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Alt 21.05.2017, 15:44
Elisabeth15 Elisabeth15 ist offline
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Standard AW: Lk-Forum-User stellen sich vor

Hallo,

ich möchte mich heute hier im Forum vorstellen, bin weiblich und inzwischen schon fast 62 Jahre alt. Im Oktober 2011 wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert wegen Lungenkrebs und Verdacht auf Lungenembolie.
Dort wurde dann ein kleinzelliges Lungenkarzinom (Stadium 4) festgestellt, Metastasen auf der Leber und der kompletten Wirbelsäule veranlassten die Ärzte, mir zu sagen, ich würde bald sterben - ein Schock!!!!! Mit 56 Jahren war das nicht mein Ziel!!!! Ich entschied mich, nach dem ersten Chemo-Zyklus, in meinen Geburtsort zurückzukehren, um dort zu sterben und beerdigt zu werden. Mein Mann rief meine Geschwister, die alle mit ihren Familien in meinem Geburtsort im Emsland wohnen, an und bat um Hilfe. So landeten mein Mann und ich (kinderlos) bei meiner Schwester, die Krebstherapie wurde im Pius-Hospital in Oldenburg fortgeführt. Auch dort gaben mir die Ärzte keine Hoffnung auf Heilung, die Behandlung war nur palliativ. Nach insgesamt 4 Chemo-Zyklen und prophylaktischer Kopfbestrahlung war der Tumor komplett verschwunden, vorsichtshalber wurden aber noch 2 Chemo-Zyklen hinterhergeschoben. Mir ging es absolut nicht gut, wo nur noch ca. 40 kg und habe Tag und Nacht geschlafen. Mein Mann hatte inzwischen eine Wohnung für uns gemietet, die Wohnung komplett mit neuen Möbeln eingerichtet, weil wir meine Schwester und ihre Familie nicht zur Last fallen wollten. Ungefähr ein halbes Jahr lang haben meine 2. Schwester und meine Schwägerin täglich für meinen Mann und mich mittags gekocht, mein Mann brauchte das Essen täglich um 12.30 Uhr nur abzuholen. Nachmittags wurde selbst gebackenes Brot, Kuchen und andere kalorienreiche Nahrungsmitteln von meinen Verwandten vorbeigebracht. Ich hatte durch meinen Mann und meinen Geschwistern und ihrer Verwandtschaft ernorme Unterstützung. Damit meine ich nicht nur die Versorgung mit Essen, auch viele Gespräche haben mir und auch meinem Mann Mut gemacht. Ich werde meinem Mann und meinen Geschwistern nie vergessen, was sie alles für mich getan haben.
Es sprach zwar alles gegen langfristiges Überleben, aber mein starker Wille und die liebevolle Unterstützung meines Mannes und meiner Familie haben mit dazu geführt, dass der Krebs erstmal nicht wiederkam. Die Kontrolluntersuchungen fanden zunächst alle 3 Monate statt, die Angst vor und an dem Tag war riesig, auch bei meinem Mann. Anfang 2013 war es dann soweit - der Tumor war wieder auf dem CT zu erkennen. Sofort wurde wieder die erneute Chemotherapie eingeleitet.
Nach 2 Zyklen war der Tumor wieder total verschwunden. Es wurde dann noch ca. 45 Mal die Lunge bestrahlt, um möglichst viele oder alle Krebszellen abzutöten. Auch diese Zeit war sehr hart, mir ging es oft magenmäßig überhaupt nicht gut und ich hatte mit Fatique zu kämpfen. Aber ich habe nie aufgegeben, an eine "Heilung" oder an das Überleben zu glauben. Die Onkologen und Radiologen im Pius-Hospital haben immer wieder in ihren Arztbriefen geschrieben, dass der Krankheitsverlauf bei mir äußerst ungewöhnlich, aber sehr erfreulich, ist. Ein Onkologe sagte mal, wenn sie sich nicht so sicher wären, würde er auf eine Fehldiagnose tippen.

In 5 Monaten sind 6 Jahre nach der Erstdiagnose vergangen. Fünf Jahre lang bin ich 1x im Monat von meinem Wohnort nahe Hannover nach Oldenburg gefahren, um dort eine Bisphosphonat-Therapie durchführen zu lassen. Im Herbst 2016 wurde diese Therapie beendet. Diese Therapie hätte ich auch in Hildesheim machen können, aber ich fühlte mich im Pius-Hospital in Oldenburg so gut aufgehoben, dass ich und meine Mann diese lange Fahrt gerne auf uns genommen haben. Ich bin den Ärzten und dem kompletten Personal so unendlich dankbar, alle haben mich immer menschlich behandelt und kompetent therapiert. Ich weiß nicht, wie alles ausgegangen wäre, wenn ich für längere Zeit nicht zu meiner Verwandtschaft gezogen und im Pius therapiert worden wäre.

Als Konsequenz aus dieser so positiven Erfahrung haben mein Mann und ich beschlossen, nochmal neu zu bauen, und zwar in meinem Heimatort. Jetzt freuen wir uns auf das neue Haus, das noch in diesem Jahr fertig gestellt wird.
Aber die Angst vor der nächsten Kontrolluntersuchung (jetzt 1x jährlich) ist immer da und das wird auch wohl so bleiben.

So, das war meine Geschichte/meine Erfahrungen mit dem Lungenkrebs! Ich genieße jetzt jeden neuen Lebenstag und denke über viele Dinge ganz anders als früher!

Also, gebt niemals auf, auch wenn die Prognosen noch so schlecht ist. Ich glaube, dass das sehr wichtig ist beim Kampf gegen den Krebs.

Viele Grüße an alle Betroffenen und toi toi toi für die Genesung!

Elisabeth
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