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Alt 16.07.2005, 18:23
viola viola ist offline
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Standard Und wieder ein neues Mitglied

Liebe Irene,

oje, du Arme! Die Zeit, die du jetzt durchmachst, ist wirklich die schlimmste. Aber glaube mir, auch du wirst mit der Zeit durchblicken. Einigermaßen wenigstens, wie die meisten von uns hier. Das wichtigste, was man ganz schnell lernen muss, ist, mit Ungewissheiten zu leben, ohne gleich zu verzweifeln. Natürlich war die Diagnose auch für mich wie ein endloser Sturz ins Leere... Aber wenn ich so zurückblicke, kann ich ehrlich sagen: es war alles weit weniger schlimm, als ich es befürchtet hatte.

Nun will ich aber versuchen, etwas aus meiner Erfahrung beizusteuern. - M.E. ist bisher alles richtig gelaufen: Mammographie, Sonographie (auch Ultraschall genannt) und dann infolge des unklaren Befundes die MR-Mammographie (auch Kernspintomographie genannt). Die Anreicherung von Kontrastmittel im verdächtigen Bereich kann (kann!!) auf ein Tumorgeschehen hinweisen, deshlab wird dir mittels Stanze eine (bzw. etwa 4-5) Gewebeprobe entnommen werden. - Die Stanze tut übrigens nicht besonders weh, etwa so wie eine Spritze, aber mit Knall. - Das entnommene Material wird dann in die Pathologie zur Untersuchung geschickt. Sollte es sich um ein bösartiges Geschehen handeln, kann es etwa 3-4 Tage (oder sogar länger) dauern, bis das genaue Resultat vorliegt. Dieses gibt Aufschluss über Art, Ausdehnung und noch einige andere Merkmale des Tumors. Anschließend wirst du wohl durch die Metastasen-Ausschluss-Prozeduren geschickt: Lungenröntgen, Oberbauchsono, Knochenszintigramm, ferner werden wohl auch ein Herzecho und/oder EKG und ein Blutbild gemacht.(Ich hoffe, ich habe nichts vergessen). Aufgrund des Gesamtbildes der Ergebnisse wird dir dann ein Therapieplan vorgeschlagen, der in der Regel Operation, Chemotherapie, Bestrahlung und ggf. eine Hormontherapie, evtl. auch eine Immuntherapie mit einem Medikament namens Herceptin umfasst. Es muss aber nicht alles inbegriffen sein; das hängt von den Merkmalen des Tumors ab. In gewissen Fällen könnte dir als erstes eine sog. neoadjuvante oder präoperative Chemotherapie vorgeschlagen werden. Ferner wird zu entscheiden sein, ob du brusterhaltend (nur der Tumor wird mit einem Sicherheitsrand entnommen) operiert wirst oder ob dir die ganze Brust abgenommen werden muss. Heute kann in den meisten Fällen brusterhaltend operiert werden. Ggf. wird der Tumor vorher mit der oben erwähnten präoperativen (neoadjuvanten) Chemotherapie zum Schrumpfen gebracht.

So, ich glaube, fürs erste reicht das. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu viel für dich. Ganz wichtig ist noch, dass du dir vor Augen hältst, dass die Mehrzahl der Frauen mit BK wieder gesund werden. Warum solltest du nicht zu ihnen gehören? - FALLS das unklare Ding überhaupt ein Karzinom ist!

Oh, fast hätte ich etwas ganz Wichtiges vergessen: Ich hoffe, du bist an einem Brustzentrum zur Diagnostik. Und: selbst wenn es ein BK sein sollte, ist dies kein Notfall. Du hast genügend Zeit dich zu informieren und ausführlich beraten zu lassen. Lass dich nicht in eine Entscheidung reindrängen, von der du nicht überzeugt bist. - Du kannst ja mal auf der folgenden web site nachlesen:
http://www.ebreastctr.de/de/index.html

Liebe Irene, ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht. Stelle alle Fragen, die dich beschäftigen. Es wird sich immer jemand finden, der eine Antwort und ein paar aufmunternde Worte für dich hat.

Ich drücke dir die Daumen und sende dir ganz liebe Grüße
viola
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