Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1828  
Alt 22.04.2010, 11:25
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.04.2008
Beiträge: 1.806
Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Diana,

ich muss unbedingt etwas tun, um mein Immunsystem zu stärken.

Heute war ich wieder beim Kinderarzt mit dem Kleinen. Die beiden Kleinen husten jetzt zu allem Überfluss auch noch sehr stark. Es will und will einfach nicht aufhören. Ich hoffe wirklich, dass mit dem wärmerwerdenden Wetter etwas Besserung eintritt. Angeblich soll es am Wochenende so weit sein. Bis jetzt haben wir hier kühle 6 Grad oder so. Jedenfalls tierisch kalt.

Wie geht es Dir denn? Was macht die Schulter?

Was das Trauertier angeht...also das ist, wie ich leidig feststellen muss, sehr wandlungsfähig. Immer wenn ich gerade denke:"So, jetzt kenn ich´s und weiß, wie ich mich drauf einzustellen habe!", ändert es seine Form und ich falle neuerlich in ein anderes, tiefes Loch.

Mamas Mann hat mir noch Fotos gegeben. Einen ganzen Stapel. Die anzugucken...also geht eigentlich. Ist nicht so, dass ich dann unweigerlich beginne zu weinen oder so, aber der Gedanke, nie wieder etwas gemeinsam erleben zu können usw., der ist schier unerträglich. Ich pack das alles gedanklich an die Seite und irgendwann kommt es durch und dann ist´s vorbei. Kennt aber jeder der trauert, glaube ich.

Liebe Mariesol,

ja, es ist wie Du schreibst - man steckt all das nicht so einfach weg.

Ich hab manchmal das Gefühl, man befindet sich dauerhaft unter einem gewissen Schock. Also man weiß zwar, was geschehen ist, aber dieses Begreifen an sich, das holt einen immer nur zeit- u. etappenweise ein. Sonst wäre es auch schier unerträglich. Ich gucke manchmal TV, zu meiner Schande gestehe ich, auch Big Brother hin und wieder - da werden manche Bewohner von ihren Mamas besucht. Wenn ich sehe, wie sie sich freuen, einander nach 3 Monaten mal wiederzusehen, dann denke ich bei mir:"Ach, wie gern hätte ich das auch!" Mir macht momentan ganz konkret das Bewusstwerden der Endgültigkeit schwer zu schaffen. Hinzu kommt so eine Art Gewissenskonflikt. Ich war ja immer viel bei Oma u. Opa als Kind. Hatte insbesondere zur Oma eine ganz enge Anbindung. Oma starb ja im März 2009. Ich hatte nie so richtig Zeit, Raum und Gelegenheit darüber zu trauern. Denn da war ja Mama mit ihrer Krankheit. Wenn ich morgens aufstand, war der erste Gedanke Mama-Krebs und es war der letzte Gedanke vor dem Einschlafen. Der Gedanke hat sich jetzt in die Gewissheit verwandelt, dass sie tot ist. Ich wache morgens auf, und denke an Mama und vermisse sie. Und abends, wenn ich zu Bett gehe und bete, dann ist es wieder so. Immer noch kein Platz für Oma.

Ich glaube es liegt auch daran, dass meine Oma schon viel älter war und mir auch immer das Gefühl gegeben hat (sie sprach es auch aus - wir redeten viel drüber), es sei so schon in Ordnung, wenn sie eines Tages mal sterben würde. Bei Mama ist das ganz anders. Ich hätte sie noch so oft gebraucht. Das fehlt mir. Ich brauche sie und weiß, dass sie nicht mehr kommt. Nach wie vor, 35 Jahre alt hin oder her, fühle ich mich "zu klein für diesen Scheiss". Ich hasse Krebs!

Zitat:
Ich bin gerade in einer recht stabilen Phase. ....
...Wenn ich jetzt an meinen Vater denke dann ist es unbelastet und in dem Gefühl, dass wir alles richtig gemacht haben.
Ich war eine ganze Zeit in einer stabilen Phase. Erstaunlich war das. Sicherlich auch mal traurig und weinerlich, aber doch wieder so im Leben und Alltag gefestigt, dass ich über mich selber gestaunt habe manchmal.

Momentan ist davon nicht mehr viel übrig. Und das Hadern, was ich so verurteile, weil es es einem nur unnötig schwer macht, will sich nun auch ab und zu einschleichen. Es gibt Dinge, die ich, rückblickend betrachtet, heute evtl. doch anders machen würde. Hätte, wäre usw. - das ist aber nichts, was ich gutheißen kann, und ich versuche mich da jedesmal wieder selber zu maßregeln und an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Momentan mit eher wenig Erfolg.

Kann nur besser werden, so hoffe ich.

So, nun muss ich was tun. Wünsche Euch beiden und allen die hier lesen u. schreiben noch einen schönen Tag.

Liebe Grüße

Annika
Mit Zitat antworten