Einzelnen Beitrag anzeigen
  #19  
Alt 25.06.2017, 00:19
jimbolaya jimbolaya ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.01.2011
Beiträge: 29
Standard AW: Wer hat Erfahrung mit Rituximab Monotherapie als Primärtherapie?

Zitat:
Zitat von gabriele6210 Beitrag anzeigen
Ich hatte meinen und einen weiteren Onkologen damals so verstanden, dass sie es nicht für ausgeschlossen halten, dass ein indolentes NHL (WENN überhaupt) mit einer SZT heilbar sein könnte ... Und dass man das dann aber nur bei verhältnismäßig jungen Patienten "ausprobieren" würde.
Mein bisheriges Verständnis war, dass sich ein indolentes NHL generell nicht kurativ behandeln lässt - also keine Heilung möglich ist. Dies ist bisher immer mit der langsamen Teilung der Krebszellen beim indolenten (niedrig malignen) Lymphom begründet worden. Krebszellen können bei einer Chemo nur während der Teilungsphase gekillt werden und beim indolenten NHL werden sich während einer Chemo niemals alle Krebszellen in der Teilungsphase befinden, sodass noch Krebszellen übrigen bleiben, sodass das Lymphom zurück kehrt.

=>Warum sollte eine HDT es denn nun auf einmal schaffen, alle Krebszellen beim indolenten FNHL trotz deren laaangen Teilungsphasen zu killen?

Dein Hinweis hat mich aber neugierig gemacht und ich habe auf PubMed folgende Studie aus 2014 gefunden, an der 655 Patienten mit FNHL ab 1989 teilgenommen haben. Hier die interessantesten Erkenntnisse:

Zitat:
Autologous Stem Cell Transplantation for Follicular Lymphoma: Favorable Long-Term Survival Irrespective of Pretransplantation Rituximab Exposure.


High-dose chemotherapy (HDT) supported by autologous stem cell transplantation (HDT/ASCT) has contributed to modify the natural history of follicular lymphoma (FL)
With a median follow-up of 12 years from ASCT, median progression-free survival (PFS) and overall survival (OS) were 9.7 and 21.3 years, respectively.
In patients who received rituximab before ASCT, the estimated 9-year PFS and OS from ASCT were 59.5% and 75%, respectively. // Das wäre genau meine Situation.

This analysis strongly suggests that ASCT is a potentially curative option for eligible patients with FL.

In the setting of relapse, it is of especial interest in pretransplantation rituximab-sensitive patients with FL. // Daraus schließe ich, dass ich erst bei einer Rituximab Resistance HDT+ASCT wählen würde.
Quelle: http://www.bloodjournal.org/content/...o-checked=true
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28533060

Zuerst war ich super happy, als ich die Studie gelesen habe! 21,3 Jahre Overall Survival klingt ziemlich genial. Aber es stellt sich mir die Frage: Wenn dort von Overall Survival geschrieben wird, dann ist der Median OS gemeint, richtig? Wenn ja, dann würde dies bedeuten, dass einzelne FL Patienten, die 1989 die HDT+ASCT gemacht haben, heute (28 Jahre später) vermutlich noch leben :-)

Allerdings soll man ja nie eine Entscheidung auf einer einzelnen Studie basieren lassen. Daher habe ich hier noch ein paar weitere Studien, deren Ergebnisse zum PFS und OS nicht ganz sooo positiv sind:

Eine Studie aus 2017 mit allerdings nur 30 Patienten:
Zitat:
Autologous hematopoietic stem cell transplantation for relapsed follicular lymphoma: safety profile and clinical outcome in a single-center experience.

We present a retrospective series of AHSCT for 30 FL patients (17 male and 13 female) at median age of 49 years.
Patients were transplanted in second or subsequent complete or partial response after at least one therapeutic line including chemotherapy and rituximab. // Selbe Situation wie bei mir.

The estimated 10-year OS and PFS were found to be 60% and 33%.
[...] Fifteen patients relapsed, and 11 out of them (73%) died of disease recurrence and chemoresistance
[/B] // Au weia!
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25373321 :

Und noch eine Studie aus 2012:
Zitat:
Autologous stem cell transplantation in follicular lymphoma: a systematic review and meta-analysis.

Available evidence suggests that high-dose therapy and ASCT as part of FL initial treatment does not improve overall survival.
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22190633

Und noch eine Studie mit 73 Patienten von 1996 bis 2009, die zusätzlich zu HDT+ASCT noch Rituximab erhalten haben:
Zitat:
Prolonged clinical remissions in patients with relapsed or refractory follicular lymphoma treated with autologous stem cell transplantation incorporating rituximab.

Progression-free survival (PFS) for patients who received rituximab [after HDT+ASCT] was 56.4% and 49.1% at 5 and 10 years compared to 36% and 21% in those who did not receive rituximab.
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25567231


Zitat:
Zitat von gabriele6210 Beitrag anzeigen
Ich für meinen Teil würde so lange es geht bei "watch & wait" bleiben und es dann noch mal mit Rituximab probieren. Damit bist Du schließlich gut gefahren und hattest 6 Jahre Ruhe.
Bisher hatte ich genau die selbe Idee! Erstmal W&W und dann wieder Rituximab und wenn ich irgendwann eine Rituximab-Resistenz habe, dann HDT+ASCT.

Allerdings habe ich bei der Recherche heute auch eine Studie gefunden, nach der ich der Meinung war, dass die Median PFS-Zeit (also wie lange dauert es circa bis zum nächsten Rezidiv nach der erneuten Rituximab-Mono) relativ gering (ca. 1 Jahr) wäre. Leider finde ich diese Studie nicht mehr wieder.

=>Wenn also jemand von euch eine Studie kennt, wie mehrfache Rituximab-Monotherapien sich auf die PFS und die Rituximab-Resistenz auswirken, dann bitte mal posten :-)

LG, Jan

P.S. Und falls sich noch jemand für die Therapie-induzierten Sterblichkeits-Raten bei HDT+ASCT interessiert, dazu hätte ich auch noch ein paar Studien gefunden. Sieht ganz gut aus:

Bei einer Studie zwischen 1987 und 1998 mit 264 Patienten, die eine HDT+ASCT gemacht haben, sind noch 10% an den Therapie-Folgen gestorben.
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11707813

Bei einer Studie zwischen 1990 und 2003 mit 1482 Patienten (ebenfalls HDT+ASCT) sind dann nur noch 2,8% an den Therapie-Folgen gestorben.
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16412136

Und bei einer Studie aus 2015 sind es nur noch 0.9%. D.h. ein vertretbares Risiko.
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25813206
__________________
10-2010 Zufallsdiagnose Lymphom
11-2010 – 04-2011 Staging, Diagnose: FL (Gr I, Stadium 3A), Abdomen u. Hals
05-2011 – 08-2011 W&W
09-2011 – 11-2011 Rituximab mono 4x
12-2011 CR :-)

06-2017 Rezidiv. LK 2cm. W&W.
07-2017 Empfehlung bei Behandlungsindikation: Rituximab mono 4x + ggf. Rituximab-Erhaltung (4x alle 2 Monate, SAKK-Schema)
11-2017 LK 3cm
12-2017 absofort vegan
2018 LK 45mm
2019 absofort ketogen
2019 LK 25mm
02-2020 zusätzlicher Hals-LK 25mm
06-2020 LK 25mm

Geändert von jimbolaya (25.06.2017 um 00:49 Uhr)
Mit Zitat antworten