tag.
Und im Moment stelle ich mir eben diese Fragen. Warum nicht er sondern Jürgen ? Warum muß sich mein Papa so quälen ? Wann darf er gehen ?
Er wurde von 2 Jugendlichen auf offener Straße zusammengeschlagen.
Schädelbasisbruch offen, Hirnblutungen und Hirntrauma 4 Grades.
Er kann nix mehr. Gefangen im eigenen Körper. Er würde gern sterben wollen und ist noch immer hier auf Erden. Und Jürgen ? Er hatte doch noch viel vor- er wurde einfach genommen.

Wer soll das verstehen und vorallem wie ?

Nun bin ich dabei, mich mit dem Gedanken zu beschäftigen, meinen Papa ins Heim zu geben. Weil ich denke ich kann ihm in meiner Situation nicht mehr gerecht werden weil ich mit mir schwer zu kämpfen habe.
Dann holt mich das schlechte Gewissen wieder ein und sagt :"Das kannst du nicht machen, ihn einfach abschieben ". Ich weiß es nicht , kann nicht wirklich klare Gedanken finden um alles neu zu ordnen.
Was soll ich tun ? Darf ich das tun ?
Habe ich das Recht, mir erst einmal selber zu helfen ? Bin ich nicht in erster Linie Mama und muss für mein Kind dasein ?

Schlafpillen zu nehmen, ja . Ich habe Schlaftee versucht. Heißes Bier mit Zucker sagte mir meine Oma. Schlafsterne habe ich probiert.
Nachdem Jürgen starb, bekam ich von den Ärzten ein Mittel mit dem Namen Mirtazapin 30 mg. Das sollte ich nehmen, da würde es mir besser gehen.
Ich ging nach Hause und nahm die Packungsbeilage.Schwitzen,Ruhelosigkeit,Stimmungss chwankungen,Fieber, erhöter Herzschlag bis hin zur Bewußtlosigkeit.
Das sind die Nebenwirkungen. Soll ich das nehmen ??? Das kann ich nicht.

Ich sollte was zum beruhigen bekommen und es war etwas , was mir totale Angst machte. Und schon war ich wieder bei den Gedanken, wie es bei Jürgen war.

Wie soll ich da heraus kommen ? Wie nur.

Sorry, wenn ich hier so viele Dinge schreibe. Ich weiß das auch ihr alle mit Trauer,Sorge und vielen anderen Problemen beschäftigt seit.
Es tut mir so leid, das soviel durch den Verlust eines Menschen passiert. Das man es eben nicht einfach so abschreibt, weil es so ist. Das man so lange daran arbeiten muß um es zu begreifen. Ich würde die Last gern auf mich nehmen, damit es euch hier Alle die einen geliebten Menschen verloren haben besser geht.
Ich möchte euch ein Kraftpaket schicken und eine liebe Umarmung.
Ich sage Danke.



Liebe Grüße
Grit mit Lisa fest an der Hand und Jürgen und Oma Erna fest im Herzen





Meine liebe Lisa,

ich weiß das du hier liest und ich weiß das du dir große Sorgen machst um mich.
Wenn der Mensch stürzt, dann ist das nicht schlimm. Das passiert ab und an im Leben. Was schlimm wäre, nicht zu versuchen wieder auf die Beine zu kommen. Bitte gib mir etwas Zeit. Ich muss verstehen lernen und ich muss begreifen. Deine Musik gibt mir Kraft und deine Nähe ist so schön. Ich werde Kämpfen für unser gemeinsames Leben. Ich liebe dich soooooo sehr , du mein / unser Kind.
I LOVE YOU
deine Mama mit Papa ganz fest im Herzen
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